Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren
das Problem noch deutlicher. 1
Seit Beginn dieses Jahrtausends haben ich bei vielen von meinen Vorträgen darauf aufmerksam gemacht, dass „Fußball immer im Kopf beginnen muss und mit den Füßen enden sollte“. Die Zahl der Fußballtrainer, die das bestätigen, wächst ständig. Mehr und mehr wird erkannt, dass jeder Fußballspieler die Fähigkeit besitzen sollte, ein Spiel bzw. Teile von ihm zu lesen und perfekt zu verstehen. Dies sind Voraussetzungen für die Verbesserung ihrer individuellen und kollektiven Leistungen auf dem Feld, heute genauso wie auch morgen. So wird es in der Zukunft immer wichtiger werden, die Ausbildung der Sinne unserer Fußballspieler mehr und mehr im Training voranzutreiben!
Man sagt, dass ein Fußballspieler 85% aller von ihm aufgenommenen Informationen durch seine Augen erhält. Daraus muss man den Schluss ziehen, dass die Leistungsfähigkeit in einem Fußballspiel weitgehend bestimmt wird von dem, was der Spieler in der Lage ist zu sehen. Sehen und Schlüsselelemente aus einer komplexen Spielsituation zu erkennen und auszuwählen, ist eine Fertigkeit, die jeder erlernen kann. Aber man sollte dabei nicht vergessen, dass diese aufgenommenen Informationen einen großen Einfluss auf die Richtigkeit der Entscheidungsfindung im Gehirn haben.
Allerdings können die Augen eines Fußballspielers nur das sehen, was sein Gehirn bereits kennt! Deshalb sollte im Training jeder Spieler ständig neue technische oder taktische Erfahrung sammeln, denn, je mehr er weiß, desto mehr kann er sehen und erkennen! Seine reiche Erfahrung befähigt ihn dazu, eine bestimmte Spielsituation richtig zu lesen oder zu interpretieren, was seine Entscheidungsfindung nur positiv beeinflussen kann.
Die Anzahl der Ballverluste während des Wettspiels erheblich zu reduzieren, sollte deshalb das Ziel von vielen Mannschaften sein. Und dies kann man besonders dann erreichen, wenn weniger Fehler in der ersten und zweiten Phase von jeder Aktion auf dem Fußballfeld begangen werden: 1. der Wahrnehmungsphase und 2. der Phase der Entscheidungsfindung.
Ein Fußballspieler des zweiten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts verursacht mehr als die Hälfte seiner Ballverluste durch Fehler in diesen beiden ersten Phasen und nicht in der 3. Phase: der technischen Ausführung von dem, was er vorher gedacht hat. Folge dieser Erkenntnis wäre es heute, leichte Veränderungen in der Ausbildung unserer jungen Talente vorzunehmen. Neben dem Techniktraining und der fußballspezifischen Athletik und den kognitiven Fähigkeiten sollte den visuellen Fähigkeiten und auch dem „Gehirnjogging“ demnächst mehr Raum gegeben werden.
Viele Fußballer glauben, dass viele ihrer visuellen Fähigkeiten angeboren sind, wie z. B.
eine gute oder schlechte Spielübersicht,
die Fähigkeit, Spielhandlungen des Gegners oder auch der Mitspieler voraussehen (antizipieren) zu können,
die Beherrschung wichtiger Parameter wie Raum und Zeit,
mit mehr oder weniger Spielintelligenz und
mit einer guten oder unzulänglichen Aufmerksamkeit.
Alle diese Aspekte (und andere), die die Spielfähigkeit im Fußball ausmachen, sind trainierbar. Und um eine optimale Leistung in diesen Komponenten auf dem Fußballfeld erreichen zu können, ist es notwendig, das sensorische System des Spielers zu stimulieren, und hier besonders die Wahrnehmungsfähigkeiten und die Geschwindigkeit der Verarbeitung aller für die Lösung der Spielsituation verantwortlichen wichtigen Informationen im Gehirn (mit einem fußball-spezifischen „Gehirnjogging") 1 .
Der Fußballsport verlangt, dass sich jeder Spieler den wechselnden Situationen schnell anpassen kann. Zum Beispiel: Unmittelbar nach dem Ballverlust oder Ballgewinn muss der betreffende Spieler und sein Team entweder verteidigen oder auf Angriff umschalten. Häufig hängt der Erfolg des Spiels von der Geschwindigkeit des Umschaltens ab. In spezielle Trainingseinheiten, in denen die Wahrnehmungsfähigkeit und das Lesen des Spiels stimuliert werden, lernen die Spieler zu sehen und die wichtigsten Informationen im offensiven oder defensivenBereich zu erkennen, um dann in weniger als einer Sekunde zu einer richtigen Entscheidung zu kommen. Derjenige Spieler, der mit allgemeinen Übungen und speziellen Transitionsspielen vorbereitet wurde und deshalb mehr Erfahrung im schnellen Umschalten von Angriff auf Abwehr oder umgekehrt gemacht hat, wird schneller sein Verhalten ändern als ein wenig erfahrener Spieler.
Die in ihren visuellen
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