Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
Regeln der Sicherheitsbestimmungen auszudenken!«
Die LED an der Code-Tastatur wechselte von Rot auf Grün.
»Bingo, wusst ich’s doch!«, bemerkte der Mitarbeiter triumphierend und drückte die Tür auf. »Treten Sie ein!«
Sarah und Paul betraten das Büro.
»Und nicht vergessen, Paul, wenn Sie ein paar Minuten für mich haben, funken Sie mich an!«
»Okay, ich denke, ich melde mich so in zwei Stunden bei Ihnen, 15:30 oder 15:45 Uhr. Ist das in Ordnung für Sie?«
»Klar, perfekt! Bis dann, Paul!«
Der Mitarbeiter schloss die Tür und verschwand wieder Richtung Cafeteria.
Paul setzte sich an Robert Nielsens Rechner und bewegte die Maus. Der Bildschirmschoner verschwand augenblicklich und die Betriebssystemoberfläche erschien. Ein kleines Fenster war geöffnet und zeigte an, dass im Hintergrund ein Rendering-Prozess lief. Deshalb hatte Robert den Computer nicht ausgeschaltet, als er das Büro verlassen hatte. Der Rechner war im Netz und schaufelte wahrscheinlich Daten von einem Server. Das Fenster zeigte an, dass der Render-Prozess noch fast zwei Stunden in Anspruch nehmen würde. Wahrscheinlich würde Robert also erst in zwei Stunden in sein Büro zurückkehren. Sie hatten also genügend Zeit, sich umzusehen.
Paul kannte Robert Nielsen nur flüchtig. Er wusste nur, dass er schon lange bei GDT arbeitete und mit wichtigen Projekten betraut war. Nach ein paar Klicks war Paul klar, dass Robert in der Hierarchie ungewöhnlich weit oben sein musste, denn er hatte sehr weitreichende Zugriffsrechte. Er konnte alle Bereiche des Servers und der Backup Server einsehen. Keiner der Ordner war gesperrt. Und nur wenige Sekunden später hatte Paul gefunden, was sie suchten. Die umfangreiche Dokumentation zu den Alzheimer-Versuchsreihen war über eine Netzlaufwerksverbindung mit Roberts Rechner verbunden. Das Alzheimer-Projekt gehörte also wahrscheinlich mit zu seinen Aufgaben.
Es handelte sich um eine gigantische Datensammlung von mehreren Terrabyte. Sie hatten keine Chance, sich das Ganze in zwei Stunden lückenlos anzusehen. Ein paar Stichproben, zu mehr würde es nicht reichen. Paul nahm sich als erstes einen Ordner mit der Aufschrift »Maps« vor. Die Bezeichnung »Maps« kam ihm interessant vor. Vielleicht handelte es sich dabei um Alzheimer-Hirnstrukturen. Zumindest war die Bezeichnung »Maps« in der Hirnforschung gebräuchlich.
Der Ordner enthielt allem Anschein nach Filme von MRT-Untersuchungen. Für Paul waren die Formate jedoch unbekannt. GDT schien in diesem Bereich mit anderen Tools zu arbeiten, als sie an Pauls Institut gebräuchlich waren. Er startete eine der Dateien. Auf dem High-Definition Monitor lief ein Schauspiel ab, wie Paul es noch nie gesehen hatte. Es waren Aufnahmen des Gehirns in einer extrem präzisen, hochauflösenden Darstellung und in einer schnellen Bilderabfolge, wie Paul sie noch nie gesehen hatte. Wie zum Teufel hatte man diese Filme erzeugt? Die Darstellung zeigte eine Ebene des Hippocampus. Die einzelnen Nervenzellen und Axone waren deutlich zu differenzieren. Ein winziges Objekt, das auf dem Bildschirm ungefähr eine Größe von zwei Millimetern hatte, bewegte sich extrem schnell durch die Nervenzellen des Hippocampus. Auf seinem Weg durch die Gewebeschicht war deutlich eine Spur zu erkennen.
Paul starrte auf den Monitor und beobachtete das kleine Objekt auf seinem Weg durch das Geflecht der Nervenzellen. Am rechten unteren Bildschirmrand liefen einige Zahlenreihen mit. Anscheinend die Koordinaten des Objekts im Gehirn, als X-Y-Z Werte dargestellt.
Paul startete den Film erneut, um herauszufinden, um was es sich bei dem Objekt handelte. Vielleicht war es ja ein Bestandteil eines Medikaments, das man ins Gehirn eingeschleust hatte? Aber trotz der enormen Auflösung der Darstellung konnte er es nicht zweifelsfrei erkennen.
Er öffnete die Steuerleiste des Players auf der Suche nach einer Vergrößerungsfunktion und fand zwei Lupensymbole, eines mit einem Plus-Zeichen, das andere mit einem Minus-Zeichen. Paul klickte die Plus-Lupe an und setzte den Film auf Anfang zurück. Wenn er jetzt mit der Maus auf den Film zeigte, konnte er durch Drehen des Mausrads den Zoom stufenlos einstellen.
In diesem Moment sprang plötzlich die Tür des Labors auf. Zwei Sicherheitsleute stürzten in den Raum, postierten sich links und rechts von der Tür und brachten ihre Pistolen in Anschlag. »Stehen Sie auf und heben Sie die Hände! Ich will Ihre Hände sehen! Heben Sie Ihre Hände, über den
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