Spiel unter Freunden
Er wollte sich nach außen
gelassen geben, aber Hysterie umwaberte ihn wie eine giftige Aura.
«Wir sind am Arsch», verkündete er
schließlich.
Grace registrierte
diesen Kommentar kaum, aber Annie bedachte ihn augenblicklich mit
einem finsteren Blick. «Prima Einstellung, Mitch.»
Mitch hob den Blick, um sie anzusehen. «Was, glaubst du, wird
mit Monkeewrench passieren, wenn das hier an die große Glocke
kommt?» Grace registrierte diese Bemerkung, drehte sich um
und sah ihn an. «Was willst du damit sagen, Mitch?»,
fragte sie vorsichtig, denn sie wusste sehr genau, dass sie die
Büchse der Pandora öffnete.
Mitch atmete
dramatisch aus und raufte sich die Haare. «Ich will sagen,
dass Greenberg schon stinksauer war, weil wir ein Game mit
Serienkillern entwickelt haben. Wenn er zudem herausfindet, dass
wir für eine Welle von Nachahmungsmorden verantwortlich sind,
dann wird Schoolhouse einschließlich fünfzig Prozent des
Umsatzes von Monkeewrench nur noch Erinnerung an eine
glückliche Vergangenheit sein.» Grace schreckte
zurück und sah den alten Freund an wie einen unsympathischen
Fremden. «Ich kann nicht glauben, dass du das jetzt wirklich
gesagt hast.» Mitch rieb sich das unrasierte Gesicht.
«Was? Ich bin der Einzige, der sich Sorgen macht? Ich spreche
von der Zukunft unserer Firma, Grace. Hier geht es nicht um einen
geringfügigen Rückschlag, sondern es ist eine
Katastrophe.»
«Um Himmels
willen, Mitch, da draußen sterben Menschen wegen unseres
Spiels!»
«Das ich von
Anfang an nicht entwickeln wollte, wenn du dich erinnerst.»
Er hatte beinahe geschrien, aber dann sah er ihren Gesichtsausdruck
und hätte sein Leben dafür gegeben, diese Worte
zurücknehmen zu können.
Deine Schuld,
Grace. Deine Schuld damals und deine Schuld auch jetzt
wieder.
Kapitel 15
Magozzi fühlte
sich wie Chicken Little in Twilight
Zone . Er
und Gino hatten soeben in einem Raum voller Menschen
verkündet, dass der Himmel einstürzen werde, und diese
Menschen saßen jetzt ungerührt da und lächelten
herablassend, als würden sie ihm seine Beschränktheit
nachsehen.
Sie hatten in einem
Raum, dem nach Magozzis Schätzung höchstens ein Meter in
der Länge fehlte, um als offizielles Basketballfeld dienen zu
können, auf einer exquisiten Polsterbank Platz genommen. Char
und Foster Hammond saßen ihnen direkt gegenüber. Sie
sahen braun gebrannt, fit und gelassen aus. Flankiert wurden sie
von den achtundzwanzig Gästen der Hochzeitsfeier sowie den
Eltern des Bräutigams.
«Nun,
Detectives, Sie dürfen uns glauben, dass wir Ihre Besorgnis
durchaus zu schätzen wissen.» Foster Hammond bedachte
sie mit einem einstudiert wohlwollenden Lächeln.
Magozzi dachte ganz
kurz, er würde ihm gleich noch den Kopf tätscheln und ihn
loben, weil er ein so wohlmeinender, wenn auch irregeleiteter
Beamter sei. «Aber ich möchte doch sehr bezweifeln, dass
dieses … Individuum es wagen könnte, eine derartige
Sache bei diesem speziellen Ereignis zu versuchen. Das wäre
nämlich der blanke Wahnsinn.»
«Es handelt sich
um einen psychopathischen Killer, Mr. Hammond», platzte Gino
heraus. «Und zu deren Verhalten gehört nun mal blanker
Irrsinn.» Magozzi ließ den Blick durch den Raum
schweifen, um vielleicht auf einem der Gesichter eine normale
menschliche Reaktion zu entdecken. Nichts dergleichen. Kein
einziges Wimpernzucken, als die Bezeichnung «psychopathischer
Killer» fiel. Sogar Braut und Bräutigam wirkten
kühl und reserviert, durch Erziehung und Geld abgeschirmt von
so gewöhnlichen und hässlichen Dingen wie
Mord.
Hammond reagierte mit
vornehmem Achselzucken. «Daran hege ich nicht den geringsten
Zweifel, Detective Rolseth, aber wenn er es nicht unbedingt darauf
abgesehen hat, in Gewahrsam genommen zu werden, dürften wir
ihn meiner Meinung nach heute Abend hier nicht zu Gesicht
bekommen.
Im Laufe der
verflossenen Monate ist sehr viel über das heutige Ereignis
berichtet worden, und das muss ich hinzufügen zu
unserem großen Missvergnügen werden die Medien zur
Stelle sein. Natürlich nur peripher.» Aber
natürlich doch, dachte Magozzi. Damit um Gottes willen der
Empfang nicht durch die Anwesenheit von Menschen beschmutzt
würde, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten
mussten.
«Ich habe Monate
dafür gebraucht, diese Teufel zu dem Einverständnis zu
bewegen, auf Distanz zu bleiben. Die sind wahrlich der Fluch meines
Lebens.» Hammond sprach lebhafter weiter: «Und was
für eine geradezu sensationell ironische
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