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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit einem Plan hierher gekommen, mit einem Vorschlag für ein gemeinsames Unternehmen, das uns einige Informationen über die Hypothetischen verschaffen könnte – woher sie kommen, was sie wollen, was sie mit den beiden Planeten anstellen. Die Reaktionen auf diese Idee sind gemischt. E. D. versucht, das Ganze zu torpedieren – er hält es für unnütz und befürchtet, dass es das politische Kapital gefährdet, das uns nach der Terraformung noch verblieben ist.«
    »Und deshalb willst du ihn absägen?«
    Er seufzte. »Es mag grausam klingen, aber E. D. begreift nicht, dass seine Zeit vorbei ist. Mein Vater ist genau das, was die Welt vor zwanzig Jahren gebraucht hat. Ich bewundere ihn dafür. Er hat Erstaunliches, ja Unglaubliches geleistet. Hätte E. D. den Politikern nicht Dampf gemacht, gäbe es kein Perihelion. Aber eine der Ironien des Spins liegt darin, dass sich die langfristigen Folgen von E. D. Lawtons Genie jetzt gegen ihn wenden – wenn es keinen E. D. gegeben hätte, würde Wun Ngo Wen heute nicht existieren. Das ist kein ödipaler Konflikt, der mich hier umtreibt, ich weiß genau, wer mein Vater ist und was er getan hat. Er ist in den Fluren der Macht zu Hause, Garland ist sein Golfkamerad. Großartig. Aber er ist auch ein Gefangener, ein Gefangener seiner Kurzsichtigkeit. Die Zeiten, als er noch visionär gedacht hat, sind vorbei. Er mag Wuns Plan nicht, weil er der Mars-Technologie misstraut, er mag keine Sachen, an denen er nicht selber rumbasteln kann, mag es nicht, dass die Marsianer ganz selbstverständlich über Technologien verfügen, von denen wir allenfalls eine leise Ahnung haben. Und er kann es überhaupt nicht ab, dass ich auf Wuns Seite stehe. Ich und, wie ich hinzufügen möchte, eine neue Generation von Politikern, einschließlich Preston Lomax, der wahrscheinlich nächste Präsident. Plötzlich ist E. D. umgeben von Leuten, die er nicht manipulieren kann. Jüngere Leute, die den Spin auf eine ganz andere Weise erfahren, verarbeitet haben als E. D.s Generation. Leute wie wir, Ty.«
    Ich fühlte mich durchaus geschmeichelt, war aber gleichzeitig erschrocken, in dieses Pronomen mit eingeschlossen zu sein. »Du mutest dir ganz schön viel zu, Jase?«
    Er sah mich scharf an. »Ich tue genau das, was E. D. mir beigebracht hat. Von Geburt an. Er wollte nie einen Sohn, er wollte einen Erben, einen Lehrling. Er hat diese Entscheidung lange vor dem Spin getroffen. Er wusste genau, wie intelligent ich war, und er hatte eine genaue Vorstellung davon, was ich mit dieser Intelligenz anstellen sollte. Ich habe mich darauf eingelassen, und als ich längst alt genug war, um zu begreifen, was er vorhatte, habe ich weiter mitgemacht. Und hier bin ich also, eine E. D.-Lawton-Produktion: das aufgeweckte, gutaussehende, medienkompatible Objekt, das du vor dir siehst – ein vermarktbares Image, ein gewisser intellektueller Weitblick und keinerlei Loyalitäten, die nicht von vorn bis hinten auf Perihelion gerichtet sind. Aber da war immer eine kleine Zusatzklausel in diesem Vertrag, auch wenn E. D. daran nicht gern erinnert wird. Wo ein Erbe ist, muss es auch eine Erbschaft geben. Woraus folgt, dass an irgendeinem Punkt mein Urteil gewichtiger wird als seins. Nun, dieser Punkt ist erreicht. Die Chance, die sich uns eröffnet, ist einfach zu kostbar, um sie ungenutzt zu lassen.«
    Seine Hände, fiel mir auf, waren zu Fäusten geballt und seine Beine zitterten. War das den starken Emotionen geschuldet oder ein Symptom seiner Krankheit? Ja, wie viel von seinem Monolog war echt und wie viel davon ein Produkt der Neurostimulanzien, die ich ihm verordnete?
    »Du siehst aus, als wärst du gegen eine Wand gelaufen«, sagte Jason.
    »Von was für einer marsianischen Technologie sprechen wir hier eigentlich?«
    Er grinste. »Sie ist wirklich sehr clever. Quasibiologisch. Sehr klein. Molekulare autokatalytische Rückkopplungsschleifen mit ins Reproduktionsprotokoll eingeschriebener kontingenter Programmierung.«
    »Könntest du das übersetzen?«
    »Kleine, winzige, künstliche Replikatoren.«
    »Lebendig?«
    »In gewissem Sinne ja, lebende Dinge. Künstliche lebende Dinge, die wir ins All schießen können.«
    »Und was tun sie dann?«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Sie fressen Eis und sie scheißen Information.«

 
4 x 10 9 N. CHR.
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    Ich überquerte ein paar Meter festgestampfte Erde, an der in schorfigen Stücken verwitterter Asphalt hing, gelangte zu einer Böschung und rutschte, ziemlich

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