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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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dabeihaben?«
    »Nein.«
    »Dann hör endlich auf mit diesem Getue«, sagte sie ganz sanft. Sie führte meine Finger an den obersten Knopf ihrer Bluse, ließ ihn durchs Knopfloch schlüpfen. »Jetzt brauche ich deine Hilfe.« Sie lächelte. »Bei etwas, das du ganz bestimmt gut kannst.«
    »Ach, Lilah«, sagte ich, »ich bin jetzt nicht in der Stimmung.«
    Aber sie knöpfte bereits ihre Bluse auf und schob meine Hand unter den Stoff.

    Louis sagte nichts mehr von der Platte, zu keinem von uns. Wochen verrannen, das Licht in den Gassen wurde weniger, und bald fielen nasse Schneeflocken, wenn wir durch die dunklen Straßen gingen. Es war schon November. Die Bäume an der Seine wurden zu Glas, die feinen dünnen Zweige
schimmerten weiß. Ich fing an zu denken, dass ich vielleicht ja doch noch eine Chance hatte. Vielleicht würde er vergessen, wie schlecht ich gespielt hatte.
    Die Monate fühlten sich an wie nichts. Es war, als hätte sich Paris betrunken und verschliefe diesen ereignislosen falschen Krieg, der gar nicht wie ein Krieg wirkte. Die Franzosen lagen immer noch in ihren Stellungen hinter der Maginotlinie. Die Männer mit dünnen Schnurrbärten und schicken Kampfanzügen spielten Fußball oder Rugby oder züchteten winterharte Rosen. Soldaten auf Urlaub wanderten im Morgendunst durch die Straßen, zitternd vor Kälte und finster wie zur Nüchternheit verdammte Dichter. Manchmal sahen wir sie auf Parkbänken schlafen, in sich zusammengesunkene Gestalten im grauen Licht. Wir schliefen wie Tote in dieser Zeit.
    Von Polen erfuhren wir nichts, das Land war in Dunkel gehüllt. Ich vermutete, dass die Krauts sich den westlichen Teil einverleibten, aber es gab keine Meldungen über Kriegsgräuel. Ein kalter Wind blies von Osten, und bald waren wir alle durchgefroren, wenn wir nach Hause kamen und uns auf den Sofas niederließen. Der Junge sah aus wie ein Gespenst, die Wangen eingefallen, die Augen gelb vor Erschöpfung. Chip und ich lachten nur noch selten, und wenn, dann klang es bedrückt. Unsere Nerven waren zu sehr angespannt. Und immer noch meldete Louis sich nicht.
    Als im Radio die Meldung von einem Angriff der Russen auf Finnland kam, schüttelte Hiero nur traurig den Kopf. »Es ist Winter«, sagte Chip düster. »Sie werden alle abgeschlachtet werden.« Wir kauerten vor dem Kamin und genossen die leise bullernde Hitze, die Fäuste in den Achselhöhlen vergraben, während hinter uns wie ein zweites Feuer das Ra
dio fauchte und knisterte. Und Delilahs Kopf lag in meinem Schoß. Nichts davon schien wirklich zu sein.

    Dann rief endlich Louis seine Truppe zusammen.
    Ich saß im Bug , riss Stücke von einem altbackenen Hörnchen ab und überlegte, ob ich mit Gin oder Rotwein anfangen sollte, als Chip auftauchte und auf mich zu kam.
    Er wirkte aufgeregt. » Da bist du«, sagte er keuchend. Er hatte so einen fiebrigen Glanz in den Augen. »Ich hatte es schon fast aufgegeben.«
    »Was ist denn los?«
    »Wir müssen gehen, Mann. Louis hat angerufen. Er möchte mit uns über die Platte reden.«
    Mein Herz begann schneller zu schlagen. »Was … jetzt?«
    »Na ja, sicher, wenn es dir nicht gerade ungelegen kommt.« Er lächelte.
    Ich war aufgestanden und kramte Geld aus der Tasche, ein doofes Grinsen im Gesicht. »Und er hat gesagt, ich soll auch mitkommen, ich bin auch dabei?«
    »Wieso solltest du nicht dabei sein?«
    Ich erstarrte. »Was soll das heißen? Louis hat mich also nicht eingeladen?«
    »Er hat niemand bestimmten eingeladen. Er hat einfach angerufen und gesagt, es ist so weit, wir sollen ins Coup kommen. Da will er uns den Typen vorstellen, mit denen wir spielen sollen.«
    Mit einem Mal war die ganze Euphorie in mir wie weggeblasen. Ich sah Chip mit zusammengekniffenen Augen an. »Aber vielleicht hat er nur euch beide gemeint?«
    »Sid«, sagte Chip ärgerlich, »er hat es nicht gesagt, und
ich hab ihn nicht danach gefragt. Kommst du jetzt mit oder nicht?«
    »Scheiße«, murmelte ich.
    »Mann, er hat dich auf unseren Platten gehört. Er weiß, was du draufhast.«
    »Was hat er gesagt? Wie hat er sich genau ausgedrückt?«
    Chip sah mich genervt an. »Also gut. Wenn du’s ganz genau wissen willst, sagte er: Chip, kommt rüber ins Coup. Ach ja, und vergiss nicht, Sid die wärmsten Grüße an seine liebe Mama aufzutragen. Mann, stell dich nicht so an. Komm jetzt oder lass es bleiben.«
    Dann stürmte er davon, und mir blieb nichts anderes übrig, als hinterherzuhetzen.
    Sie saßen im Café Coup de Foudre am

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