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Spin

Spin

Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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unterirdisches Gewässer selbst unter dem banalsten Wortwechsel mitfließt. Was wir sagten, was wir aussprachen, war platt und konventionell, aber der Subtext war tief und reichlich tückisch.
    Schon bald flirteten wir miteinander, als hätten Simon Townsend und die vergangenen acht Jahre keinerlei Bedeutung. Zuerst im Scherz, dann vielleicht nicht mehr im Scherz. Ich sagte ihr, dass sie mir gefehlt habe. Sie sagte: »Es gab Zeiten, wo ich mit dir reden wollte. Unbedingt. Aber ich hatte deine Nummer nicht, oder ich dachte mir, du bist bestimmt zu beschäftigt.«
    »Du hättest meine Nummer herausfinden können. Und ich war nicht zu beschäftigt.«
    »Du hast Recht. In Wahrheit war es mehr… moralische Feigheit.«
    »Bin ich denn so furchteinflößend?«
    »Nicht du. Unsere Situation. Ich hatte wohl irgendwie das Gefühl, ich müsste mich bei dir entschuldigen. Und ich wusste nicht, wie ich das anfangen sollte.« Sie lächelte matt. »Ich glaube, ich weiß es immer noch nicht.«
    »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Diane.«
    »Danke, dass du das sagst, aber ich denke anders darüber. Wir sind keine Kinder mehr. Es ist uns möglich, mit einer gewissen Einsicht zurückzublicken. Wir waren uns so nahe, wie man es, ohne Berührung, nur sein kann. Aber diese Berührung, das war genau das, was uns nicht möglich war. Wir konnten nicht einmal darüber reden. Als hätten wir ein Schweigegelöbnis abgelegt.«
    »Seit der Nacht, als die Sterne verschwanden«, sagte ich mit trockenem Mund, entsetzt über mich selbst, erschrocken, erregt.
    Diane wedelte mit der Hand. »Diese Nacht – weißt du, was für Erinnerungen ich an diese Nacht habe? Jasons Fernglas. Ich hatte es auf das Große Haus gerichtet, während ihr beiden in den Himmel gestarrt habt. An die Sterne kann ich mich wirklich überhaupt nicht erinnern. Woran ich mich erinnere, ist, dass ich plötzlich Carol in einem der hinteren Zimmer mit jemandem vom Partyservice gesehen habe. Es sah aus, als würde sie sich an ihn ranmachen.« Sie lachte verschämt. »Das war meine eigene kleine Apokalypse. Alles, was ich schon damals an dem Großen Haus hasste, an meiner Familie, das verdichtete sich in dieser einen Nacht. Ich wollte einfach so tun, als würde das alles nicht existieren. Keine Carol, kein E. D., kein Jason…«
    »Kein ich?«
    Sie rückte auf dem Sofa heran und legte, da es jetzt diese Art von Gespräch geworden war, eine Hand auf meine Wange. Ihre Hand war kühl – die Temperatur des Drinks, den sie gehalten hatte. »Du warst die Ausnahme. Ich hatte Angst. Du warst unglaublich geduldig. Ich habe das sehr geschätzt.«
    »Aber wir konnten…«
    »Uns nicht berühren.«
    »Ja. E. D. hätte es niemals zugelassen.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Wir hätten es vor ihm verheimlichen können, wenn wir gewollt hätten. Aber du hast Recht, E. D. war das Problem. Er hat alles kontaminiert. Es war obszön, wie er deine Mutter gezwungen hat, ein Leben zweiter Klasse zu führen. Das war so entwürdigend. Darf ich das beichten? Ich habe es absolut gehasst, seine Tochter zu sein. Am abscheulichsten fand ich die Vorstellung, dass, falls zwischen uns, na ja, irgendwas entstehen würde, es für dich vielleicht nur eine Möglichkeit wäre, dich an E. D. Lawton zu rächen.« Sie ließ sich zurücksinken, offenbar selbst ein bisschen überrascht.
    »Natürlich wäre es nicht so gewesen.«
    »Ich war verwirrt.«
    »Ist es das, was NK für dich ist? Rache an E. D.?«
    »Nein.« Sie lächelte. »Ich liebe Simon nicht, weil er meinen Vater wütend macht. So simpel ist das Leben nicht, Ty.«
    »Ich wollte damit nicht andeuten…«
    »Aber du siehst, wie schwierig das ist? Ein gewisser Verdacht scheint dir naheliegend und setzt sich in deinem Kopf fest. Nein, NK hat nichts mit meinem Vater zu tun. Sondern damit, die Göttlichkeit in dem zu entdecken, was mit der Erde geschehen ist. Und diese Göttlichkeit im täglichen Leben auszudrücken.«
    »Vielleicht ist der Spin auch nicht so simpel.«
    »Wir werden entweder ermordet oder verwandelt, sagt Simon.«
    »Er hat mir erzählt, ihr errichtet den Himmel auf Erden.«
    »Ist es nicht das, was den Christen aufgegeben ist? Das Königreich Gottes schaffen, indem sie ihm in ihrem Leben Ausdruck verleihen?«
    »Oder jedenfalls dazu tanzen.«
    »Jetzt klingst du wie Jason. Klar, ich kann nicht alles an der Bewegung gutheißen. Letzte Woche waren wir auf einem Konklave in Philadelphia und haben dort ein anderes Paar kennen

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