Spieltage
geblieben sind.
Auch hier wäre ein Wandel nützlich und daher empfehlenswert. Ihr Vereinsbosse, schaut euch doch mal im Ausland um, wie es da gehandhabt wird!
Besucht Vereine in England, in Italien, in Spanien!
Dort können wir alle noch viel lernen, was es heißt, eine Profiabteilung zu haben.
Nun Mut also zum morgigen Bundesligastart! Wir alle haben mitgeholfen, sie zu schaffen, wir werden auch jetzt vornean sein, wenn es gilt, die Hindernisse des ersten Saisonabschnitts zu beseitigen.
Herzlichst,
Ihre NRZ
Horst Gecks fuhr am nächsten Tag mit vier Fans aus Meiderich im Auto nach Karlsruhe. Der Außenstürmer stand nicht im Aufgebot. Das erste Bundesligaspiel wollte er sich jedoch nicht entgehen lassen. Er erhielt vom MSV zwei Eintrittskarten, die restlichen drei mussten sie kaufen, 6,50 Mark der unüberdachte Sitzplatz.
Es war das Schicksal der halben Mannschaft, beim Spiel nur Zuschauer zu sein. Es wurden nur elf Spieler benötigt. Zur Sicherheit reisten noch der zweite Torwart sowie ein defensiver und ein offensiver Ersatzmann mit, falls einer der elf Auserwählten erkranken oder auf der Hoteltreppe umknicken würde. Doch wenn nichts Unvorhergesehenes geschah, saßen diese drei beim Spiel dann auch auf der Tribüne. Auswechslungen waren verboten.
Schon länger wurde darüber debattiert, ob nicht wenigstens der Torwart bei einer schlimmen Verletzung ausgetauscht werden dürfte. Aber das würde doch die Reinheit des sportlichen Wettkampfes zerstören. Wenn sich der Torwart verletzte, ging er in den Sturm, wo er herumhumpelte, so gut es ging, und ein Feldspieler vertrat ihn im Tor. Als Heinz Höher einmal in einem Olympia-Qualifikationsspiel bei einem Foul das Schienbein aufgeschlitzt wurde, schrie ihn DFB-Trainer Georg Gawliczek an: Wenn du rausgehst, operiere ich dich, und zwar sofort hier auf dem Platz! Das Blut strömte aus Höhers Bein, aber er rannte weiter, das ganze Spiel, aus Angst vor Gawliczek.
In den Wochen vor dem Bundesligaauftakt hatten Manfred Manglitz und Heinz Höher sich mit dem gespielten Raunzen, das Fußballer gerne für Coolness halten, auf ihren Fahrten zum Training gelegentlich versichert, wenn die dummen Leverkusener ihnen nur das Geld gezahlt hätten, wären sie geblieben. So besonders sei diese Bundesliga doch auch nicht. Samstags um kurz vor fünf am 24. August im lichtüberfluteten Wildparkstadion von Karlsruhe konnte das niemand mehr behaupten. Über 40000 Zuschauer füllten das Stadion zur Bundesligapremiere. In Leverkusen, in der Oberliga West, waren es Festtage gewesen, wenn sie vor 20000 gespielt hatten. Die Meidericher Spieler trugen fast ausnahmslos Fußballstiefel von Hummel. Die Sportartikelfirma aus Kevelaer hatte jedem Spieler 25 Mark versprochen, der ihre Schuhe zum Bundesligastart schnürte. Heinz Höher drückten die Hummel-Schuhe. Er wollte seine gewohnten Adidas-Stiefel tragen, aber auf die 25 Mark nicht verzichten. Über eine Stunde saß er auf dem Hotelzimmer und kratzte mit Schere und Feile die Adidas-Streifen ab, klebte das Hummel-Emblem auf.
In der Umkleidekabine schaute er aus den Augenwinkeln natürlich auf Helmut Rahn. Sein Blick blieb an den Unterschenkeln hängen. Der Boss zog keine Schienbeinschoner an. Mache er nie, sagte Rahn. Die störten nur.
Der Ball im Wildparkstadion war schwarz-weiß. Eine Erfindung für das Fernsehen. Der alte braune Lederball war dort nicht so gut zu erkennen.
Die Meidericher Spieler waren sich nicht sicher, ob von ihrem Spiel ein Fernsehbericht gezeigt würde, vielleicht wegen Helmut Rahn. Gegen 21 Uhr sollte es im zweiten Fernsehprogramm eine neue Sendung geben, das Aktuelle Sportstudio, vielleicht konnten sie es vor der Rückfahrt im Nachtzug irgendwo in einem Gasthaus sehen.
Wenn die Karlsruher euch vor dem Spiel im Tunnel grüßen, schaut grimmig zurück!, waren Gutendorfs letzte Worte vor dem Anpfiff, oder vielleicht sagte er es auch vor einer anderen Partie, seine Spieler können sich nicht mehr exakt daran erinnern, nur dass Gutendorf immer solch einen Spruch, solch einen Befehl auf Lager hatte.
Niemand konnte die Stärke von Karlsruhe und Meiderich realistisch einschätzen, die, getrennt in Süd und West, sich nie begegnet waren. Der Ahnungsloseste konnte schon nach wenigen Spielminuten erkennen, dass der vorgebliche Abstiegskandidat Nummer eins eine Nummer zu groß für den KSC war. Meiderich stürmte. Die Halbstürmer, Werner Krämer rechts und Heinz Höher links, schlugen Haken, passten auf die Flügel,
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