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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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hast«, platzte es aus mir heraus.
    Sie lachte.
    »Nichts zu danken«, sagte sie. »Was hast du in der nächsten Stunde?«
    »In der nächsten Stunde?«
    »Ja?«
    »Ähh … Norwegisch?«
    »Frag mich nicht.«
    Es klingelte.
    »Sehen wir uns hinterher?«, fragte ich. »Nach der Schule, meine ich?«
    »Von mir aus gern«, antwortete sie. »Ich muss zum Training in der Halle. Danach können wir uns treffen.«
    Die Frage war nicht, wie es laufen würde, die Frage lautete, wie viele Tage es dauern würde, bis es nicht mehr ging und sie mit mir Schluss machte. Das wusste ich, aber ich versuchte es trotzdem, ich musste um sie kämpfen, man wusste ja nie, und jede einzelne wache Minute war sie in meinen Gedanken, einerseits als eine Art ausgedehntes Gefühl, eine konstante Sinneswahrnehmung, andererseits als eine eher nebulöse Wahrnehmung ihres Wesens und Charakters. Oh ja, ich musste kämpfen, obwohl ich im Grunde nichts besaß, womit ich kämpfen konnte. Ich wusste nicht einmal, worauf es bei diesem Kampf ankam. Sie nicht zu verlieren, sicher, aber wie? Indem ich einfach ich selbst war? Sollte das ein Witz sein? Nein, ich begriff, dass ich andere benutzen musste, und so besuchte ich in diesen Tagen verschiedene Cliquen mit ihr, damit nicht jedes Gespräch einzig und alleine auf meinen Schultern lastete. Zur Halle mit Lene, zum Kjenna mit Lene, zur Skilsøfähre mit Lene. Wir hatten in der Schule jeder eine Bibel bekommen, da im Herbst der Konfirmationsunterricht beginnen sollte, und mir kam der Gedanke, sie zu fragen, was sie mit ihrer Bibel gemacht hatte, denn dann würde ich ihr erzählen können, dass ich meine weggeworfen hatte, und damit hatte ich ein Thema gefunden, jetzt konnte ich die Leute, denen ich begegnete, fragen, was sie mit ihren Bibeln gemacht hatten. Lene hörte zu, Lene begleitete mich, Lene begann sich zu langweilen. Sie war eine Rose, wir küssten uns an einer Straßenkreuzung und gingen Händchen haltend über den Schulhof, aber ich war nur ein kleiner Junge, und obwohl ich nach der Entfernung meiner Zahnspange blendend weiße und regelmäßig stehende Zähne hatte, hielt es nicht, denn Lene langweilte sich mit mir, und als sie mich eines Abends zum Fußballtraining begleitete, sah ich, dass sie die Tribüne verließ und verschwand, die ganze letzte Stunde war sie fort. Ich ging in die Kabine, zog mich mit den anderen um und ahnte, dass etwas nicht stimmte, blieb im Eingangsbereich stehen, wo die Empfangstheke und der Cola-Automat standen, und blickte hinaus: Da stand Lene Rasmussen, und da stand Vidar Eiker, sie unterhielten sich und lachten, und an der Art, wie sie lachte, erkannte ich, dass es aus war. Vidar Eiker war im Vorjahr in der neunten gewesen, er gehörte zu der Clique, deren Treffpunkt die Fina war, und besaß ein eigenes Moped, auf das er sich in diesem Moment stützte.
    Ich ging auf die Tribüne und setzte mich.
    Eine halbe Stunde später kam Hilde zu mir. Sie setzte sich neben mich.
    »Ich habe schlechte Nachrichten, Karl Ove«, sagte sie. »Lene hat Schluss gemacht.«
    »Ja«, sagte ich und drehte mich weg, damit sie die Tränen nicht sah, die mir über die Wangen liefen. Aber sie hatte gesehen, dass ich weinte, denn sie sprang auf, als hätte sie sich verbrannt.
    »Flennst du?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Du liebst sie wirklich?«, fragte sie mit erstaunter Stimme.
    Ich antwortete nicht.
    »Aber Karl Ove«, sagte sie.
    Ich wischte die Tränen mit einer Hand fort, zog die Nase hoch und atmete langsam und bebend.
    »Steht sie da draußen?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Soll ich mit dir rausgehen?«
    »Nein, nein. Geh ruhig.«
    Sobald sie durch die Tür am Ende der Tribüne verschwunden war, stand ich auf, warf mir den Sportbeutel über die Schulter und ging hinaus. Ich wischte mir noch einmal die Tränen ab, hastete durch den Korridor, gelangte ins Foyer und öffnete die Tür, vor der sie stand.
    Ich senkte den Kopf und ging an ihr vorbei.
    »Karl Ove!«, sagte sie.
    Ich blieb stumm, und sobald sie nicht mehr zu sehen waren, lief ich los.
    Von da an war Lene mit Vidar zusammen, und ich war monatelang am Boden zerstört, aber dann kam das Frühjahr und fegte mit seiner Wucht alles weg. Eine Woche lang waren die achten und neunten Klassen auf Klassenfahrt, nur die siebten blieben in der Schule, und in diesen Tagen breitete sich unter uns eine Art Manie aus, denn wir überfielen die Mädchen, einer von uns schlich sich von hinten an und zog Pullover und Unterhemd hoch,

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