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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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Zopf, streng geflochten und pechschwarz. Sein Gesicht war rund und voll. Über die Schultern hatte ihm Mut ein Fell gelegt , in dem der Junge etwas verloren wirkte, doch es hielt ihn warm, denn der Abend war kühl geworden. Er grinste noch immer, als er eine Hand etwas ungelenk ausstreckte und Juli ins Gesicht griff. Vorsichtig streichelte er über ihre Wange, berührte ihre Nase und dann ihre Ohren.
    Raku hätte nie vermutet, dass sie sich auf dem Rücken eines Pferdes so wohl fühlte. Sie hatte nie ein besonders inniges Verhältnis zu Tieren gehabt, schon als Kind nicht. Ihr Bruder hatte, als er noch klein gewesen war, ein paar Kaninchen gehabt und sich jede freie Minute aufopferungsvoll um sie gekümmert. Raku jedoch mochte die Tiere nicht, so sehr ihr Bruder auch versuchte sie zu überzeugen. Sie ware n winzig und zerbrechlich und überhaupt, Raku konnte mit ihnen nichts anfangen und so hielt sie es mit allen Tieren. Aber dieses Pferd war anders. Es war so ruhig und doch schien es auf jede von Rakus Bewegungen zu reagieren. Raku brauchte kaum die Zügel in die Hand zu nehmen, das Pferd tat was Raku wollte, fast so als wisse es , welche Richtung Raku ins Auge gefasst hatte. Sie lächelte. Es wurde immer besser. Vielleicht würde sie sich auch so ein Vieh zulegen, wenn sie erst mal in Sicherheit waren. Sicher, sie konnte Autos und Lastwagen fahren und zur Not auch einen Panzer steuern, obwohl das zum Glück noch nie nötig gewesen war, aber das hier war doch etwas gänzlich anderes. Ein Auto würde sie nie mögen, dieses Pferd dagegen schien sie zu mögen und das war doch einiges mehr wert, als schnell von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Außerdem befürchtete sie, dass die Fortbewegung per Auto in einigen Gegenden von Geison praktisch unmöglich war.
    ‚ Pferde. Verdammt! Ich mag Pferde! ’
    Ser und Cha beobachteten fasziniert, wie Raku, von der sie glaubten, sie säße zum ersten Mal auf einem Pferd, das Pferd dazu brachte ein paar Schritte zu gehen, dann zu traben und schließlich zu galoppieren. Nach einigen Metern machten sie kehrt und das Pferd trabte in gemächlichem Tempo zurück zu den Zelten.
    „Diese Frau ist ein Wunder “, lachte Cha, „ich kenne keinen Nomaden, der nicht bei seinem ersten Galopp vom Pferd gefallen ist.“
    Ser schüttelte nur verwundert den Kopf.
    Als Rakus Blick auf die Feuerstelle vor den Zelten fiel, vergaß sie augenblicklich, dass sie eigentlich auf dem Rücken eines Pferdes saß und aufmerksam sein sollte. Sie hatte Juli entdeckt, die auf einem Fell beim Feuer saß. Einer der Nomadenjungen saß bei ihr. Sie konnte es nicht genau erkennen, aber es schien der ältere von beiden zu sein, Sen. Sie lachten beide und Raku konnte sich nicht erinnern, dass sie Juli in den Tagen die sie bis jetzt kannte, so hatte strahlen sehen. Juli war das exakte Gegenteil zu den Nomaden: Ihre Haut war hell, ihre Augen größer und intensiv grün, ihre Haare kurz und strohblond. Genau das schien Sens Neugier geweckt zu haben. Er war mutig geworden und hatte angefangen Juli aus der Nähe zu mustern. Juli ging auf ihn ein und alberte mit ihm herum, fasste ihm ans Ohr, wenn er ihres überprüft hatte, berührte seine Nase, wenn er ihre betastet hatte. Raku hatte die Zelte fast erreicht, als Sen erst zögerte und Juli einen fragenden Blick zuwarf, dann aber doch tat was er wollte, als er Julis Einverständnis hatte. Breit grinsend griff er in Julis blonde Haare und begann darin herum zu wuscheln. Begeistert sprang er auf, ging ein paar Schritt e weg und lachte mit vollem Herzen . Er rief immer wieder etwas, Juli konnte es nicht verstehen, aber sie lachte dennoch mit ihm.
    Raku grinste, als sie Sens Worte hörte: „Mama! Papa! Mama! Sie hat goldenes Haar, goldenes Haar. Es ist echt! Es ist echt!“
    Dieser Moment war zu schön, als das Raku ihn so abrupt hätte enden lassen wollen. Allerdings war dies auch der Augenblick, in dem Raku ei nen heftigen Ruck verspürte und sich erinnerte, wo sie sich befand. Auf dem Rücken eines Pferdes. Der Ruck war so stark und kam so unvermittelt, dass Raku das Gleichgewicht verlor. Das Pferd wurde nervös durch die plötzliche Unruhe auf seinem Rücken und scheute. Raku versuchte in letzter Sekunde noch die Zügel zu halten und irgendwie im Sattel zu bleiben, doch in diesem Moment genügte auch ihre Geschicklichkeit nicht. Ein weiterer Stoß, als das Pferd nach vorn sprang, beförderte sie zu Boden. Raku schloss die Augen, wartete auf den Aufprall, hörte Cha und Ser

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