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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Katinka sich über diese Anweisung aufgeregt, aber nun war sie dankbar, ihre Gedanken beschäftigen zu können.
    »Sie rief mich an.« Auf ihrem Handy checkte sie die angenommenen Anrufe. »Um 21.27 Uhr. Ich sollte sofort kommen, sie hätte Falk raus. Es würde mich interessieren, was er zu sagen hätte. Ich war kurz darauf hier in der Kanzlei. Es war wahnsinnig heiß und verraucht, aber Ljubov wollte kein Fenster aufmachen, angeblich wäre alles an die Alarmanlage angeschlossen. Sie hat sie aktiviert, als sie mich hereingelassen hatte.« Katinka zog die Fersen an und umklammerte ihre Knie.
    »Eindruck?«, fragte Hardo.
    »Sie war nervös.« Das Gefühl, betrogen worden zu sein, nahm überhand. »Ich habe mir den Kopf zermartert, aber mir ist nicht klar, warum sie mich herbestellt, wenn sie Killer auf Falk angesetzt hat.«
    »Sie könnte einen Zeugen gebraucht haben.«
    »Kann sein. Ich weiß nicht.« Katinka fühlte sich unendlich erschöpft. Trotz der Hitze in der Kanzlei fror sie plötzlich.
    »Was hat Falk euch erzählt?«, insistierte Hardo.
    »Nicht viel, wirres Zeug. Er kam nicht richtig zum Punkt«, murmelte Katinka. Ljubov hatte ewig mit ihrem Tee herumgemacht. Falk erst einmal abgewürgt, damit alle volle Tassen hatten. »Er machte sich Sorgen, angeblich hätte er seine Schüler in etwas reingezogen. Aber wo hinein, das sagte er nicht. Er beteuerte, seine Ex nicht umgebracht zu haben. Er redete von einer Akte irgendwo in Kulmbach und von einem Typen namens … Kaminsky.«
    »Was für eine Akte?«, fragte Hardo.
    »Das hätten Ljubov und ich auch gern gewusst«, sagte Katinka matt. Sie rieb sich die Augen. »Aber da kam keine Substanz, nur wirre Flusen, ich konnte keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Andeutungen herstellen. Er erwähnte die verschwundenen Schulaufgaben und das Heckmeck am Paul-Celan-Gymnasium, das ihm untergeschoben worden wäre, um ihm zu schaden. Mehr kam da nicht.«
    Es war eine Weile still im Zimmer. Von nebenan hörten sie die gedämpften Unterhaltungen der Kriminaltechniker. Einmal polterte es in der Wohnung über ihren Köpfen.
    »Falk hat uns um Viertel nach vier verlassen«, sagte Hardo. »Mit seiner Anwältin.«
    Katinka hob den Kopf.
    »Was?«
    Hardo schob das Kinn vor und drehte Katinkas Kugelschreiber in den Händen. Schließlich stand er auf.
    »Ich werde mit ihr sprechen. Setz dich vorn an die Anmeldung und warte auf mich.« Er legte ihr seine Jacke um die Schultern. »Halte dich warm. Ich sehe zu, dass wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen. Dann fahren wir heim.«
    Dann fahren wir heim. Katinka sah ihn einen Augenblick verdattert an, stand schließlich auf, nahm ihren Rucksack und trat auf den Gang. Ljubov diskutierte mit einem Kriminaltechniker. Sie lehnte in der Tür zu ihrem Büro. Das schwarze Haar züngelte um ihren Kopf, als stünde sie unter Strom. Hardo wechselte ein paar Worte mit einem Grünen, der die Kanzleitür sicherte. Im Treppenhaus traten s ich die Nachbarn aus den oberen Stockwerken auf die Zehen und genossen das nächtliche Abenteuer. Eine Hand fuhr in Katinkas Hosentasche.
    »Vorsicht«, raunte Ljubov. »Von Falk.«
    Katinka starrte sie an. Die Anwältin machte eine kurze Kopfbewegung und marschierte entschlossen auf Hardo zu.
    »Wir sollten uns dringend unterhalten«, sagte sie. »Eine Tasse Tee?«
    Katinka wartete, bis sich die Bürotür hinter den beiden geschlossen hatte. Sie setzte sich hinter die Anmeldetheke, legte ihren Rucksack auf den Tisch und kramte in ihrer Jeanstasche. Ein Zettel.
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    Katinka drehte das Papier um. Der Rest von einem Kalenderblatt. Von heute. 18. Juli. Hinweise zum Sternzeichen Krebs (pendelt zwischen Frohsinn und Verdruss, sensibel), zum Stand des Mondes (zunehmend). Sie zählte die Buchstaben. 22. Das Schlüsselwort, dachte sie fieberhaft. Valentes Ausführungen zum Analysieren von Codes ohne Schlüsselwort hatte sie nur bruchstückhaft im Gedächtnis behalten. Sie bezähmte sich gerade noch, Valente anzurufen. Wo hatte Ljubov das Papierchen her? Hatte sie es dem Toten aus der Hosentasche geangelt? Warum gab Ljubov es an Katinka weiter? Sollte sie nicht ahnen, dass Katinka die Nachricht Hardo zustecken würde? Oder rechnete sie genau damit? Oder mit dem Gegenteil?
    Katinka nahm ihr Notizbuch aus dem Rucksack und legte den Zettel hinein. Sie entwarf ein Vigenère-Quadrat und probierte JENSFALK als Schlüsselwort. Dabei kam Unsinn heraus. Sie brach nach acht Buchstaben ab. Erst einmal

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