Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
vor diesem Nachthimmel.
Geschmeidig drehte sie sich nach ihm um und lächelte ihn an. Dann ließ sie ihre Finger auf der Scheibe tanzen. Ihre orange lackierten Nägel glitten langsam über das Glas nach unten, während ihr Arsch sich fester gegen ihn drückte. Dann spürte er ihre Finger, die zwischen ihren Beinen nach hinten griffen und seine Eier massierten. Kurz bevor es ihm gekommen wäre, hörte sie auf, stütze sich mit ihre Krallen an der Fensterscheibe ab und ließ ihre Hüften kreisen.
Die Frau war super, trotzdem konnte er sich nicht so richtig darauf konzentrieren. Scheiße. Sein Spiegelbild in der Scheibe irritierte ihn. Es kam ihm fett vor, aufgedunsen, einfach eklig. Er war ein alter Mann geworden, alt und widerlich. Wie die meisten Menschen, einfach widerlich. Von dem jungen engagierten Mann, der er einmal gewesen war, keine Spur mehr.
Er erinnerte sich an den Tod seiner Mutter. Bei der Verteilung der Beute am Tag nach der Beerdigung war ihm vieles klar geworden, über seine Brüder und über sich selbst. Sie hatten mit allen Mitteln um ihre Anteile gekämpft, bis in die letzte Nachkommastelle. Seitdem waren sie untereinander zerstritten. Und er hatte mitgerauft. Dabei waren ihm seine inneren Abgründe klar geworden. Wenn es um Geld ging und um Macht, konnte man sich auf niemanden verlassen, auch nicht auf sich selbst. Manche begriffen das nie in ihrem Leben und schafften es mit einem Haufen Illusionen und Idealismen bis ins hohe Alter. Dummköpfe.
Das Mädel war wirklich eine verdammt gute Wahl. Noch nie hatte ihm eine die Eier so genial massiert. Und sie war stolz auf ihre Spezialität. Als er abspritzte und sein Gesicht sich entspannte, sah er, wie sie lächelte.
Sein Sperma ergoss sich in ihren warmen Leib. Es pulsierte langsam heraus, kein hektisches Spritzen, ein langsames Fließen, eine langsame Erleichterung. Er konnte es nicht mehr über zwei Meter weit schleudern, wie früher beim Wichsen in der Badewanne. Es war nur noch ein Versickern, aber dadurch sehr beschaulich und angenehm, wie der milde schwere Wein in den Cantinas, der ihm den Sonnenuntergang versüßte.
Er war froh, als er wieder allein war und nach einem Bad mit einer Flasche Wein im Bett lag und vor sich hin träumte. Es gab nur wenige Orte auf der Welt, wo er länger als ein paar Minuten unerkannt bleiben konnte. Dies war einer davon. Was für ein Luxus. Dafür lohnte es sich, die rund zehn Stunden Flug auf sich zu nehmen. All die Dummköpfe, die sich nach Prominenz sehnten, hatten keine Ahnung, was es wirklich bedeutete, fast überall erkannt zu werden, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Dieses junge Fleisch war das Geld wert gewesen, das er dafür hinlegte. Und es spielte keine Rolle, dass er sie kaufen musste. Genau genommen musste man für alles im Leben bezahlen, früher oder später. Es gab Schlimmeres auf diesem Planeten. Und Nächte wie diese waren den geringen Obolus wert, den er in den Boutiquen und Restaurants der Stadt und an den Rezeptionen der Hotels dafür bezahlte. Er war vielleicht ein Ekel geworden, dachte er manchmal, aber er konnte immer noch ficken und essen und leben und genießen – und das war eine ganze Menge im Leben, wenn nicht alles.
Früher war er Idealist gewesen. Aber wenn er ehrlich nachdachte, auch nur deshalb, weil er damit andere beherrschen und begeistern konnte, besonders Frauen. Er hatte mit Hilfe von Idealen jede Menge Frauen umgelegt.
Er warf einen Blick auf das makellos gepflegte Leder seiner Maßschuhe, die vor der Ankleide bereit standen, und lächelte. Solche Schuhe waren ein bisschen Illusionsverlust wert. Das Wichtigste war jetzt, J. J. Becks abzuschütteln. Dieser Idiot ließ einfach nicht locker. Und das konnte gefährlich werden, weil er sich gerade jetzt auch auf einem anderen Gebiet in einer schwierigen Situation befand. Ein Journalist einer großen Wochenzeitung hatte ein geheimes Konto bei einer Bank auf den Cayman Islands enttarnt, das ihm gehörte. Seit Wochen erging sich die Presse in Mutmaßungen darüber, woher die 2,5 Millionen Euro stammten, die dieses Konto als Guthaben aufwies.
Die Journaille vermutete, dass es sich dabei um illegale Spendengelder für seine Partei handelte, die er dort geparkt hatte, oder um Bestechungsgelder, die er für politische Entscheidungen kassiert hatte. Zur Aufklärung des Sachverhalts war ein Untersuchungsausschuss eingesetzt worden, der seit Monaten mit der Vernehmung von Zeugen beschäftigt war, ohne voran zu
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