Spiel unter Freunden
sie auch weiß waren. Ich
werde langsam alt, dachte sie. Ich kapier die Beleidigungen junger
Leute nicht mehr.
Der Schläger zog
die Schultern hoch und senkte den Kopf.
Unter
zusammengekniffenen Augenbrauen sah er zu ihr auf.
«Wirst du gern
gefickt, Lady? Magst du es lieber in den Arsch?
Ist das dein Problem?
Dein Alter besorgt es dir nicht in den Arsch, wie du es gerne hast,
also kommst du zu uns, damit wir dich von hinten nageln?»
Solange sie nicht bewaffnet waren, würden sie noch ein, zwei
Jahre brauchen, bis sie wirklich gefährlich wurden.
Natürlich konnte
es sein, dass sie Messer hatten, und darauf war sie gefasst, aber
sie glaubte es nicht. Kerle wie diese hätten ihre Messer
ansonsten schon lange gezogen.
«Ich hab gesagt,
ihr sollt den Jungen loslassen», wiederholte Grace. Er machte
einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber stehen.
Er blinzelte, da es ja
fast dunkel war, und es flackerte etwas in seinen Augen auf, als er
sie richtig angeschaut hatte. «Oh, yeah, darum bist du
hergekommen, stimmt's? Gut, ich sag dir was. Du gehst runter auf
die Knie und lutschst mir mein Ding.
Dann überleg
ich's mir vielleicht.» Wahrscheinlich zeugte es von
schlechtem Benehmen, in dieser Situation zu lächeln, aber
Grace konnte nicht anders.
«Du bist ein
fieser kleiner Wichser, hm?»
«Soll'n das
heißen, ‹klein›?», fauchte er sie an. Da
musste Grace laut loslachen. Schon komisch, was manche Leute in Wut
versetzen konnte.
Er machte einen
weiteren schnellen Schritt in ihre Richtung und wollte den Arm
heben, schrie aber dann laut auf, weil ein schmerzhafter
Blitzstrahl von seiner rechten Handwurzel aus in seine Finger
fuhr.
Grace ließ die
Hand wieder auf Hüfthöhe sinken und sah ungerührt
zu, wie der Möchtegernboxer rückwärts taumelte und
sich an die Schulter packte. Im verzweifelten Bemühen, nicht
in Tränen auszubrechen, hatte sich sein Gesicht
verzerrt.
«Zum Teufel! Was
sollte denn der Scheiß? Wer bist du? Lass mich ja
zufrieden!» Grace schmollte. «Was? Keine romantischen
Anwandlungen mehr?»
«Miese Nutte.
Was hast du dämliche Fotze mit mir gemacht, dass ich meinen
Scheißarm nicht mehr bewegen kann?»
«Was hat sie
gemacht, Frank? Was hat sie denn gemacht?»
«Ich zeig's
euch.» Sie ging auf die beiden anderen zu, die über den
Kopf des schwarzen Jungen hinweg warnende Blicke austauschten,
seine Arme losließen und dann hastig
zurückwichen.
«Dein Arsch ist
so gut wie erledigt, Dreckstück!», zischte einer in ihre
Richtung. Obwohl sie eilig den Rückzug angetreten hatten,
wollte er doch noch einmal auftrumpfen.
«Du bist eine
mausetote Scheißnutte.»
«Mm-hm.»
Sie verfolgte die drei nicht wirklich, sondern ging nur in normalem
Schritttempo hinter ihnen her und blieb schließlich stehen,
als sie an den Bordstein kam. Sie sagte sich, es seien doch noch
Kinder, und Kindern dürfe man keine Angst einjagen.
Sie sah, dass die drei
in einem baufälligen Haus auf der anderen Straßenseite
verschwanden, und sagte dann laut: «Schleich dich ja nicht
von hinten an.» Sie drehte sich um und erblickte das schwarze
Bürschchen, das kaum einen Meter entfernt mitten in der
Bewegung erstarrte.
«Du solltest
mich doch nicht hören.» Geknickt.
«Hab ich
aber.» Seine volle Unterlippe schob sich trotzig vor.
«Niemand hört mich. Ich bin der schwarze Schatten. Ich
bin so leise wie die Nacht. Ich bin der Beste.»
«Du bist
gut», gab Grace zu. «Aber ich bin besser.» Sie
machte sich auf den Weg zurück zu dem Baum, an dem sie Charlie
zurückgelassen hatte. Am linken Tennisschuh des Kleinen, der
neben ihr trottete, schlappte eine lose Sohle. «Du
hättest dir auch ein neues Paar Turnschuhe stibitzen sollen,
als du die Jacke hast mitgehen lassen. Die kaputte Sohle hat dich
verraten.»
«Die Jacke
gehört mir.»
«Na
klar.»
«Gutes Leder
hält lange. Turnschuhe tun das nicht. Die hab ich wirklich
gemopst. Zeig mir doch mal, was du mit Frank gemacht hast,
hm?» Sie machte größere Schritte. «Mach,
dass du nach Hause kommst, Junge.»
«Genau. Ich und
die blonden Brüder allein zu Haus, nachdem sie deinetwegen als
Schlappschwänze dastehen?
Kommt nicht in Frage.
Ich warte, bis Helen kommt.» Grace blieb stehen, atmete durch
und sah dann auf ihn hinunter. «Du wohnst mit den Kids
zusammen?» Er deutete mit dem Kopf auf das Haus, das Fies,
Fieser und Am Fiesesten geschluckt hatte.
«Pflegemutter.» Er zuckte die Achsel.
Eine von Graces
Augenbrauen kletterte in die
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