Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Kopf!«, schrie einer von Ihnen mit lauter Stimme.
    Paul stand auf, streckte die Hände von sich und wich einen Schritt zurück. Sarah sah die beiden Sicherheitsbeamten völlig gelassen an und machte nicht die geringsten Anstalten, sich zu bewegen. »Damit sind auch Sie gemeint!«, fauchte der Sicherheitsbeamte sie an. Sarah hob langsam die Hände und setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf, während sie fieberhaft nachdachte, wie sie sich am besten aus der Affäre ziehen konnten.
    In diesem Moment betrat Robert Nielsen langsam und mit gemessenem Schritt das Labor.
    »Hallo Dr. Mrozek«, sagte er knapp und mit völlig emotionsloser Stimme. »Ich bin erfreut, Sie zu sehen, obgleich ich nicht damit gerechnet habe, dass es unter so unerfreulichen Umständen sein würde. Glauben Sie mir, ich schätze Sie und Ihre Arbeit persönlich sehr und ich bedauere zutiefst, wozu ich jetzt gezwungen sein werde. Das Labor, in dem sie sich befinden, ist ein Hoch-Sicherheitslabor. Und wie ich sehe, haben Sie sich hier widerrechtlich Zugang zu wichtigen Firmengeheimnissen von GDT verschafft. Das ist Hausfriedensbruch und Industriespionage. Deshalb bin ich leider gezwungen, Sie der Polizei zu übergeben. Die Beamten sind bereits auf dem Weg hierher. Ich bin leider gezwungen, Sie hier festzuhalten, bis sie eingetroffen sind. Entschuldigen Sie diese kleine Unannehmlichkeit, die ich Ihnen bereiten muss.«
    Paul war erstaunt. Er kannte Robert Nielsen nur flüchtig. Bei ihren wenigen Begegnungen hatte er ihn immer als einen in sich gekehrten und etwas zerstreuten Forscher erlebt. Ein derart bestimmendes Auftreten hätte er ihm nie und nimmer zugetraut.
    »Sie können sich das mit der Polizei sparen! Wir sind auf Einladung von Jack Cruise hier. Bringen Sie mich zu Jack und alles wird sich aufklären!«, versuchte er die Situation zu entschärfen.
    »Tut mir Leid, Paul, diesen Gefallen kann ich Ihnen leider nicht tun. Mein Labor gehört nicht in den Zuständigkeitsbereich von Jack. In diesem Laborbereich treffe ich die Entscheidungen. Ich trage die Verantwortung für alles, was hier geschieht und für meine Leute. Jack kann Ihnen da nicht helfen.«
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein? Was glauben Sie, wer Sie sind? Was Sie hier tun, ist Freiheitsberaubung. Sie haben überhaupt kein Recht, uns hier festzuhalten! Ihre Beschuldigungen sind völlig haltlos!«, mischte sich Sarah in die Unterhaltung ein.
    »Überlassen Sie das mir, ob meine Beschuldigungen haltlos sind oder nicht. Es ist mein Labor und ich entscheide hier, was haltlos ist«, konterte Nielsen ungerührt.
    Sarah kochte vor Wut, sah aber ein, dass sie keine Chance hatte und sich fürs Erste in ihr Schicksal ergeben musste.
    Paul ging in die Offensive. »Was ist das, was auf dem System hier läuft?«
    »Ein Experiment, nichts besonderes«, entgegnete Robert. »Am besten, Sie vergessen das wieder, Dr. Mrozek. Das ist in unser beider Interesse.«
    »Ich verlange, dass Sie augenblicklich Jack Cruise informieren, über das, was hier geschieht! Hören Sie, ich verlange von Ihnen, dass Sie Jack Cruise informieren! Jack ist der geschäftsführende Direktor dieser Niederlassung. Er leitet das Unternehmen. Und wie ich ihn kenne, werden Sie jede Menge Ärger kriegen, wenn Sie eigenmächtig handeln!«
    Robert Nielsen ignorierte Pauls Einwendungen einfach. Er setzte sich ohne ein weiteres Wort an einen Rechner und begann mit der Auswertung von MRT Aufnahmen.
    Paul war fassungslos, dass Nielsen seine Forderung, Jack Cruise zu benachrichtigen, einfach ignorierte. Hatte Nielsen eine derart mächtige Position im Unternehmen? Oder hatte Jack Cruise das Unternehmen nicht mehr im Griff und wusste gar nicht, was Nielsen hinter seinem Rücken tat?
    Keine fünf Minuten später trafen die Polizeibeamten ein. Paul wunderte sich, dass sie so schnell da waren und dass sie keinerlei Fragen stellten, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Auch unternahmen sie nicht das Geringste, um irgendwelche Beweise zu sichern. Sie legten Paul und Sarah gegen deren heftigen Protest Handschellen an und führten sie ab. Erstaunlicherweise benutzten sie den Materiallift für die Fahrt nach unten und verließen das Gebäude mit ihren beiden Gefangenen durch den Lieferantenbereich.
    Paul hatte gehofft, dass er auf dem Weg nach draußen eine Chance haben würde, einen Mitarbeiter von GDT anzusprechen und ihn zu bitten, Jack Cruise zu informieren. Aber die Gänge, durch die sie von den beiden Polizeibeamten nach draußen