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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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vorhabe, Wald und Wiesen zu heizen? In einer
Trotzreaktion, die zehn Jahre zu spät kam, ließ er die
Tür für Bonar einen Spalt weit offen und fragte sich,
warum sich die meisten seiner Erinnerungen auf die Winterzeit
bezogen, als habe er dreiunddreißig Jahre an einem Ort ohne
andere Jahreszeiten gelebt.
    Er hängte seine
schwere Jacke in den vorderen Wandschrank und legte sein
Klemmhalfter und die Waffe oben auf das Bord.
    «Wie
dämlich kann man nur sein?», hatte Bonar gefragt, als er
das zum ersten Mal miterlebte. «Angenommen, ich bin ein
Einbrecher im Drogenrausch, okay? Und du, was machst du?
    Du lässt deine
Knarre gleich hier vorne im Schrank liegen, damit ich sie schon
beim Reingehen finde und dir eine Kugel in den Wanst verpasse,
sobald du in Unterhosen die Treppe runtergewankt kommst.»
Aber Emma Halloran hätte niemals erlaubt, dass man Waffen
über den Vorflur hinaus in ihr Haus trug. Das galt sowohl
für die fünfzig Jahre alte Winchester ihres Mannes als
auch für die Neun-Millimeter-Dienstwaffe ihres Sohnes. Zehn
Jahre war sie jetzt schon unter der Erde, aber Halloran konnte es
immer noch nicht über sich bringen, an dem Wandschrank
vorüberzugehen, ohne seine Waffe abzulegen.
    Im Kühlschrank
stand eine Flasche Dewar's, was laut Bonar einer strafbaren
Handlung gleichkam, aber Halloran trank seinen Whisky eben gern
kalt.
    Zwei Gläser, in
denen sich früher Traubengelee befunden hatte, füllte er
großzügig und nippte an einem davon, während er
nachschaute, was der Kühlschrank ansonsten zu bieten
hatte.
    Er schob einen Stapel
Tiefkühlgerichte beiseite und wurde fündig: ein
rechteckiges Paket, in Schlachterpapier und mit Raureif bedeckt.
«Liebling, ich bin zu Hause!», rief Bonar von der
Eingangstür, die er laut hinter sich zuschlug. Er kam durch
den Flur in die Küche getrampelt und stellte zwei
Einkaufstüten auf dem Frühstückstresen
ab.
    Halloran beäugte
voller Skepsis das Grünzeug, das oben
herausschaute.
    «Du hast mir
Blumen mitgebracht?»
    «Das ist
Römersalat, Blödmann. Hast du Anchovis?»
    «Bist du
irre?»
    «Dachte ich
mir's doch.» Bonar machte sich ans Auspacken.
    «Aber keine
Angst. Ich hab die Anchovis, ich hab Knoblauch, ich hab eine
große Hand voll schlaffer grüner Bohnen, die erst mal
wiederbelebt werden müssten …»
    «Und ich hab
Ralph.» Bonar sog deutlich hörbar Luft ein und sah ihn
an. Ralph war der letzte Angus aus der Zucht von Albert Swenson
gewesen, bevor dieser seinen Hof verkauft und nach Arizona gezogen
war. Sie hatten gemeinsam den jungen Stier gekauft und ihn in den
letzten beiden Monaten seines Lebens mit Mais und Bier
gepäppelt. «Ich dachte, wir hätten ihm schon
letztes Mal den Garaus gemacht.» Halloran deutete mit einem
Kopfnicken auf das weiße Paket im Ausguss und reichte dann
Bonar einen Dewar's im Marmeladenglas. «Das Lendenstück
hab ich
aufgehoben.»      
    «Gelobt sei der
Herr.» Bonar stieß mit Halloran an, kippte seinen
Whisky runter und verzog das Gesicht. «Mann, wie oft muss ich
es dir noch sagen? Die Kälte mindert den Geschmack.
    Du darfst das Zeug
nicht in den Kühlschrank stellen, und außerdem sollte
man einen solchen Whisky verdammt niemals aus alten
Marmeladengläsern trinken, die mit Comicfiguren verziert sind.
Wer ist denn das hier? Der Marsmensch?» Halloran betrachtete
die dunkle Gestalt auf dem Glas seines Freundes genauer. Im Laufe
der Jahre war viel Farbe abgeschabt, aber ein Teil des Helms war
noch zu erkennen.
    «Verdammt. Ich
wollte doch den Marsmenschen.» Bonar schnaubte nur
verächtlich, während er sich nachschenkte, und dann
verrieb er eine Knoblauchzehe in einem Holznapf, den Halloran
eigentlich immer für eine Obstschale gehalten hatte.
«Verstrahl Ralph ungefähr drei Minuten lang in der
Mikrowelle, damit er auftaut, heiz den Backofen so stark vor, wie
es geht, und reich mir die gusseiserne
Bratpfanne.»
    «Ich dachte, wir
werfen das Fleisch draußen auf den Grill.»
    «Da hast du ganz
falsch gedacht. Wir werden Ralph bei größtmöglicher
Hitze anbraten und ihn dann in den Backofen schieben. Danach gebe
ich Wein in die Pfanne, schmeiß 'n paar Morcheln dazu, mach
uns eine super Soße und voilà!» Halloran kramte
in der Besteckschublade nach Steakmessern. «Das soll doch
wohl ein Witz sein, oder?»
    «Klar, war nur
ein Witz. Hast du schon mal versucht, in Jerrys Supermarkt Morcheln
zu kaufen?»
    «In der guten
alten Zeit hättest du das Stück Fleisch auf einen Stock
gespießt und vor eine

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