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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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du? Tu mir bloß nichts, sonst schrei ich.«
    »Ach, Süßer.« Sie lächelte.
    Und dann beugte sie sich vor und küsste mich.
    Mann, mir wurde ganz anders. Das war kein gewöhnlicher Kuss: Sie steckte mir ihre Zunge in den Mund, und da schoss mir das Blut in jeden Winkel meines Körpers. Ihre
Lippen waren heiß wie Essen, das einem den Mund verbrennt, ihr Busen rieb sich an meiner Brust. Sie roch nach Mandeln, sogar ihr Haar.
    Dann ließ sie mich los und sah mich mit so einem durchtriebenen Ausdruck an.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Du bist hübsch«, flüsterte ich heiser.
    Sie lächelte. »Findest du?«
    Ich nickte.
    Dann ging sie in die Knie – ich wusste zuerst gar nicht, was das sollte. Ich wollte zu ihr runter, aber sie ließ es nicht zu und schubste mich wieder hoch. Sie küsste meinen Hosenschlitz, knöpfte meine Hose auf und zog sie runter und dann auch die Unterhose. Und bevor ich überhaupt kapierte, was los war, hatte sie meinen Schwanz in ihrem Mund, ganz heiß und feucht und samtig. Das war so was von unsäglich weich, dass meine Haut am ganzen Körper kribbelte, als hätte jemand heißes und kaltes Wasser gleichzeitig drübergeschüttet, so stark, dass es fast wehtat.
    Danach wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Irgendwie schämte ich mich, es war mir peinlich. Ganz außer Atem kniete ich mich vor sie hin und fuhr mit der Hand an ihrem Kleid hinauf; ich wollte, dass sie auch was davon hatte.
    Sie schob meine Finger sanft weg. »Das vorhin hab ich umsonst gemacht, weil du so schnucklig bist, Süßer. Aber wenn du ficken willst, musst du zahlen.«
    Ich kapierte es nicht. Es dauerte eine Weile, bis es mir endlich dämmerte. »Du bist eine Hure ?«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich. Sie lehnte sich etwas zurück und musterte mich kalt. »So redest du jetzt mit mir? Nachdem ich so nett zu dir war?«
    Ich wurde rot. Ich hatte sie nicht beleidigen wollen, mir war einfach kein anderes Wort eingefallen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Du bist echt jung, Kleiner. Ich hab dich für ein bisschen reifer gehalten.«
    »Tut mir leid«, sagte ich noch mal. Ich hätte es gern wiedergutgemacht.
    Sie stand auf. »Wenn einer mich Hure nennt, dann benehm ich mich auch wie eine, darauf kannst du Gift nehmen. Ich hab gesagt, ich hab’s dir umsonst gemacht, aber jetzt sag ich: Vergiss es. Also her mit dem Geld. Du zahlst, sonst rufe ich Vaughn.«
    Mann, wo hätte ich das Geld hernehmen sollen? Von einem Moment zum nächsten war alles hässlich geworden. Ich saß so tief in der Scheiße wie überhaupt noch nie in meinem Leben. In Panik zerrte ich meine Hose hoch, stürzte durch den Raum, um meine Jacke zu holen.
    »Versuch bloß nicht abzuhauen, du kleiner Wichser.« Ihre feuchten Lippen waren jetzt böse verkniffen.
    »Ich muss nur meinen Geldbeutel holen«, sagte ich. Dabei wusste ich genau, dass ich zwar vielleicht meinen Geldbeutel in der Jackentasche finden würde, dass da aber ganz bestimmt kein Geld drin war.
    Ich knöpfte meinen Hosenschlitz zu und stopfte mein Hemd in die Hose. Sie beobachtete mich mit Adleraugen. Ich langte in meine Tasche, aber mit der anderen Hand kriegte ich die Klinke zu fassen und riss die Tür auf. Mein Herz pochte wie blöd, als ich die Treppe hinunter hastete. Ich hörte sie schreien: »Haltet ihn auf, den Nigger!«, aber ich konnte rennen wie ein Wiesel, wenn es brenzlig wurde. Ich stieß links und rechts Leute beiseite und schaffte es ins Freie. Es
war so schwül heiß, dass ich dachte, ich krieg keine Luft mehr. Ich rannte den South Broadway entlang, bog ab in die East Pratt und dann im Zickzackkurs zurück zur South Bethel und zur Eastern Avenue. Erst als ich stehen blieb, um Atem zu schöpfen, fiel mir auf, dass ich Chip ganz vergessen hatte. »Verdammte Scheiße«, keuchte ich. Ich seufzte tief und rannte los.
    Zum Glück musste ich nicht bis zum Club zurück, um Chip zu finden: Ich traf ihn auf dem South Broadway, wo er wie ein Häufchen Elend auf dem Gehsteig lag.
    »Scheiße«, sagte ich und half ihm auf. Er hatte einen Schlag auf die Nase bekommen, sein zweifarbiges Jackett war voller Blut. Wir setzten uns keuchend nebeneinander aufs Pflaster.
    »Weißt du, mir war von Anfang an klar, dass meine eine Hure war«, sagte Chip in so einem selbstgefälligen Ton.
    Ich musste lachen, es platzte nur so aus mir heraus. Chip versuchte ernst zu bleiben und setzte so eine strenge, erwachsene Miene auf, aber dann fing er auch an zu lachen, er konnte einfach nichts

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