Spiel unter Freunden
schnalzte mitfühlend.
Als die Gäste
eintrafen, postierten sie sich jeweils an einer der beiden
Gangways, beobachteten Chiltons Leute bei der Überprüfung
und schauten sich jede einzelne Person, die an Bord kam,
äußerst genau an. Kolossale Zeitverschwendung, dachte
Freedman, den es im Wollsakko fröstelte, während er die
Parade der reichen und noch reicheren Leute des Bundesstaates
abnahm, die an einer Phalanx bewaffneter Männer mit
Metalldetektoren vorbeimarschierten, als täten sie das jeden
Tag. Vielleicht taten sie es ja. Wie sollte er das wissen? Als der
Dampfer schließlich ablegte und sich auf den Fluss
hinausbewegte, begannen er und McLaren mit den Runden, die sie
festgelegt hatten, von Deck zu Deck, abwechselnd einmal außen
und dann innen. Trotz der Kälte stellte Freedman nach einigen
Runden fest, dass es ihm draußen mehr behagte als drinnen.
Man schicke einen schwarzen Zwei-Meter-Mann in einem billigen Anzug
auf einen Dampfer mit einer Horde Weißer aus den
«Fortune 500», dann wird es nicht lange dauern, bis
irgendeine hirnlose Braut, die mehr als sein Jahresgehalt am Hals
baumeln hat, ihn anweist, die Wasserkaraffe nachzufüllen. Das
geschah viermal während der ersten Viertelstunde, und seine
Geduld war inzwischen so erschöpft wie sein
Selbstwertgefühl angekratzt.
«He,
Freedman.» McLaren kam aus der Tür des
Zwischendecksalons, als er hineinsteuerte. «Ich wollte dich
gerade holen … Was ist denn los mit dir?»
«Die Leute
bestellen ständig Drinks bei mir das ist mit mir
los.»
«Arschlöcher.
Scheiße, vergiss sie einfach.» Er zog Freedman nach
drinnen und schlängelte sich mit ihm zwischen den Tischen
hindurch zur Tanzfläche. Die Whipped Nipples befanden sich auf
diesem Deck und spielten gerade etwas, das nach einem klassischen
Walzer mit Salsa-Beat klang. Es hätte Freedman vielleicht
gefallen, wenn nicht der dämliche Name der Band gewesen
wäre.
«Mit dir tanze
ich nicht, McLaren. Du hast zu kurze Beine.»
«Entspann dich,
Freedman. Ich bring dich doch nur zur Futterkrippe. Hammond hat
hinten in der Küche speziell für uns Sicherheitsleute ein
Büffet aufbauen lassen.»
«Ja?»
«Ja. Keine
Bratwurst drauf, sondern nur Kaviar und Hummer und so'n
Scheiß, aber ist gar nicht schlecht.» Kapitän
Magnusson machte seine obligatorischen Runden durch die Salons,
lächelte, beantwortete Fragen, war ganz der Kapitän.
Freedman fragte sich, wer wohl den Dampfer steuerte.
«Alles zu Ihrer
Zufriedenheit, Detectives?», fragte er, als sie an ihm
vorbeikamen.
«Alles
tadellos», salutierte McLaren und blickte auf einen feuchten
rosa Fleck auf dem Kragen des Kapitäns.
«Rosa
Champagner», gestand der alte Mann und betupfte den Fleck mit
einem schneeweißen Taschentuch. «Ich hatte einen
unglücklichen Zusammenstoß mit einer reizenden jungen
Frau und einem randvollen Glas.»
«So ein Pech
aber auch.»
«Würde ich
gar nicht sagen. Es war eher ein erhebendes Gefühl, denn sie
traf mich mit dem Bug. Frontal.» Der alte Mann konnte noch
ziemlich frivol grinsen. «Jetzt bin ich gerade auf dem Weg,
das Hemd hier in ein Waschbecken mit kaltem Wasser zu tauchen und
mir ein anderes anzuziehen. Bis später dann, meine
Herren.» Freedman und McLaren sahen ihm nach, wie er zur
vorderen Tür des Salons ging, und setzten dann an der
Tanzfläche vorbei ihren Gang ans Büffet fort.
Gleichzeitig blieben
sie stehen.
«McLaren?»
«Ja?»
«Die Toiletten
sind doch hinten.»
«Stimmt.»
«Er ist nach
vorn gegangen.»
«Genau. Zu
seiner Kabine.»
«Und wo will er
sein Hemd einweichen?» McLaren schloss die Augen und sah die
winzige Kabine mit dem einen Stuhl, dem Buch und der schmalen
Wandschranktür vor sich aber die Ersatzuniform hing an
einem Haken an der Wand, und warum hätte er sie dort
aufhängen sollen, wenn er doch einen Wandschrank besaß.
«Scheiße», hauchte er, und dann bewegten sich
beide, so schnell sie konnten, ohne richtig loszurennen,
schlängelten sich nochmals zwischen den Tischen hindurch und
ließen an der Tür eine Schar kichernder Brautjungfern
erschreckt auseinander stieben. Dann nach draußen in die
bittere Kalte, nach rechts, und sie fingen beide zu rennen an, der
kleine Ire und der große Schwarze, um so schnell wie
möglich die Kabine des Kapitäns zu erreichen.
Tommy Espinozas
Schicht war schon seit drei Stunden zu Ende, aber er saß noch
immer an seinem Arbeitstisch, schlürfte kalten Kaffee und
hämmerte Befehle in die Tastatur des Computers.
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