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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Skorubski bog in die Bahnhofstraße ein.
    »Na, das wäre natürlich das beste Ergebnis von allen«, erklärte Nachtigall, doch er glaubte nicht so recht daran. Sechs Kilo. Die nahm man nicht im Vorbeigehen ab.
    »Schatten auf der Lunge! Das kam beim Röntgen raus. So ein ausgemachter Quatsch. Ich habe mein Leben lang nicht geraucht. Am Ende stellt sich alles als großer Irrtum heraus. Bilder verwechselt – davon hört man doch immer wieder!«
    »Schatten?«
    Nachtigall spürte, wie sich in seinem Inneren ein flaues Gefühl auszubreiten begann. Er hatte nie daran gedacht, einer von ihnen könnte ernsthaft krank werden, längere Zeit ausfallen oder für immer ausscheiden. Nun plötzlich verstand er die Reaktion seines Freundes auf seine eigenen waghalsigen Einsätze, zum Beispiel damals, als er den jungen Mann aus dem Gestänge des Braunkohlebaggers gerettet hatte. 80 Meter über dem Boden, nur an seinen Fußgelenken hängend, in den Händen den Selbstmordkandidaten. Skorubski fürchtete damals um das Leben der beiden – er selbst hatte die Bedrohung gar nicht als so existenziell empfunden. Und nun …
    »Eine Raumforderung nennt der Mediziner das. Er hat selbst gesagt, das könnte im Prinzip alles sein – eben auch nichts.«
    Sie schwiegen.
    Die Stille dauerte so lange an, dass Nachtigall heftig zusammenzuckte, als sein Freund unvermittelt fragte: »Wo soll ich den Wagen abstellen? Am Schulgebäude? Vor dem Sportplatz?«
     
    Sie sahen sich suchend um, doch hier wirkte alles wie ausgestorben. Keine Menschenseele war unterwegs.
    »Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee, hier noch ein Einkaufszentrum aus dem Boden zu stampfen«, murrte Skorubski.
    »Unwahrscheinlich, Albrecht. ›Kaufland‹ dort drüben, ›Marktkauf‹ auf der anderen Seite, dazwischen jede Menge anderer Supermärkte wie dieser neue ›Netto‹ vorne an der Straße – hier würde sich wohl kein weiteres Zentrum lohnen.«
    Skorubski drehte die Hände hin und her. Mal abwarten, sollte das wohl heißen.
    »Welcher Wohnbaugesellschaft gehörten die abgerissenen Blocks eigentlich? Dort könnte man auch wissen, wohin die Keisers gezogen sind.«
    »Keine Ahnung. Das können wir aber im Büro schnell herausfinden. Allerdings bist du nicht verpflichtet, deinem ehemaligen Vermieter deine neue Adresse mitzuteilen.« Missmutig stapfte Skorubski neben seinem Freund her, der die Straße überquerte. »Wohin wollen wir eigentlich?«, fragte er dann aggressiver als beabsichtigt.
    »Wir werden mal nachfragen, ob jemand weiß, wo die Keisers heute wohnen.«
    »Aha. Klingeln und fragen – klingt Erfolg versprechend.« Sarkasmus pur.
    Nachtigall ließ sich nicht anmerken, ob er sich über den Kommentar ärgerte. Er in Skorubskis Situation wäre wohl auch nicht entspannt.
    »Sieh mal, ein Tierarzt. Daneben ein Friseursalon. Wenn die Keisers ein Haustier hatten, waren sie vielleicht mit ihm in dieser Praxis – und beim Friseur wird auch immer viel erzählt. Komm, wir versuchen es einfach mal!«
     
    Die junge Dame im Friseursalon zuckte entschuldigend mit den Schultern und gab die Dienstausweise zurück. »Ich arbeite erst seit vier Wochen hier. Das müssten Sie meine Kollegin fragen – aber die ist noch die ganze nächste Woche in Urlaub. Die Chefin kommt heute auch nicht rein. Tut mir leid.«
    »Es existiert doch sicher eine Kundenkartei?«
    »Ach – ich weiß nicht«, antwortete die junge Friseurin und ihre Augen wanderten haltlos durch den kleinen Raum.
    »Mein Friseur legt für jeden Kunden eine eigene Karteikarte an. Besonders bei den Damen ist das wichtig. Darauf wird jeder Besuch vermerkt und was dabei an Service geleistet wurde. Zum Beispiel auch das spezielle Farbrezept für die Kundin. Wer will schon nach jedem Färben mit einem anderen Ton nach Hause gehen!« Skorubskis Stimme klang so gereizt, dass die Angestellte vor Verlegenheit rot anlief.
    »Doch, natürlich haben wir eine«, stöhnte sie. »Aber die ist weggeschlossen.«
    Peter Nachtigall überließ die beiden ihrer Diskussion und signalisierte, er werde es solange nebenan probieren.
     
    Die Tierarzthelferin hinter dem Tresen sah Nachtigall einen Moment ungläubig an. »Kann ich bitte Ihren Ausweis noch mal sehen?«, fragte sie etwas atemlos. »Ich hatte noch nie mit der Polizei zu tun.«
    Nachtigall zeigte ihr seine Legitimation erneut. Sie griff danach und studierte sie sorgfältig. Der Hauptkommissar blickte sich neugierig um. An den Wänden entdeckte er farbige Plakate zum Thema

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