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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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berufen und so tun, als hätten sie sich auf dem Weg in sein Büro verlaufen.
    Der Pförtner erkannte Paul sofort und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. »Ah, guten Tag, Doktor Mrozek, was kann ich für Sie tun?«
    »Guten Tag. Ich habe eine Verabredung mit Dr. Cruise.«
    »Soll ich ihm Bescheid sagen, dass Sie hier sind? Oder gehen Sie selbst nach oben?«
    »Danke, nicht nötig, er weiß, dass ich komme. Wir haben vor ein paar Minuten telefoniert.«
    »In Ordnung. Linker Gang, zweite Tür rechts. Sie kennen ja den Weg!«
    »Danke, kein Problem!« Paul berührte Sarah leicht am Oberarm und dirigierte sie Richtung Lift. Er fühlte sich erleichtert. Es war einfacher als erwartet. Die Sicherheits- und Empfangsleute bei GDT kannten ihn bereits seit vielen Monaten. Es war für sie nichts Ungewöhnliches, dass er zu einer Verabredung mit Jack Cruise ins Haus kam. Und Sarah gehörte seit ihrem ersten Besuch an seiner Seite als seine Begleitung dazu.
    Sie nahmen den Besucherlift und fuhren in die 18. Etage. Dort oben befand sich der offene Bereich von GDT mit den Büros der Unternehmensleitung, zu der auch Jack Cruise gehörte. In den Stockwerken darunter lagen die gesicherten Dokumentations- und Laborbereiche. Diese Bereiche waren nur über Zugangsschleusen betretbar, die nur von Personen mit einer entsprechenden Chipkarte und dem aktuellen Code passiert werden konnten. Eine Zeitlang hatte man auch Fingerabdruckscanner eingesetzt. Davon war man aber seit einigen Monaten wieder abgekommen. Man fürchtete, dass jemandem ein Finger abgeschnitten werden könnte, um den Scanner zu übertölpeln.
    Einige der Zugangskontrollen waren bereits auf eine umfangreiche biometrische Datenerfassung umgestellt. Eine Kamera erfasste das Gesicht der Person in der Schleuse und überprüfte die kompletten biometrischen Daten. Die hochsensiblen CMOS Chips waren in der Lage, ein Gesicht in extremer Detailgenauigkeit abzutasten und die Daten auszuwerten.
    Sarah und Paul suchten als erstes den Umkleidebereich auf und organisierten sich zwei der lichtgrauen Laborkittel mit dem gelb-roten GDT Firmenlogo auf der linken Brusttasche. »Über dem Herzen eingestickt«, dachte Sarah, als sie in den Kittel schlüpfte, wie absurd.
    Jetzt mussten sie es nur noch schaffen, in den gesicherten Bereich zu gelangen. Als Externer hatte Paul keine permanente Zugangsberechtigung. Er musste sich für jeden Besuch des Laborbereichs eine Besucherchipkarte besorgen. Wenn er mit Jack Cruise den Laborbereich besuchte, organisierte Jack für ihn die erforderliche Chipkarte. Wenn er sich unabhängig von Jack im Labor aufhielt, musste er sich die Besucherchipkarte in der Verwaltung ausstellen lassen. Die Karte galt dann nur für ein genau definiertes Zeitfenster, und der Zugangscode wurde jeden dritten Tag geändert. Ohne diese Chipkarte war ein Betreten der Hochsicherheitslabors nicht möglich. Die Schleusen waren so ausgelegt, dass sie jeweils nur eine Person passieren ließen. In der engen Röhre aus türkisfarbenem Glas, die einer Dusche ähnelte, hatte nur eine Person Platz. Und die Tür auf der Austrittsseite der Schleuse wurde erst freigegeben, wenn die Tür auf der Eintrittsseite komplett geschlossen war. Das machte es unmöglich, eine zweite Person über dieselbe Zugangserlaubnis einzuschleusen.
    Paul hätte es unter einem Vorwand vielleicht schaffen können, in der Verwaltung eine Chipkarte für sich selbst zu organisieren, aber eine weitere Karte für Sarah hätte man ihm sicher nicht ausgehändigt.
    Aber Paul wusste als Insider, wie sich dieses Problem umgehen ließ. Die Schwachstelle der Sicherheitsüberwachung von Labors ist meistens die Materialanlieferung. Für Experimente vorbereitete Versuchstiere lassen sich nicht durch Personenschleusen ins Labor transportieren. Und die Versuchstiervorbereitung gehörte bei GDT noch nicht zum Hochsicherheitsbereich. Sie war im ersten Untergeschoss des Gebäudes untergebracht und über einen Materiallift mit dem Hochsicherheitslabor verbunden.
    Sarah und Paul fuhren mit dem Lift ins Erdgeschoss. Dort traten sie durch eine der Fluchttüren ins Treppenhaus und stiegen die Betonstufen zu den labortechnischen und medizinischen Einheiten von GDT hinab. Das war durchaus nicht unüblich. Die meisten Mitarbeiter wählten diesen Weg, weil sie sich so das Umsteigen in den speziellen Lift sparten, der vom Erd- ins Untergeschoss fuhr.
    Vier Operationssäle im Zentrum des Untergeschosses dienten der Vorbereitung von

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