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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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hatte ihren Czech kaum angerührt.
    »Ich mag die Atmosphäre in Nachtclubs, wenn schon geschlossen ist«, sagte sie nach einer Weile.
    Ich nickte. »Wenn die Gäste alle weg sind. Chip sagt immer, die Clubs sind dann einsam, hoffnungslos. Ich empfinde das überhaupt nicht so. Für mich haben sie so was Unvorhersehbares an sich.«
    »Ja, als ob jeden Moment was passieren könnte. Man hat das Gefühl, es ist alles möglich .«
    Sie lächelte.
    Dann dachte ich einen langen, langen Moment lang an überhaupt nichts. Sie war so schön.
    »Was treibt ihr eigentlich da oben?«, rief Chip zu uns hinauf. Er und der Junge standen da, die Hände als Schirm über den Augen, und schauten nach oben in die Soffitten. Delilah winkte ihnen zu.
    »Wir verstecken uns vor den Nazis«, sagte ich. »Was hast du gedacht?«
    » Das bestimmt nicht«, sagte Chip.
    Der Junge lachte.
    Peinlich berührt warf ich Delilah einen Blick zu, aber sie schien es nicht zu bemerken. »Wieso nennen Sie ihn Chip?«, fragte sie.
    »Er hasst Charles.«
    »Warum das?«
    »Ach, er findet, das klingt so, als wäre er der Sohn eines Predigers.«
    Nach kurzem Schweigen fragte sie: »Was ist sein Vater?«
    Ich grinste. »Prediger.« Dann streckte ich die Hand aus und tippte ihren Knöchel an. »Hey, wollen Sie mal was richtig Komisches erleben?«
    Sie sah mich argwöhnisch an.
    Ich lächelte. »Nein, echt. Sie brauchen Chip nur zu fragen, was das C. bedeutet.«
    »Das C.?«
    »Das C. in seinem Namen. Fragen Sie ihn einfach mal.«
    »Hey, Charlie«, rief sie hinunter. »Was bedeutet das C.?«
    Er blickte hoch, das Gesicht verzogen, als hätte er Zahnweh. »Ich heiße Chip, einfach Chip.«
    »Was bedeutet das C., Chip ?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er verrät niemandem seinen zweiten Vornamen. Kein Mensch darf ihn wissen.«
    »Ich kann dich hören«, rief er mir zu. »Du bist nicht unsichtbar.« Und dann sagte er zu Delilah: »Wissen Sie, manche Dinge muss ein Mann für sich behalten.«
    »Manche Männer könnten sogar noch mehr Dinge für sich behalten, wenn sie wollten«, sagte ich.
    » So schlimm kann es doch gar nicht sein«, sagte Delilah. »Vielleicht Clayton?«
    Chip starrte ungläubig hoch. »Verdammte Scheiße, Sie haben es erraten. Auf Anhieb.«
    »Wirklich? Das C. steht für Clayton?«
    Er schnaubte abfällig. »Clayton? Bin ich aus Idaho, oder was?«
    Paul kam auf die Bühne, klappte den Deckel seines Klaviers auf und begann ganz leise zu spielen. Dabei beobachtete er Delilah und mich auf der Plattform.
    »Sie will seinen zweiten Vornamen wissen«, rief ich zu ihm hinunter.
    Er wechselte in eine tiefere Tonlage. »Sag ihr, sie soll es mal mit Cecil probieren.«
    »Paul meint, es könnte Cecil sein«, sagte ich. »Ich tippe eher auf Chauncey.«
    »Ich heiß nicht Chauncey, Mann, das weißt du genau.«
    »Cecil«, sagte Paul. »Das ist es, das hab ich im Gefühl.«
    »Chinchilla.« Hieros Stimme überschlug sich.
    Paul spielte einen falschen Ton und brach ab. »Chinchilla?« Er musste lachen.
    Ich fuchtelte mit der Hand. »Ihr liegt beide daneben. So viel Fantasie haben seine Eltern nicht. Es ist eher so was wie Christopher oder Curtis.«
    »Was ist mit Carolina?«, fragte Delilah. »Oder Christina?«
    Chip schaute indigniert hoch. »Das sind Mädchennamen.«
    Sie zwinkerte ihm lächelnd zu.
    »Okay, lasst es gut sein«, sagte Chip. »Gebt es auf. Ihr kommt sowieso nicht drauf. Ihr liegt total daneben, besonders Sie, Miss Brown.«
    »Chloe?«, rief sie.
    Chip schnaubte und schüttelte den Kopf. »Chloe«, murmelte er, »das ist ja lächerlich.«
    Sie lächelte dem Jungen ironisch zu, und ich lachte, beugte mich vor und stupste sie sanft flirtend mit der Schulter an.
    Sie schaute mich an, und ihr Gesicht verschloss sich. Nicht aus Ärger oder Hass oder Vorsicht oder sonst einem Grund, der normalerweise eine Frau dazu bewegt, die Rollläden runterzulassen. Nein, es war nüchterner und zugleich brutaler. Sie hatte einfach kein Interesse. So als wollte sie, dass ich auf
stand und ging, damit der Junge raufsteigen und meinen Platz einnehmen konnte.
    Ich lächelte, schaute gequält weg. Ich biss mir so fest in die Wange, dass ich das Blut schmeckte.

    Am nächsten Tag schlurfte ich auf der Suche nach Ernst im Club umher, als Chip und Paul mich zu sich an die Bar riefen. Sie saßen auf Barhockern, die Arme auf die Theke gestützt, spielten Karten und machten eine Flasche Czech nieder.
    Chip lächelte mit entgleisten Gesichtszügen. »Da bist du ja, Mann. Setz

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