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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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seine massige
Silhouette hinderte die letzten Strahlen Tageslicht, durchs Fenster
ins Büro zu fallen. «Wir treffen uns bei dir. Ich muss
erst noch einkaufen.»
    «Wir
könnten doch in eine Bar gehen.»
    «Heute ist der
Vierundzwanzigste, Mike.»
    «Ich weiß
…» Halloran verstummte abrupt. «Oh,
Scheiße, Bonar. Ich hab's völlig vergessen. Tut mir
Leid, Mann, wirklich.»
    «Schon
gut.» Bonar besaß ein trauriges und gleichzeitig
albernes Grinsen, das alles verzieh. «Wir haben langsam zu
viele Tote im Oktober, findest du nicht auch?»
    «Wohl
wahr.»    
    Die Tote hättest du
nun wirklich nicht vergessen dürfen, sagte sich Halloran eine
halbe Stunde später, als er in seine Einfahrt bog. Er blieb
einen Augenblick im Wagen sitzen, kostete seine Schuldgefühle
voll aus und hätte sich fast gewünscht, er wäre noch
gläubig, damit er zur Beichte gehen könnte, um sich die
Absolution erteilen zu lassen.
    Eigentlich war Bonar
Junggeselle, aber genau genommen musste man ihn als Witwer
bezeichnen, und zwar seit Oktober 1987, als seine
High-School-Freundin bei einem Schneesturm von der Straße
abgekommen war und die Schnauze des Pickups ihres Vaters in
Haggertys Sumpf gesetzt hatte. Fast ein Meter Schnee war in den
folgenden 48 Stunden gefallen, aber die Straße bei Haggertys
Land war nur sehr wenig befahren, und es dauerte schließlich
ganze vier Tage, bis jemand mit dem Schneepflug bei der
Unglücksstelle angekommen war und die gefrorenen, nicht
sonderlich ansehnlichen sterblichen Überreste von Ellen
Hendricks entdeckt hatte.
    Sie war nicht sofort
gestorben, und das machte die Sache besonders schlimm, denn sie
hatte die Zeit genutzt, einen Brief an Bonar zu schreiben, der den
gesamten freien Rand der Standard-Oil-Straßenkarte von
Wisconsin ausfüllte. Sie hatte Schmerzen gehabt und gefroren,
aber aus ihren Zeilen sprach nicht die geringste Angst, denn sie
war sich absolut sicher gewesen, dass Bonar sie finden würde.
Sie schrieb von der bevorstehenden Hochzeit, von den drei Kindern,
die sie haben würden, von dem zweitürigen Thunderbird,
den Bonar unbedingt gegen ein anderes Auto eintauschen musste, weil
er nicht genügend Platz für die Kinder bot. Und am
Schluss, als die Bleistiftzeilen immer ungelenker wurden, tadelte
sie ihn in aller Liebe, dass er so lange brauchte.
    Sie schrieb jene
letzten Worte am 24. Oktober, und seither hatten Halloran und Bonar
alljährlich diesen Abend gemeinsam verbracht, hatten gegessen,
getrunken und nicht über Dinge gesprochen, die hätten
anders sein können. Diese Tradition war im Laufe der Zeit eher
ein Teil ihrer Freundschaft geworden, als dass sie etwa nur dem
bewussten Andenken an ein junges Mädchen gegolten hätte,
das vor langer Zeit gestorben war.
    Doch auf eine Weise,
die sie nie zu hinterfragen suchten, war das Datum wichtig
geblieben. Er hätte es niemals vergessen
dürfen.
    «Na ja, die
verdammten Schlüssel hättest du auch niemals vergessen
dürfen», sagte er laut und schlug mit der Handkante so
lange aufs Lenkrad, bis er den Schmerz nicht mehr ertragen
konnte.
    Hundert Jahre alte
Ulmen warfen ihre Schatten auf das Stück Land, das ihm von der
Farm seines Urgroßvaters noch geblieben war. Er hatte das
Haus, den Hof und den Garten instand gehalten, aber das alte
Gebäude im holländischen Kolonialstil wirkte wie
umzingelt von diesem neuen Siedlungsgebiet mit den kitschigen
Kletterrosen und den SplitLevel-Häusern. Das Haus war für
einen Mann allein viel zu groß, aber vier Generationen der
Hallorans waren darin aufgewachsen, und er konnte sich nicht
überwinden, es zu verkaufen.
    Er stieg aus dem Wagen
und ging über den Rasen zur Eingangstür. Dabei raffte er
den Kragen seiner Jacke enger zusammen, denn seit er vor kurzem das
Sheriffbüro verlassen hatte, war der Wind stärker
geworden, und trockene Blätter tanzten um seine Stiefel und
wirbelten fort ­ wahrscheinlich nach Florida, wenn sie schlau
waren. Man konnte den bevorstehenden Winter beinahe schon riechen.
Und wie sich Halloran jetzt erinnerte, hatte sein junger Deputy
Danny am Tag zuvor auch frühe Schneefälle vorausgesagt,
als sie gemeinsam zu einem Einsatz gefahren waren, der Danny den
Tod bringen sollte.
    Er betrat den kleinen
Vorflur und hörte seine von Schnee bedeckten Kinderstiefel auf
dem Boden poltern, und dann ertönte die Stimme seiner Mutter,
die inzwischen bereits seit zehn Jahren verstummt war. Sie ermahnte
ihn, die Tür hinter sich zu schließen, was er sich denn
dachte? Ob er etwa

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