Spielzeugsoldaten
Kriegsmaschinerie eine ihrer wichtigsten Waffen verloren. Sie. Ihr Ruf war eine Waffe, die Angst und Schrecken verbreitet hatte. Sie selbst hatte die Macht Soldaten noch zu begeistern und sie zu motivieren. All dies hatte Patrona verloren. Sie würde niemand ersetzen können. Soviel war sicher. Und es war richtig so.
Raku öffnete ohne zu klopfen, lautlos die Tür zur Kammer des Abtes. Der alte Mann saß vertieft über dem Bildschirm seines Laptops und schien zu lesen. Dennoch hatte er sie ganz offensichtlich bemerkt. Er lächelte.
„Guten Abend Raku mer em schen! Setzt euch! Wir haben zu reden.“
Er nahm seine kleine Lesebrille ab, deren Gläser etwas eingestaubt und milchig waren, und legte sie auf den Schreibtisch ab.
„Ich ahne schon worum es geht.“ Raku setzte sich in einen der schwere Sessel.
„Es droht euch keine Gefahr, seid euch gewiss.“
„Das weiß ich ja. Ich habe keine Angst. E s gewinnt nur etwas an Realität. “
Ohne weitere Worte stand der Abt auf und reichte Raku einige Zettel hin. Es waren Ausdrucke einer offiziellen Nachricht der Regierung Patronas an Geison, an das Kloster und den König.
Raku brauchte die Zeilen nur zu überfliegen. Es war die Nachricht mit der sie gerechnet hatte. Man hatte sie vor dem Kriegsgericht Patronas des Hochverrats und der Fahnenflucht angeklagt. Man wusste wo sie war und nahm zur Kenntnis, dass Geison ihr Asyl gewährte. In ihrer Abwesenheit hatte man sie in einem Schnellverfahren zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde ausgesetzt solange sie sich in Geison aufhielt, bei ihrer Rückkehr nach Patrona würde das Urteil vollstreckt.
Raku seufzt e. „Nicht , das s ich zurück wollte. “
Der Abt nickte aufmunternd. „ Wir werden Geis on zu eurer Heimat machen, Raku mer em schen. Seid unbesorgt ! Dieses Dokument ist neben dem Wohlwollen des Königs und des Volkes eure Dasei nsberechtigung in unserem Land und auch Julis.“
~*~
Während Raku beim Abt war, war Juli in den Gemächern des Königs geblieben. Da klar war, was der Abt wollen könnte, machte sie sich keine Sorgen. König Abisha hatte deutlich gemacht, wie viel ihm an ihrem Bleiben in Geison lag. Das Gefühl der Sicherheit hatte sie seither nicht verlassen. Und ihre Familie? Ihre Arbeit? Im Gegensatz zu Raku konnte sie Geison ungefährdet verlassen, wenn sie wollte. Der diplomatische Fauxpas, den Patrona sich erlaubt hatte, war da kein Hindernis. Eher noch war es eine Versicherung, dass Juli alle Türen offen standen. Die Regierung würde nicht noch einmal versuchen , sich über den Willen ihrer Bürger hinweg zu setzen. Juli hockte im Schneidersitz auf dem Bett und las ihre Nachrichten über den Laptop. Niemand hatte sie aufgegeben. Ihre Familie hatte geschrieben. Sie waren traurig, dass sie nicht zurückkommen würde, zumindest nicht in naher Zukunft. Aber sie waren froh, dass es Juli gut ging. Ihr Vater erzählte vom Besuch des Diplomaten und seiner Entschuldigung, dass er Juli nicht mitgebracht hatte. Ihr Vater hatte ihn ausgelacht und gesagt, seine Tochter hätte einen unglaublichen Dickkopf. Der Diplomat hatte Julis Eltern, wie sie bereits vermutet hatte, versprochen, dass Juli trotz aller Umstände freie Ein- und Ausreise nach Patrona hatte, um weitere Irritationen mit Geison zu vermeiden. In seiner Nachricht mutmaßte Julis Vater, dass Geison einen großen Eindruck hinterlassen haben musste , um die Hybris patronischer Regierungsbeamter zu Fall bringen zu können. Er bat Juli mehr über Geison zu erzählen. Eine Bitte , die auch Julis verantwortlicher Redakteur verlauten ließ. Auch er hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen. Ob sie von Geison berichten könne, er würde sie auch bezahlen, obwohl solche Informati onen unbezahlbar wären .
Juli musste lachen. Das war sicherlich etwas was König Abisha entscheiden musste. Sie konnte nicht einfach aus einem Land berichten, das sich nach außen so abscho ttete. Vielleicht hatte sie ja irgendwann Lust und die Erlaubnis dazu. Warum nicht? S ie vertröstete ihren Chef mit ähnlichen Worten und beschloss den Vorschlag zunächst für sich zu behalten . Sie brauchte erst einmal Urlaub. So unwirklich das auch klang.
~*~
Die Entscheidung, das Kloster zu verlassen, war wortlos gefallen. Sie waren sich einig: Es war Zeit zu gehen. Nicht um ein neues Leben anzufangen, sondern um Abstand zu gewinnen von den Ereignissen, die sie die letzten Tage und Wochen beherrscht hatten. Das Kloster war ohne Zweifel fest
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