Spin
namens Elaine Bowland; ich versuchte mir einzureden, dass ich in sie verliebt sei, aber nach acht oder neun Wochen gingen wir mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung wieder auseinander.
Nach jeder dieser Episoden rief Diane ganz unerwartet an, und wir redeten; ich erwähnte dann Elaine Bowland oder Toni Hickock oder Sarah Burstein, und Diane kam irgendwie nie so recht dazu, mir zu erzählen, wie sie die Pause in unserer Beziehung verbracht hatte, aber das machte nichts, denn schon bald waren wir wieder in unserer Blase gelandet, frei schwebend zwischen Romanze und Heuchelei, Kindheit und Reife.
Ich bemühte mich, nicht mehr zu erwarten. Doch ich konnte nicht aufhören, mit ihr zusammen sein zu wollen. Und mir schien, dass auch sie meine Gesellschaft suchte; schließlich kam sie immer wieder auf mich zurück. Ich hatte gesehen, wie sie sich entspannte, wenn ich da war, ihr spontanes Lächeln, wenn ich den Raum betrat, als wolle sie sagen: Oh, gut, Tyler ist da. Wenn Tyler da ist, kann nichts passieren.
»Tyler?«
Ich fragte mich, was sie Holly erzählt hatte. Tyler ist echt nett, aber er läuft mir schon seit Jahren ständig nach. Ihr beide würdet toll zusammenpassen…
»Tyler?« Sie klang bekümmert. »Tyler, wenn du nicht reden möchtest…«
»Nein, möchte ich eigentlich nicht.«
»Dann gib mir bitte Jason.«
Ich reichte ihm das Handy. Jason hörte eine Weile zu, dann sagte er: »Wir sind hier auf dem Hügel. Nein. Nein. Komm doch auch raus. So kalt ist es auch wieder nicht. Nein.«
Ich wollte sie nicht sehen, ich schickte mich an, wegzugehen. Jason warf mir das Handy zu und sagte: »Sei kein Arsch, Tyler. Ich muss mit dir und Diane reden.«
»Worüber?«
»Über die Zukunft.«
Das war eine ärgerlich kryptische Bemerkung. »Dir ist vielleicht nicht kalt, mir schon.« Saumäßig kalt.
»Es geht hier um Wichtigeres als die Probleme, die du mit meiner Schwester haben magst.« Er wirkte auf fast komische Weise ernst. »Und ich weiß, was sie dir bedeutet.«
»Sie bedeutet mir gar nichts.«
»Das wäre nicht einmal dann wahr, wenn ihr nur Freunde wärt.«
»Wir sind nur Freunde.« Ich hatte eigentlich noch nie mit ihm über Diane gesprochen; das war ein Thema, das wir bei unseren Gesprächen mühsam umschifften. »Frag sie doch selbst.«
»Du bist sauer, weil sie dich dieser Holly vorgestellt hat.«
»Ich möchte das nicht diskutieren.«
»Aber sie wollte damit doch nur ein frommes Werk tun. Dianes neue Masche. Sie hat all diese Bücher gelesen.«
»Was für Bücher?«
»Apokalyptische Theologie. Meistens irgendwelche Bestseller. Du weißt schon: C. R. Ratel, ›Beten in der Finsternis‹, die Absage an das weltliche Ich. Du musst mehr Nachmittagsfernsehen gucken, Tyler. Sie wollte dich nicht kränken. Das war als Geste gedacht.«
»Und dadurch wird es besser?« Ich machte einige weitere Schritte von ihm weg, in Richtung Haus, und fragte mich, wie ich ohne Auto nach Hause kommen wollte.
»Tyler.« Irgendetwas in seiner Stimme veranlasste mich, stehen zu bleiben. »Tyler. Hör zu. Du hast mich gefragt, was mit mir los ist.« Er seufzte. »E. D. hat mir etwas über das Oktober-Ereignis erzählt. Es ist noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben. Ich habe ihm versprochen, dass ich nicht darüber rede, aber ich werde dieses Versprechen brechen. Ich werde es brechen, weil es nur drei Leute auf der Welt gibt, die ich als Familie empfinde. Einer davon ist mein Vater, die anderen beiden seid ihr, du und Diane. Also könntest du vielleicht noch ein paar Sekunden Geduld mit mir haben?«
Ich sah Diane, die den Hang hinaufgestapft kam, damit beschäftigt, sich in ihren Parka zu zwängen, einen Arm drin, einen Arm draußen.
Ich sah Jason, sah seinen entschieden unglücklichen Blick im trüben Lampenlicht. Es machte mir Angst, und ungeachtet meiner Gefühle erklärte ich mich bereit, ihn anzuhören.
Jason flüsterte Diane etwas zu, als sie uns erreichte. Sie blickte ihn mit großen Augen an, dann trat sie etwas zurück, hielt etwa gleichen Abstand zu uns beiden. Jason begann zu sprechen, sanft, methodisch, fast beschwichtigend, berichtete von einem Albtraum, als handle es sich um eine Gutenachtgeschichte.
Er hatte das alles natürlich von E. D. gehört.
Für E. D. war es gut gelaufen nach dem Oktober-Ereignis. Kaum waren die Satelliten ausgefallen, stellte Lawton Industries auch schon Pläne für eine sofort installierbare, praktische Ersatztechnologie vor: Höhenaerostaten,
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