Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
geben. Mit einiger Wahrscheinlichkeit aber gab es Auswertungen darüber. Und Sarah hoffte, dass sie diese Auswertungen finden konnten.
»Vielleicht sollten wir uns die Abteilung ansehen, die für die Auswertung der Experimente zuständig ist. Hilf mir doch! Wer ist hier in der Regel für die Auswertung der Experimente zuständig? Gibt es eine Zentrale, gibt es eine Kommission? Wo haben wir eine Chance, das Alzheimer-Projekt dokumentiert zu finden?«
»Bei Gene Design Tech ist es üblich, den Ablauf und die Ergebnisse der Experimente auf dem zentralen Rechnersystem zu dokumentieren. Jeder Mitarbeiter wertet seine Ergebnisse selbst aus und dokumentiert sie nach genauen Vorgaben. Es gibt dafür, soweit ich weiß, vorgegebene Auswertungsroutinen und Formulare. Tagesberichte, Wochenberichte, Monatsberichte und so weiter. Außerdem gibt es auf den Servern natürlich Ablagen für erstellte Bilder, für Videodokumentationen, für Computer-Tomographien und dergleichen. Alles wird unmittelbar ins System eingegeben. Das machen die hier genauso, wie wir das bei uns auch machen.«
»Und wie können wir an die Daten herankommen?«
»Wir könnten versuchen, uns an einem nicht besetzten Arbeitsplatz in das System einzuklinken. Das klappt aber nur, wenn der Rechner im Netzwerk eingeloggt ist. Wenn nicht, bräuchten wir das richtige Passwort. Jeder Mitarbeiter muss sich mit einem Passwort einloggen. Ohne dieses Passwort ist ein Zugriff auf das GDT Netzwerk nicht möglich. Und nicht jedes Passwort erlaubt einen uneingeschränkten Zugriff auf alle Daten. Die Bereiche, auf die ein Mitarbeiter Zugriff hat, sind in der Regel beschränkt, je nachdem welche Aufgaben er in einem Projekt hat. Immer wenn ich hier arbeite, richtet man mir einen Gast-Zugang ein, der auf ganz bestimmte Bereiche beschränkt ist und auch nur für eine bestimmte Zeit frei geschaltet ist.«
»Wir müssten also einen Rechner finden, der über einen uneingeschränkten Zugang verfügt?«
»Genau.«
»Ist das nicht völlig unmöglich? Uneingeschränkten Zugang haben wahrscheinlich nur zwei, drei Leute hier, in der Chefetage!«
»Das ist höchstwahrscheinlich so. Aber ich denke, es reicht, wenn wir Zugriff auf die wissenschaftlich relevanten Daten kriegen, und den hat in der Regel jeder Forschungsprojektleiter. Wir schauen einfach mal, ob eins der Büros unbesetzt ist. Die Büros der Projektleiter sind nicht weit von hier, gleich neben der Cafeteria.«
Sarah folgte Paul, bis sich der Gang zu einem weiten Flur öffnete. Die eine Seite des Flurs war zur Cafeteria hin offen. An den Längsseiten waren die großzügigen Büros der Projektleiter angeordnet. Jedes von ihnen war mit einer Zugangscode-Tastatur gesichert, aber die getönten Glasfronten der Büros erlaubten einen weitgehenden Einblick. Sie waren alle besetzt, bis auf ein Büro, das unmittelbar neben der Cafeteria lag.
»Das ist das Office von Robert Nielsen. Der Rechner läuft, wie’s aussieht. Wenn wir da reinkommen und er online ist, haben wir alles, was wir brauchen. Robert gehört zur obersten Riege hier.« Paul warf Sarah einen verschmitzten Blick zu. »Checken wir mal, ob er auch wirklich nicht im Haus ist!« Er drehte eine Runde durch die Cafeteria. Sarah folgte ihm.
Die Cafeteria war bis auf wenige Besucher leer. Nur drei Stehtische waren mit kleinen Gruppen von Labormitarbeitern besetzt.
Einer der Mitarbeiter erkannte Paul sofort, trat auf ihn zu und begrüßte ihn erfreut.
»Hallo Paul, schön, dass Sie wieder mal bei uns sind. Ich würde gerne kurz was mit Ihnen besprechen, wenn sie heute zwischendurch mal Zeit haben. Funken Sie mich einfach auf meinem Handy an, dann komme ich bei Ihnen vorbei. In welchem Labor arbeiten Sie denn gerade?«
»Das ist das Problem, man hat mir Roberts Office zugeteilt, aber ich habe den verdammten Code vergessen. Können Sie mir zufällig helfen?«, reagierte Paul schnell.
»Roberts Code? Ich denke, das ist kein Problem! Das kriegen wir hin! Kommen Sie!« Der Mitarbeiter ging mit riesigen Schritten Richtung Roberts Büro. Die Aufgabe hatte seinen Forscherspieltrieb geweckt und schien ihm offensichtlich Spaß zu machen. Als sie vor der Code-Tastatur standen, gab er betont demonstrativ eine Zahlenkombination ein. »Ich würde tippen, es ist der Geburtstag seiner Frau!«, bemerkte er dabei leicht ironisch. »Robert hat ein Gedächtnis wie ein Sieb. Er nimmt immer den am nächsten liegenden Code. Er macht sich bestimmt nicht die Mühe, sich einen Code nach den
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