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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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geräuschvoll, auf der anderen Seite hinunter. Mit meinen Hartschalenkoffern, die vollgepackt waren mit Kleidung, handgeschriebenen Aufzeichnungen, Digitaldateien und marsianischen Pharmazeutika, landete ich in einem Entwässerungsgraben, Wasser, so grün wie Papayablätter und so warm wie die tropische Nacht, Wasser, das den vernarbten Mond spiegelte und nach Gülle stank.
    Ich kletterte wieder hinauf, versteckte das Gepäck an einer trockenen Stelle der Böschung und kroch bis ganz nach oben, wo ich mich so hinlegte, dass man mich nicht sehen konnte, ich meinerseits aber die Straße, Ibu Inas Betonschachtelklinik und den davor geparkten schwarzen Wagen im Blick hatte.
    Die Männer aus dem Auto waren durch die Hintertür eingedrungen. Sie schalteten weitere Lichter ein, wodurch gelbe Quadrate in den Fenstern mit vorgezogenen Jalousien entstanden, aber was sie in dem Gebäude anstellten, konnte ich nicht erkennen. Vermutlich durchsuchten sie es. Ich versuchte zu schätzen, wie lange sie sich drinnen aufhielten, doch offenbar hatte ich die Fähigkeit verloren, Zeit zu berechnen oder sie auch nur auf meiner Uhr abzulesen. Die Ziffern leuchteten wie ruhelose Glühwürmchen, wollten aber nicht lange genug stillstehen, dass ich mir einen Reim darauf machen konnte.
    Einer der Männer kam aus der Vordertür, ging zum Auto und ließ den Motor an; der zweite Mann folgte ein paar Sekunden später und sprang auf den Beifahrersitz. Der mitternachtsfarbene Wagen fuhr, nachdem er auf die Straße gesetzt hatte, ganz nah an mich heran, die Scheinwerfer strichen über die Berme. Ich duckte mich und blieb still liegen, bis das Motorengeräusch verklang.
    Dann überlegte ich, was ich nun tun sollte. Eine nicht leicht zu beantwortende Frage, denn ich war müde – unglaublich müde plötzlich, zu schwach, um aufzustehen. Ich wollte zurück zur Klinik, ein Telefon auftreiben, Ina wegen der Männer im Auto warnen. Aber vielleicht würde En das ja besorgen. Ich hoffte es. Weil ich es nämlich nicht bis zur Klinik schaffen würde. Meine Beine zitterten bei jeglichem Versuch, mich in Bewegung zu setzen. Das war schon mehr als Müdigkeit, das fühlte sich wie Lähmung an.
    Als ich wieder zur Klinik blickte, stieg dort Rauch aus den Abzügen im Dach und das gelbe Licht hinter den Jalousien flackerte. Feuer.
    Die Männer hatten Inas Klinik angezündet, und es gab nichts, was ich tun konnte, außer die Augen zu schließen und zu hoffen, dass ich nicht sterben würde, bevor mich hier jemand fand.
     
    Ich erwachte vom Gestank des Rauches und von einem leisen Weinen.
    Immer noch kein Tageslicht. Aber ich stellte fest, dass ich mich bewegen konnte, wenigstens ein bisschen, mit beträchtlicher Mühe und unter Schmerzen, und ich schien auch mehr oder weniger klar im Kopf zu sein. Also schob ich mich den Hang hoch, Stück für Stück.
    Auf der offenen Fläche zwischen mir und der Klinik waren Autos und Leute, Scheinwerfer und Taschenlampen schnitten spastische Bögen in den Himmel. Die Klinik war nur mehr eine schwelende Ruine. Ihre Betonmauern standen noch, doch das Dach war eingestürzt und das Gebäude vom Feuer praktisch ausgeweidet worden. Ich schaffte es, aufzustehen. Ich ging auf das Weinen zu.
    Es war Ibu Ina, die weinte. Sie saß auf einer Asphaltinsel, die Arme um die Knie geschlungen. Einige Frauen standen um sie herum, die mir düstere, misstrauische Blicke zuwarfen, als ich näherkam. Doch als Ina mich sah, sprang sie auf und wischte sich die Augen mit dem Hemdsärmel ab. »Tyler Dupree!« Sie rannte auf mich zu. »Ich dachte, Sie wären in den Flammen umgekommen. Verbrannt mit allem andern.«
    Sie packte mich, umarmte mich, hielt mich aufrecht – meine Beine waren schon wieder weich geworden. »Die Klinik«, brachte ich heraus. »All Ihre Arbeit. Es tut mir so Leid, ich…«
    »Nein«, unterbrach sie mich. »Die Klinik ist nur ein Gebäude. Das ganze medizinische Klimbim kann man ersetzen. Sie dagegen sind einzigartig. En hat mir erzählt, wie Sie ihn weggeschickt haben, als die Brandstifter kamen. Sie haben ihm das Leben gerettet, Tyler!« Sie trat etwas zurück. »Tyler? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Nein, nicht so richtig. Ich blickte an Inas Schulter vorbei zum Himmel. Der Tag brach an. Die alte Sonne ging auf. Der Mount Marapi zeichnete sich vor dem indigoblauen Himmel ab. »Bin nur müde«, sagte ich und schloss die Augen. Ich fühlte, wie meine Beine nachgaben, und hörte Ina um Hilfe rufen. Dann schlafe ich eben noch ein wenig,

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