Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren
und „warum“ man sie anwendet und „wo“ sie am besten auf dem Fußballfeld gezeigt werden soll.
Es ist zwar wichtig, den Ball zu besitzen, aber wichtiger ist es, zu wissen, was ich am besten mit ihm anfangen kann.
In der modernen Lehrweise des Fußballs werden seine spezifischen Techniken nicht mehr isoliert oder losgelöst vom Spiel und besonders am Anfang des Trainings trainiert, sondern meistens direkt nach dem vereinfachten Aufwärmspiel, das immer ein bestimmtes Thema hat. Nach dem Spiel fragt der Jugendtrainer seine Spieler, welche Schwächen ihre Spielleistung negativ beeinflusst haben. Daraufhin bietet er den Spielern zur Verbesserung ihrer Spielfähigkeit eine Serie von Korrekturübungen („Tabletten“) an, die das Ziel haben, ihr technisch-taktisches Spiel auf ein höheres Niveau zu bringen.
Durch diese Art und Weise des Vorgehens werden alle am Training beteiligten Spieler motiviert, alle diese Korrekturübungen zu absolvieren , weil sie wissen, dass sie damit ihre Spielleistung verbessern können.
Man trainiert also eine Technik nur dann, wenn vorher im Spiel eine Notwendigkeit dafür entdeckt wurde! Eine Übung wird also dadurch „geboren“, dass im vorausgegangenen Spiel Mängel bei den Spielern aufgedeckt wurden. Das Einüben von technisch-taktischen Verhaltensweisen geht also nicht mehr dem Spiel voraus, sondern folgt ihm! Aus diesem Grund sollte auch viele Trainingseinheiten mit einem vereinfachten Spiel beginnen und nicht mehr mit vielen stereotypen Übungen.
Als Ausgangspunkt des Lernens und Lehrens gilt nicht mehr das Spiel der Erwachsenen, sondern ein vereinfachtes Spiel mit zwei, drei, vier oder fünf Spielern in jeder Mannschaft. Dieses hat sehr flexible Regeln, die beliebig verändert werden können. Dadurch, dass das vereinfachte Spiel in seiner Schwierigkeit und Komplexität den geistigen und körperlichenperlichen Fähigkeiten des jungen Fußballspielers angepasst wurde (und nicht umgekehrt!), gibt es bei den jungen Spielern bessere Lehrerfolge als beim Spiel auf dem großen Feld. Veränderungen in der Zahl der Spieler in einer Mannschaft, in den Ausmaßen des Spielfeldes, in der Größe und der Anzahl der Tore, im Gewicht und Umfang des Balls sowie in vielen technischen Regeln, die dem Alter und der Spielfähigkeit der jugendlichen Spieler immer angepasst werden, machen es ihnen möglich, effektiv und mit viel Spaß das Fußballspielen zu lernen.
In der traditionellen Lehrweise wurde eine Trainingseinheit immer mit einem Spiel („open skill”) beendet, das von den Spielern meist als eine Prämie für das voraufgegangene viele Einüben („closed skill”) angesehen wurde. Dieses Spiel jedoch hatte häufig wenig mit den zahlreichen Übungen zu tun, die vorher angeboten wurden.
In einer modernen Lehrweise ist der junge Spieler nicht mehr Ausführender der Anweisungen seines Trainers. Dieser regt stattdessen seine Spieler dauernd zum Denken an, damit sie lernen, selbst richtige Entscheidungen zu treffen.
Anstatt Instruktionen zu geben, die der Spieler bereits morgen wieder vergisst, erlaubt er es ihm, eigene Erfahrungen zu sammeln, die dann im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Auf diese Weise wird der Spieler auch mehr und mehr unabhängig von den dauernden Hinweisen und Befehlen seines Trainers. Johann Wolfgang von Goethe sagte bereits: „Unsere Jugend möchte eher stimuliert als instruiert werden.“
Das vom Trainer gesteuerte Entdecken des Fußballspiels ist heute die optimalste Lehrweise. Mit ihr stimuliert und führt der Trainer die Spieler durch spezielle offene und geschlossene Fragen zur Lösung des Problems. Er gibt ihnen zu verstehen, dass der Fußball immer im Kopf beginnen muss, bevor ihre Aktion auf dem Spielfeld (bestehend aus den drei Phasen Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und motorische Ausführung) mit dem Fuß beendet wird. Damit wird der Spieler zum Hauptdarsteller des Lern- und Lehrprozesses, während früher immer der Lehrer im Mittelpunkt des Trainings stand und Lehrautorität war. Um spezifische Fragen stellen zu können, die die Spieler beantworten müssen, sollten die Trainer von jedem vereinfachten Spiel die Lern- und Lehrziele im Angriff und in der Abwehr kennen.
Anstatt wie früher meistens einen Monolog zu halten, zieht es der moderne Trainer eher vor, mit ihnen dank gezielter Fragen einen Dialog zu führen . Dabei sollte der Trainer nicht zu viel sprechen, weil junge Fußballspieler lieber viel spielen möchten.
Die moderne Lehrweise
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