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Spin

Spin

Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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bekannt.«
    »Das sind Schriftsteller. Romanschriftsteller, die über Ihren Planeten geschrieben haben.«
    Nachdem ich ihm das erläutert hatte – dass bestimmte Schriftsteller, lange vor der tatsächlichen Terraformung, sich einen lebendigen Mars vorgestellt hatten –, war Wun völlig fasziniert. »Wäre es möglich, dass ich einige dieser Bücher lesen kann? Und wir bei Ihrem nächsten Besuch darüber sprechen?«
    »Ich fühle mich geschmeichelt. Aber glauben Sie, dass Sie die Zeit erübrigen können? Sicherlich gibt es etliche Staatsoberhäupter, die sich gern mit Ihnen unterhalten würden.«
    »Ganz bestimmt. Aber die können warten.«
    Ich sagte ihm, dass ich mich darauf freue.
    Auf der Rückfahrt machte ich mich über ein Antiquariat her, und am nächsten Morgen lieferte ich einen Packen von Taschenbüchern bei Wun ab, genauer gesagt, bei den wortkargen Männern, die sein Quartier bewachten. »Krieg der Welten«, »Die Prinzessin vom Mars«, »Die Mars-Chroniken«, »Fremder in einer fremden Welt«, »Roter Mars«.
    Etliche Wochen lang hörte ich nichts mehr von ihm.
     
    Die Bauarbeiten bei Perihelion gingen weiter. Bis Ende September hatte sich ein massives Betonfundament auf dem neuen Gelände breitgemacht, dort, wo vorher Kiefergestrüpp und einige jämmerliche Palmen gestanden hatten, und eine mächtige Takelage aus Stahlträgern und Aluminiumrohren erhob sich.
    Ein weiteres Abendessen im Champs, die meisten Gäste starrten gebannt auf den plakatwandgroßen Plasmabildschirm, auf dem ein Spiel der Martins zu sehen war, während Molly und ich uns in einer dunklen Ecke einen Vorspeisenteller teilten.
    Sie hatte gehört, dass in der folgenden Woche sündhaft teure Labor- und Kühlungsgeräte erwartet wurden. »Wozu brauchen wir Laborausrüstung, Ty? Bei Perihelion geht’s doch um Weltraumforschung und den Spin. Ich versteh das nicht.«
    »Ich habe keine Ahnung. Niemand redet darüber.«
    »Du könntest ja mal Jason fragen, an einem der Nachmittage, die du im Nordflügel verbringst.«
    Ich hatte ihr nicht erzählt, dass mich ein Marsianer zum regelmäßigen Gesprächspartner auserkoren hatte, sondern vorgegeben, ich würde mich mit Jase treffen. »Dazu reicht mein Sicherheitsstatus nicht.« Was für Molly natürlich erst recht galt.
    »Allmählich glaube ich, dass du mir nicht traust.«
    »Ich halte mich nur an die Regeln, Moll.«
    »Genau. Du bist ja so ein Heiliger.«
     
    Ohne sich vorher anzukündigen – zum Glück an einem Abend, an dem Molly nicht da war –, stand plötzlich Jason vor meiner Tür, um über seine Medikamente zu sprechen. Ich gab weiter, was Malmstein gesagt hatte, dass es wohl okay sei, die Dosis zu erhöhen, wir aber auf Nebenwirkungen würden aufpassen müssen. Die Krankheit entwickele sich weiter, und unsere Möglichkeiten, die Symptome zu unterdrücken, würden irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Das bedeute aber nicht, dass sein Schicksal besiegelt sei, sondern, dass er früher oder später seine Geschäfte eben auf andere Weise würde betreiben müssen – sich der Krankheit anpassen, statt sie zu unterdrücken. (Jenseits davon wartete eine weitere Schwelle, auf die ich aber nicht einging: Schwerstbehinderung und Demenz.)
    »Ich verstehe«, sagte Jason. Er saß, die Beine übereinander geschlagen, auf einem Sessel am Fenster und warf gelegentlich einen Blick auf sein darin erscheinendes Spiegelbild. »Alles, was ich brauche, sind noch ein paar Monate.«
    »Ein paar Monate wofür?«
    »Ein paar Monate, um E. D. Lawton zu Fall zu bringen.« Ich starrte ihn an, hielt es für einen Witz. Doch er lächelte nicht. »Muss ich das erklären?«
    »Wenn du willst, dass ich es begreife, ja.«
    »E. D. und ich haben divergierende Ansichten über die weitere Zukunft von Perihelion. Für ihn existiert Perihelion nur, um die Raumfahrtindustrie zu unterstützen. Das war von Anfang an das Einzige, was ihn interessierte. Er hat nie geglaubt, dass wir etwas gegen den Spin unternehmen können.« Jason zuckte mit den Achseln. »Nun, er hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Recht – in dem Sinne, dass wir ihn nicht beseitigen können. Aber das heißt nicht, dass wir ihn nicht verstehen könnten. Wir können natürlich keinen Krieg gegen die Hypothetischen führen, aber wir können ein wenig Guerilla-Wissenschaft betreiben. Das ist es, worum es bei Wuns Besuch geht.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Wun ist nicht einfach nur ein interplanetarischer Goodwill-Botschafter. Er ist

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