Spin
Sterne, wie ein Erdbeben, in ihrem Todeskampf das verflüssigen, was fest sein soll. Furchterregend, weil unsere tiefsten organischen Geheimnisse, unsere Paarungen, unsere chaotischen Akte der Fortpflanzung, gar keine Geheimnisse sind, wie sich herausstellt: auch die Sterne bluten und liegen in Geburtswehen. Alles fließt, nichts hat Bestand. Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich das gelesen hatte.
»Heraklit«, sagte Diane.
Es war mir nicht bewusst, dass ich es laut ausgesprochen hatte.
»All die Jahre«, sagte sie, »damals im Großen Haus, all die vergeudeten Scheißjahre über wusste ich…«
Ich legte ihr einen Finger auf die Lippen. Ich wusste, was sie gewusst hatte.
»Ich will wieder rein«, sagte sie. »Ich will zurück ins Schlafzimmer.«
Wir zogen nicht die Jalousien vor. Die wirbelnden Sterne warfen ihr Licht ins dunkle Zimmer, dessen Muster in unscharfen Bildern über meine und Dianes Haut strichen, so wie Großstadtlichter durch ein regennasses Fenster leuchten: still, geschlängelt. Wir sprachen nicht, denn Worte wären hinderlich gewesen. Worte wären Lügen gewesen. Wir liebten uns wortlos, und erst als es vorbei war, war in mir der Gedanke: Lass dies Bestand haben. Nur dies.
Wir schliefen, als der Himmel sich schließlich verdunkelte, als das Feuerwerk abflaute und verschwand. Der chinesische Angriff erwies sich mehr oder weniger als Geste. Tausende waren infolge der globalen Panik ums Leben gekommen, aber es hatte keine unmittelbaren Todesopfer auf der Erde gegeben – und vermutlich auch nicht unter den Hypothetischen.
Die Sonne ging am nächsten Morgen pünktlich auf.
Das Klingeln des Telefons weckte mich. Ich war allein im Bett. Diane nahm den Anruf in einem anderen Zimmer entgegen und kam dann herein, um mir zu sagen, dass Jase dran gewesen sei; die Straßen wären frei und er sei hierher unterwegs.
Sie war geduscht und angezogen und roch nach Seife und gestärkter Baumwolle. »Und das war’s?«, sagte ich. »Simon kreuzt wieder auf und du fährst weg? Was letzte Nacht war, bedeutet gar nichts?«
Sie setzte sich neben mich aufs Bett. »Was letzte Nacht war, hat nie bedeutet, dass ich nicht mit Simon wegfahren würde.«
»Ich dachte, es hätte mehr bedeutet.«
»Es hat mehr bedeutet, als ich ausdrücken kann. Aber es löscht die Vergangenheit nicht aus. Ich habe Versprechen abgegeben und ich habe einen Glauben, und diese Dinge ziehen gewisse Grenzen in mein Leben.«
Sie klang nicht sehr überzeugt. Ich sagte: »Einen Glauben. Sag mir, dass du nicht an diesen Scheiß glaubst.«
Sie erhob sich stirnrunzelnd. »Vielleicht nicht. Aber vielleicht muss ich mit jemandem Zusammensein, der daran glaubt.«
Ich packte meine Sachen und verstaute den Koffer im Hyundai, noch bevor Jase und Simon angekommen waren. Diane sah mir von der Veranda aus zu.
»Ich ruf dich an«, sagte sie.
»Tu das«, erwiderte ich.
4 x 10 9 N. CHR.
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Ich zerbrach eine weitere Lampe während einer meiner Fieberanfälle.
Diesmal gelang es Diane, den Schaden vor dem Concierge zu verheimlichen. Sie hatte das Reinigungspersonal bestochen, die schmutzige Bettwäsche jeden zweiten Morgen vor der Tür gegen saubere auszutauschen, damit die Zimmermädchen nicht hereinkämen und mich im Delirium vorfanden. Im städtischen Krankenhaus waren in den vergangenen sechs Monaten Fälle von Denguefieber, Cholera und menschlichem KVES aufgetreten, und ich wollte nicht in der Epidemiologiestation neben einem Quarantänefall aufwachen.
»Was mir Sorge macht«, sagte Diane, »ist, was alles passieren könnte, wenn ich nicht da bin.«
»Ich kann auf mich aufpassen.«
»Nicht, wenn das Fieber zuschlägt.«
»Dann kommt es einfach auf Glück und Tuning an. Hast du die Absicht, irgendwohin zu gehen?«
»Nur das Übliche. Aber ich meine, in einem Notfall. Oder falls ich aus irgendeinem Grund nicht ins Zimmer zurück kann.«
»Was für ein Notfall?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist rein hypothetisch«, sagte sie in einem Ton, der vermuten ließ, dass es alles andere als das sei.
Aber ich drang nicht weiter in sie. Es gab nichts, was ich zur Verbesserung der Situation beitragen konnte – außer zu kooperieren.
Ich ging in die zweite Woche der Behandlung, näherte mich der Krisis. Das sich in meinem Blut und Gewebe ansammelnde marsianische Präparat hatte einen kritischen Pegel erreicht. Selbst wenn das Fieber nachließ, fühlte ich mich desorientiert, verwirrt. Die rein körperlichen Nebenwirkungen
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