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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Assistentenstelle in einer Ambulanzklinik in Outremont inne.
    Seit unserer letzten Unterhaltung war man der grundlegenden Dynamik des Bogens auf die Spur gekommen. Die Fakten waren verwirrend für jeden, der sich ihn als statische Maschine oder simple »Tür« vorstellte, doch wenn man ihn so betrachtete, wie Jason es getan hatte – als komplexe, mit Bewusstsein begabte Wesenheit, die fähig war, Ereignisse im Rahmen eines definierten Bereichs wahrzunehmen und zu beeinflussen –, kam man der Sache schon viel näher.
    Zwei Welten waren durch den Bogen verbunden worden, aber nur für bemannte Meeresfahrzeuge, die ihn von Süden querten.
    Man bedenke, was das bedeutet: Für den Wind, die Meeresströmung oder den Zugvogel war der Bogen nichts anderes als ein Paar stationärer Säulen zwischen dem Indischen Ozean und dem Golf von Bengalen; sie bewegten sich ungehindert um den Bogenbereich herum und durch ihn hindurch, ebenso wie alle Schiffe, die von Norden nach Süden kreuzten.
    Wenn man dagegen per Schiff den Äquator von Süden her bei neunzig Grad östlich überquerte und zum Bogen zurückblickte – dann tat man das von einem unbekannten Meer aus, unter einem seltsamen Himmel, Lichtjahre von der Erde entfernt.
    In Madras hatte ein ehrgeiziger, illegaler Kreuzfahrtveranstalter englischsprachige Plakate drucken lassen mit der Aufforderung: REISEN SIE BEQUEM ZU EINEM FREUNDLICHEN PLANETEN! Interpol machte dem ein Ende – die UNO versuchte damals noch, die Überfahrten zu regulieren –, doch die Plakate hatten es ziemlich gut getroffen. Wie konnte so etwas zugehen? Fragen Sie die Hypothetischen!
    Dianes Scheidung war vollzogen, wie sie mir mitteilte, aber sie hatte weder Arbeit noch sonstige Perspektiven. »Ich dachte, wenn ich zu dir kommen könnte…« Sie klang zaghaft, überhaupt nicht wie eine Vierte – oder wie eine Vierte nach meiner Vorstellung hätte klingen sollen. »Wenn das geht, wenn dir das recht ist. Ehrlich gesagt, brauche ich ein bisschen Hilfe. Um zur Ruhe zu kommen und, na ja, das Richtige für mich zu finden.«
    Also besorgte ich ihr einen Job in der Klinik und kümmerte mich um die Einwanderungsformalitäten. Im Herbst kam sie zu mir nach Montreal.
     
    Es folgte ein überaus zaghafter Prozess der Annäherung, sehr langsam, sehr altmodisch – vielleicht ein bisschen marsianisch –, und dabei entdeckten Diane und ich einander in einem gänzlich neuen Licht. Wir steckten nicht mehr in der Zwangsjacke des Spins. Wir waren auch keine Kinder mehr, die blind nach Trost suchten. Wir verliebten uns als Erwachsene.
    Es waren die Jahre, als die Weltbevölkerung ihren Höchststand von acht Milliarden erreichte. Der Großteil des Wachstums war in die aufgeblähten Megastädte geflossen: Schanghai, Jakarta, Manila, die Küstenstädte Chinas, Lagos, Kinshasa, Nairobi, Maputo, Caracas, La Paz, Tegucigalpa – all die von Feuern beleuchteten, von Smog umhüllten Karnickelbauten dieser Welt. Es hätte ein Dutzend Torbögen gebraucht, um die Wachstumskurve umzukehren, aber die Überbevölkerung sorgte für eine stete Welle von Auswanderern, Flüchtlingen, »Pionieren«, die sich häufig in die Laderäume illegaler Schiffe gepfercht sahen und nicht selten tot oder im Sterben liegend die Küste von Port Magellan erreichten.
    Port Magellan war die erste getaufte Ansiedlung in der neuen Welt. Inzwischen waren große Teile dieser Welt grob kartografiert worden, meistenteils aus der Luft. Port Magellan bildete die östliche Spitze eines Kontinents, der, wenn auch noch nicht offiziell, »Äquatoria« genannt wurde. Es gab eine zweite, sogar noch größere Landmasse – »Borea« –, die den nördlichen Pol überspannte und bis in die gemäßigte Zone des Planeten reichte. Die südlichen Meere waren von Inseln und Archipelen übersät.
    Das Klima war gemäßigt, die Luft frisch, die Schwerkraft lag bei 95,5 Prozent der auf der Erde herrschenden. Beide Kontinente waren Vorratskammern, die nur darauf warteten, geöffnet zu werden – in den Meeren und Flüssen wimmelte es von Fischen. In den Slums von Douala und Kabul kursierten Geschichten, wonach man sich das Essen in Äquatoria nur von den Bäumen zu pflücken brauchte und anschließend ein Schläfchen zwischen den Wurzeln machen konnte.
    Die Wirklichkeit sah natürlich ein bisschen anders aus: Port Magellan war eine von Soldaten bewachte UNO-Enklave, die rundherum gewachsenen Barackensiedlungen dagegen waren unregiert und unsicher. Die Küstenlinie jedoch war über

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