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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Er
sagte, er würde morgen früh jemanden ins Archiv schicken,
um Näheres über den Vorfall auszugraben.» Sie
gähnte und streckte die Arme in die Höhe, sodass Halloran
von dem, was sich unter ihrem Uniformhemd verbarg, ein wenig mehr
zu sehen bekam, als er vermutlich hätte sehen dürfen.
«Ich bin erschlagen.»
    «Wenn ich mich
recht erinnere, hab ich Ihnen schon vor längerer Zeit gesagt,
dass Sie nach Hause fahren sollen.»
    «Na ja, wenn ich
mich recht erinnere, hab ich Ihnen dasselbe geraten.» Sie
bedachte ihn mit einem Seitenblick. «Sie sehen nämlich
schlimmer aus als ich.»
    «War schon immer
so.» Sie lächelte leicht, stand auf, schlüpfte in
ihre Jacke, griff hinein, um den Sitz des Schulterhalfters zu
prüfen, und zog den Reißverschluss zu. «Ein gutes
Gefühl, oder?»
    «Was?»
    «Das erste Date
hinter sich zu haben.» Sie zog sich eine dunkle
Strickmütze über den Kopf, wodurch ihre braune Ponyfrisur
gegen die Stirn gepresst wurde. «Beim nächsten Mal
können wir dann gleich ins Bett gehen.» Nun war er
wieder hellwach.

 
    Kapitel 10
    Der tote Jogger am
Fluss war die Aufmachermeldung bei allen Radiostationen in
Minneapolis gewesen ­ fast schon ein Wunder, wie Detective Leo
Magozzi dachte, denn schließlich befand man sich ja mitten in
der Football-Saison.
    Auf Anordnung des
Chief hatten er und sein Partner Gino Rolseth den ganzen Tag lang
an diesem Fall gearbeitet und deswegen den Mord an einem weiblichen
Hmong-Teenager aus der letzten Woche ans Ressort für
Bandenkriminalität abgeschoben. Gino hatte das gar nicht
gefallen. «Weißt du, wie sehr mich das ankotzt,
Leo?», hatte er sich bitter beklagt, als sie aus dem
Büro des Chief kamen. «Wir werden von einem Mord
abgezogen und gleich auf einen anderen angesetzt, und erzähl
mir bloß nicht, dass da nicht Politik dahinter steckt, wenn
wir von dem Mord an einem Bandenmitglied der Hmongs abgezogen
werden und uns dann ­ was für ein Zufall ­ mit dem
Mord an einem netten weißen Jungen beschäftigen
müssen, der sich mitten in seinem ersten Seminarjahr
befand.» Der nette weiße Junge hatte ein nettes
weißes Elternpaar, dessen Leben er und Gino in den wenigen
Sekunden zerstörten, als sie den Satz formulierten: «Es
tut uns sehr Leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihr Sohn tot
ist.» Nachdem sie die Fragen gestellt hatten, die sie stellen
mussten, warteten sie so lange, bis Freunde der Eltern eingetroffen
waren, um ihren Platz in der plötzlichen Leere einzunehmen.
Sie ließen zwei Menschen, die vor ihrer Ankunft noch Eltern
gewesen waren, als emotionale Wracks mit toten Augen zurück.
Die Mutter des Hmong-Mädchens hatte ganz genau so
ausgesehen.
    Mit Gino war danach
nicht mehr viel anzufangen gewesen.
    Wenn es Jugendliche
traf, tat er sich damit besonders schwer, und Leo schickte ihn
früh nach Hause, damit er seine eigenen Kinder sehen und mit
ihnen reden konnte, während er gleichzeitig bestimmt Gott sei
Dank, Gott sei Dank dachte.
    Magozzi hatte keine
Kinder, mit denen er hätte sprechen können, und auch
keinen Gott, um ihm zu danken. Also blieb er bis acht Uhr abends
auf dem Revier, erledigte Anrufe, sichtete Verhörprotokolle
und studierte den vorläufigen Bericht der Gerichtsmedizin, um
Anhaltspunkte zu finden, die auf ein Motiv oder gar auf einen
Verdächtigen im Fall des toten Joggers hinwiesen. Bis jetzt
stand er mit leeren Händen da.
    Jonathan Blanchard war
fast schon die Karikatur eines Musterschülers gewesen: ein
exzellenter Student am Seminar, der sich sein Studium damit
finanzierte, dass er zwanzig Stunden die Woche arbeitete ­
mittwochs und sonnabends machte er auch noch freiwillig Dienst in
einem Obdachlosenasyl. Wenn er also nicht mit Drogen dealte oder
von der Hintertür der Suppenküche aus Mafiagelder wusch,
hatten sie ganz schlechte Karten.
    Frustriert und in
düsterer Stimmung hatte Magozzi schließlich für
diesen Abend Schluss gemacht und sich in sein bescheidenes
Fertighaus am Rande eines besseren Wohnviertels von Minneapolis
begeben. Er machte sich das Abendessen in der Mikrowelle, ging
seine Post durch und entschwand danach über eine wacklige
Leiter im ersten Stock in sein Dachbodenstudio, um zu
malen.
    Vor der Scheidung
hatte er in der Garage gemalt, wo er im Sommer Legionen von
Mücken totschlagen musste und im Winter von einem Ring aus
Heizlüftern umgeben war, deren Betrieb die Stromrechnung
verdoppelte. An dem Tag, als Heather ausgezogen war und ihre
Aversion gegen Terpentin und ihre allergischen

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