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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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antwortete Skorubski gleichbleibend grantig.
    »Unsere gesammelten Daten sind nicht gerade geheim«, sie strich sich eine Strähne hinters Ohr, »aber unsere Kunden gehen doch davon aus, dass wir nichts davon weitergeben.«
    »Wir möchten nicht das Rezept der Färbung. Wir brauchen nur die aktuelle Adresse der Keisers.«
    In dem kleinen Salon herrschten tropische Zustände. Skorubski spürte, wie sich sein Hemd an die Haut des Rückens klebte. Auf dem Khakiton, zu dem seine Frau ihn überredet hatte, würde dieser Schweißfleck besonders auffallen, womöglich blieb nach dem Trocknen ein weißer Rand. Seine Stimmung konnte diese Vorstellung jedenfalls nicht heben. Eine Kundin saß unter einer Haube. Er fragte sich, wie sie das aushalten konnte. Auch noch zusätzliche Wärme von oben. Das laute Rauschen machte ihn nervös. Warum brauchte diese junge Frau nur so lang, um eine läppische Karte zu finden?
    »Mit e-i? Ist das nicht ungewöhnlich? Ich dachte immer, alle Kaisers schreiben sich mit a-i. Wie dieser Supermarkt. Vielleicht täuschen Sie sich ja auch. Außerdem gibt es unzählige Friseure in der Stadt. Die müssen nicht zwangsläufig bei uns Kunde sein«, plapperte die Angestellte weiter.
    Skorubski antwortete nicht.
    Natürlich konnten sie nur vermuten, die Keisers seien Kunden des in unmittelbarer Nähe gelegenen Friseurs gewesen. Er selbst ging früher auch bei sich um die Ecke zum Haare schneiden – zu Friedrichs Salon. Männer mochten es gern praktisch. Heute, nachdem seine Glatze makellos glänzte, benötigte er diese Dienstleistung freilich überhaupt nicht mehr.
    Seine Gedanken schweiften ab, während seine Augen konzentriert den Fingerbewegungen der nervösen Friseurin folgten.
    Schatten auf der Lunge! Wenn es Krebs war, bliebe ihm jedenfalls der Haarausfall auf dem Kopf erspart, dachte er zynisch. Quatsch! Bestimmt war das ganze Theater am Ende nur falscher Alarm.
    Bei seinem Nachbarn Herbert hatte der Arzt eindringlich eine Darmspiegelung angeraten. Blut im Stuhl sei ein Alarmsignal. Darmkrebs im Frühstadium war heilbar und er solle bloß nicht zu lange mit seiner Entscheidung warten. Herbert war total durch den Wind gewesen. Die Vorstellung, sich spiegeln zu lassen, war ihm extrem unangenehm – aber nachdem ihm alle ordentlich Angst gemacht hatten, meldete er sich an. Und – Hämorrhoiden! Der Herbert hatte schon eine Grabstelle kaufen wollen!
    »Stopp!«
    Ertappt zuckte die Angestellte zusammen.
    »Die beiden letzten Karten geben Sie mir!«
    Zögernd reichte sie ihm die Karteikarten.
    »Renate und Vincent Keiser. Na bitte. Wenn Sie mich täuschen wollen, müssen Sie das schon wesentlich geschickter anstellen.« Zufrieden registrierte er, dass die alte Anschrift durchgestrichen und ersetzt worden war.
    Nur widerstrebend und nach nochmaliger Aufforderung reichte die junge Frau dem ungebetenen Besucher Zettel und Stift über den Tresen.
    »Und dann geht es doch wieder um unbezahlte Steuern. Wo ja jetzt die Rentner auch noch im Ruhestand gnadenlos zur Kasse gebeten werden sollen. Am Ende kriege ich wie üblich den Ärger – vielleicht verliere ich sogar meinen Job hier«, lamentierte sie, während sie beobachtete, wie der Ermittler sich die Anschrift notierte.
    »Eine unwichtige Kleinigkeit und unsereiner hat den Ärger an der Backe«, schmollte sie weiter.
    »Wir sind von der Mordkommission. Wenn wir kommen, ist es immer wichtig!«, informierte Skorubski sie gereizt und schob den Zettel in seine Hosentasche.
     
    »Ich habe die neue Adresse!«, verkündete er Sekunden später, als er mit Nachtigall vor der Tierarztpraxis zusammentraf.
    »Ich auch!«
    »Gern hat man sie mir nicht gegeben. Die Keisers sind wohl sehr beliebt in ihrem alten Viertel.«
    »Ich musste sogar versprechen, dass ich nicht verrate, woher ich sie bekommen habe«, toppte Nachtigall.
     
    In der Kleingartenanlage ›Herbstzeitlose‹ reihte sich eine Datscha an die andere. Ein breiter Hauptweg führte hindurch, mehrere Querwege zweigten ab. Die beiden Beamten der Mordkommission spürten die neugierigen Blicke, die ihnen folgten, und fühlten sich unbehaglich.
    Flatternde Gardinen. Gespreizte Lamellen der Rollos. Vereinzelt schlug ein wachsamer Hund an.
    In der flirrenden Hitze war niemand zu sehen.
    Die betont energischen Schritte der Fremdlinge auf dem hellen Kies knirschten zu laut.
    »High Noon!«, murmelte Nachtigall.
    »Ich wusste gar nicht, dass diese Anlage so weitläufig ist«, stellte Skorubski fest und warf einen

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