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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Höhe. «Und das ohne
Rassentrennung?«
    «Melden sich
nicht genug Schwarze. Hörst denn keine Nachrichten? Manchmal
haben die Brothers Glück, und manchmal geht's zu wie in Little
Rock.»
    «Was weißt
denn du von Little Rock?»
    «Hab
darüber gelesen.»
    «So? Wie alt
bist du eigentlich?»
    «Neun. Aber
schon fast zehn.» Und dann bald hundert, dachte Grace, und
ging wieder los.
    Es war jetzt fast ganz
dunkel, und sie wollte so schnell wie möglich nach Hause. Doch
der Bengel war nicht abzuschütteln.
    «Wohin willst du
denn eigentlich?», fragte sie ihn, ohne ihre Schritte zu
verlangsamen.
    «Geh nur
spazieren.»
    «Diese Helen,
ist das eure Pflegemutter?»
    «Ja.»
    «Und magst du
sie?»
    «Ist okay. Wenn
sie zu Hause ist, hält sie die anderen drei wenigstens davon
ab, mich umzubringen.»
    «Und wo ist sie
jetzt?»
    «Bei der Arbeit.
Kommt um halb acht zurück.» Grace sah bereits, dass
Charlie seine Nase hinter dem Baumstamm hervorstreckte. «Dann
hast du ja noch ungefähr eine halbe Stunde, um spazieren zu
gehen.»
    «Ungefähr.
He, ist das 'n Hund?» Graces Arm schnellte vor, um den Jungen
zurückzuhalten.
    «Er ist
schrecklich ängstlich.»
    «Oh.» Der
Junge kniete sich hin und streckte einen Arm aus, die rosa
Handfläche nach oben. «Komm'er, Junge, komm'er.»
Charlie legte den Kopf flach auf die Erde und versuchte, sich
davonzumachen.
    «Mann, was ist
denn mit dem passiert?»
    «Er war so, als
ich ihn bekam.» Der Junge legte den Kopf auf die Seite und
musterte den Hund aufmerksam. «Ist ja echt traurig.»
Grace sah ihn aus dem Augenwinkel an und überlegte: Jemand,
der in der Lage war, sich in das Leiden eines Tieres
hineinzuversetzen, konnte eigentlich kein völlig
hoffnungsloser Fall sein.
    Sie machte eine kleine
Handbewegung, über die Charlie lange nachzudenken schien,
bevor er sich schließlich erhob und vorsichtig auf sie zukam,
den Kopf in unterwürfiger Angst gesenkt.
    «Wow»,
flüsterte der Junge und rührte sich nicht. «Er hat
Todesangst, aber er kommt trotzdem. Du bist ein klasse
Alpha-Hund.»
    «Woher hast du
denn das schon wieder?»
    «Ich lese, hab
ich doch gesagt.»
    «Neunjährige haben
eigentlich nicht zu lesen. Sie sitzen vor Videospielen voller
Gewalt und ballern sich den Verstand weg.» Die Zähne des
Jungen leuchteten in der Dunkelheit unwirklich weiß.
«Ich bin eben ein Rebell.»
    «Das glaub ich
dir.» Sie sah zu, wie Charlie Zentimeter für Zentimeter
näherrobbte, weil sein Vertrauen in Grace letztlich im Kampf
gegen die Furcht vor Fremden die Oberhand gewann. «Komm
schon, Charlie, ist alles in Ordnung.» Aber Charlie wollte
nichts davon wissen. Er hielt abrupt inne und setzte sich auf.
Seine sorgenvollen Blicke wanderten hin und her zwischen der Frau,
die für ihn Sicherheit verkörperte, und dem offenbar
furchterregenden Gesicht eines kleinen Jungen.
    «Ich
schätze, näher kommt er …», hob sie an, aber
bevor sie den Satz beenden konnte, lag der Junge schon
rücklings auf dem Boden. «Was machst du denn
da?»
    «Ich biete ihm
meinen Bauch an», flüsterte er zu ihr hinauf.
    «Pose der
totalen Unterwerfung. Absolut nicht bedrohlich.»
    «Aha.»
    «Der Typ, der
nach Alaska gegangen ist, um mit den Wölfen zu leben? Der hat
gesagt, dass fremde Wölfe das machen müssen, wenn sie vom
Rudel aufgenommen werden wollen. Wieso trägst du eine
Knarre?» Grace seufzte und blickte zur Seite die dunkle
Straße hinunter. Anscheinend ließ sie erheblich nach:
An ein und demselben Tag hatten sowohl ein fetter Cop als auch ein
kleiner Junge bemerkt, dass sie bewaffnet war. Als sie sich wieder
umdrehte, stand Charlie über dem Jungen und wusch dessen
Gesicht mit seiner langen feuchten Zunge. Sein Hinterteil bewegte
sich rasend schnell hin und her.
    «He, Charlie,
bist ein guter Junge, du», kicherte der Junge und wand sich
jetzt, um der gnadenlosen Zunge zu entgehen.
    «Der alte
Wolfsmann, der wusste wirklich, wovon er sprach, was?» Grace
kreuzte die Arme und sah zu. Irgendwie missfiel ihr der Anblick.
Charlie ließ jetzt gar nicht mehr von dem Jungen ab, leckte,
winselte, wedelte völlig außer sich mit dem
Stummelschwanz und machte sich rundherum zum Narren.
    Jede Würde war
verloren gegangen. Und schlimmer noch: Sie ließ sich dadurch
ablenken. Ein Auto schien aus dem Nichts aufzutauchen und fuhr
langsam am Park vorüber. Sie hatte es noch nicht einmal kommen
hören.
    «Charlie!»
Leichte Panik in der Stimme, als sie sah, wie das Auto vorbeifuhr
und dann in die Auffahrt zum

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