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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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Sachen gesehen, Mann.« Chip pfiff leise. »Das hier ist nur das Sahnehäubchen obendrauf.«
    »Pass auf, pass bloß auf, was du über sie redest.«
    »Langsam, langsam, Sid«, sagte Paul gelassen.
    Chip lachte. »Jetzt spiel doch nicht den Moralapostel, Mann. Du bist doch sonst nicht so prüde, bitte. Also tu nicht so, als wär die Frau feinster Kaviar. Es gibt alle möglichen Geschmäcker, und du magst eben gern ganz gewöhnlichen Pfeffer.«
    »Pfeffer ist nichts Schlechtes«, bestätigte Paul.
    »Er ist schwarz«, sagte Chip.
    »Und pfeffrig.«
    »Genau, Mann, pfeffrig.«
    Ich sah mir die beiden aus der Nähe an. Chips wässrige Augen waren rot geädert. »Mein Gott, wie viel habt ihr eigentlich getrunken?«
    »Fast gar nichts«, sagte Chip in einem Ton, als empfinde er schon diese Frage als Beleidigung.
    »Wir haben die Flasche kaum angerührt«, sagte Paul.
    » Diese jedenfalls.«
    Paul lachte gespenstisch. Seine Schultern bebten. Er ließ seine Hände sinken, und Chip nutzte die Gelegenheit, ihm in die Karten zu schauen.
    Ich nahm die Flasche an mich. »Lieber Gott. Ernst will, dass wir irgendwann mal eine Probe veranstalten, damit Delilah uns hören kann. Meint ihr, dass ihr in nächster Zeit mal wieder nüchtern werdet?«
    Chip beugte sich vor. »Wie sollen wir proben ohne Fritz?«
    »Ohne Fritz können wir nicht spielen«, sagte Paul. Er wackelte mit dem Kopf.
    Ich blickte auf. Paul hatte sich eine neue Flasche Czech geschnappt und schenkte heimlich hinter dem Tresen die Gläser voll. Ich schüttelte nur den Kopf. »Mann, wenn ich mal so weit bin, dass ich stockbesoffene Kerle um Rat fragen muss, geb ich’s lieber ganz auf.«
    »Oh, er gibt’s auf.« Paul lächelte.
    »Aus die Maus, armer Sid«, sagte Chip. »Schenkst du uns noch einen ein? Gib Sid auch einen.«
    »Ich rühr das Zeug nicht an«, sagte ich.
    Chip warf mir einen tragischen Blick zu. »Weißt du, Mann, da hast du den genialsten Frauenkenner von ganz Berlin direkt vor dir sitzen, und du stellst ihm keine einzige Frage!«
    Ich sah Paul an, der mit hängendem Kopf dasaß. Und dann dachte ich, verdammt, was hab ich schon zu verlieren? »Okay«, sagte ich. »Jetzt mal im Ernst: Wie machst du es, Paul? Wie stellst du es an, dass sie auf dich fliegen?«
    »Du musst erst das Glas austrinken«, sagte Chip.
    Ich runzelte die Stirn. Dann kippte ich den Schnaps hinunter und stellte das Glas schwungvoll auf den Tresen.
    Chip haute mir freudig auf die Schulter. »Genau, so ist’s richtig. So kenn ich dich, alter Kumpel. Jetzt ist wieder alles im Lot.«
    Ich hustete hinter vorgehaltener Hand. »Also, Paul, was ist dein Geheimnis?«
    Er hob eine struppige Augenbraue. »Es ist eigentlich kein Geheimnis. Sie kommen von selbst zu dir, du musst es nur zulassen. Die Frauen möchten nicht gedrängt werden.«
    »Es schadet natürlich nicht, wenn du wie ein Adonis aussiehst«, bemerkte Chip.
    Paul zuckte schmunzelnd die Achseln.
    »Ihr spinnt alle beide.« Aber ich lächelte jetzt auch. Das machte der verdammte Czech, der mir wahrscheinlich gerade die Leber zerfraß. »Ich bin aber kein Adonis, Mann.«
    »Da hat er recht.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Paul. Er räusperte sich und schaute auf, als ob ihm gerade erst bewusst würde, dass er an einer dunklen Bar in einem geschlossenen Club saß und seit zwei Tagen sein Hemd nicht mehr gewechselt hatte. Er wischte sich mit dem Daumen die verschlafenen Augen. »Okay. Zuerst mal musst du dir darüber im Klaren sein, dass Frauen unlogisch sind. Man wird nicht schlau aus ihnen, ausgeschlossen. Wenn sie böse auf dich sind, bedeutet das, dass sie interessiert sind. Oder vielleicht auch nicht. Wenn sie dich ignorieren, bedeutet das, dass sie sich nicht für dich interessieren. Aber es kann auch sein, dass sie sehr wohl interessiert sind.«
    Ich nickte blinzelnd. »Okay. Frauen sind unlogisch. Klar.«
    Chip schenkte mir noch einen ein. »Und du musst ihnen das Gefühl geben, dass sie was Besonderes sind.«
    »Sicher.« Paul nickte. »Du musst ihnen das Gefühl geben, dass du ihnen zuhörst, dass du sie kennenlernen willst, so wie sie wirklich sind.«
    »Und du musst ihnen Sachen kaufen, Mann. Die Frauen mögen Geschenke. Oder hast du schon mal eine Frau gesehen, die Geschenke nicht mag?«
    Paul nickte. »Frauen mögen Geschenke. Das stimmt.«
    »Du musst erreichen, dass sie an dich denkt, bevor sie an den Jungen denkt. Darauf kommt’s an.«
    »Genau, darauf kommt es an.« Paul nickte weise. »Ja, so ist es. Wer ist

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