Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Restlichtverstärker gehabt haben. Es waren zwei. Sie flüchteten mit einem schwarzen Wagen, sah neu und protzig aus.«
    Damit war alles gesagt. Katinka ging auf die Toilette, setzte sich auf den Deckel und versuchte, zu Atem zu kommen. Etwas Eiskaltes kroch in ihren Körper und machte ihn starr wie Stein. Sie drehte den Wasserhahn auf und trank aus der hohlen Hand. Sie hatte Ljubov vertraut. Die Anwältin hatte ihre Alarmanlage aktiviert und sorgsam darauf geachtet, dass keine Fenster geöffnet wurden. Hatte sie einen Verdacht gehabt? Oder die Kerle bestellt? Aber das schien unlogisch. Wenn sie Killer auf ihren Mandanten angesetzt hatte, dann würde ihre Kanzlei doch ein denkbar schlechtes Pflaster für den Auftragsmord abgeben – oder im Gegenteil ein gutes? Nur: Warum sollte Ljubov Falk ausschalten wollen? Wenn Katinka sich nicht völlig täuschte, hatte auch Ljubov Jens Falks vollständige Geschichte nicht gekannt und gierig auf neue Informationen gewartet. Da war nun nichts mehr zu holen. Hatte Ljubov aber aus Angst Türen und Fenster verrammelt? Weshalb hatten sie sich dann überhaupt getroffen? Wenn sie wusste, dass Falk in Gefahr war, wäre es nicht klüger gewesen, ihn in Polizeigewahrsam zu lassen? Katinka ließ kaltes Wasser über ihre Unterarme laufen. Ein gewisser Kaminsky spielt eine Rolle, wiederholte sie im Stillen, und irgendein Zusammenhang muss bestehen zwischen der Kryptoanalyse-AG im Paul-Celan-Gymnasium, einer Kulmbacher Akte und den verschwundenen Klassenarbeiten. Auf dem Gang hörte sie das Getrappel von Füßen. Mehr und mehr Leute kamen in die Kanzlei. Katinka erkannte die Geräuschkulisse des ersten Angriffs wieder. Dann tönte eine vertraute Stimme durch das geschäftige Summen, drohend und laut wie ein 20-Tonnen-Laster:
    »Katinka?«
    Sie schloss die Tür auf und trat auf den Flur. Hardo war mit drei Schritten bei ihr.
    »Bist du o.   k.?«, fragte er, während er sie an den Armen packte und seine grauen Augen sie von oben bis unten absuchten wie ein Scanner.
    »Bin ich«, sagte sie. »Falk ist tot. Zwei Männer haben ihn erschossen. Gezielt abgeknallt. Sie hatten gar nicht die Absicht, mich oder Ljubov aus dem Weg zu räumen. Ich konnte nichts machen. Wenn ich versucht hätte, die Pistole zu ziehen, hätten sie mich kaltgemacht.« Hätte, hätte. Vielleicht wäre es doch gutgegangen.
    »Es war richtig so«, sagte Hardo. »Erzähle von Anfang an.«
    »Nicht hier in dem ganzen Chaos!«
    Hardo führte sie zu einer Tür neben Ljubovs Büro. Ein zweiter Raum, leer bis auf Aktenschrank, Schreibtisch und ein paar Stühle.
    »Wessen Büro ist das?«
    Hardo schloss die Tür.
    »Unseres«, sagte er. »Setz dich.«
    Katinka berichtete von Ljubovs Anruf, dem Treffen in dem Raum nebenan, Falks wirren Auskünften.
    »Ich habe einen Knall gehört. Es wurde plötzlich dunkel.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich habe zwei Männer gesehen. Sie hatten lasergesteuerte Waffen mit Schalldämpfern. Ich habe die kleinen roten Punkte durch den Raum schweben sehen, als sie auf uns zukamen. Ljubov hockte hinter ihrem Schreibtisch, ich neben Falk. Ich hörte ein Zischen. Warf mich zu Boden und krabbelte unter den Schreibtisch. Versuchte, an meine Waffe heranzukommen, aber einer stellte seinen Fuß auf meine Hand. Die hätten mich abgeknallt. Dann noch ein Schuss. Etwas quietschte aufdringlich. Das muss der Stuhl gewesen sein, auf dem Falk saß. Ein Drehstuhl. Sie beugten sich über ihn. Einer von ihnen trat gegen mein Bein.« Sie krempelte die Jeans ein Stück hoch und zeigte auf den Bluterguss, der sich schwarzblau auf dem Schienbein abzeichnete. »Dann waren sie weg. So schnell, wie sie gekommen waren. So liest man es immer. Es waren keine drei Minuten, Hardo, vielleicht nicht einmal zwei. Vielleicht sogar nur eine.«
    Hardo sah sie eine Weile an, dann zog er ein verknittertes Stück Papier aus seiner Hemdtasche und bat sie um einen Stift. Katinka reichte ihm einen Kuli und sah zum ersten Mal, dass er sich an einem Tatort Notizen machte. Er schrieb eine ganze Weile. Schließlich steckte er den Zettel ein, stand auf und fragte:
    »Was ist mit der Anwältin?«
    Katinka errötete. Sein Blick machte ihr Gesicht noch heißer.
    »Richtige Frage?«, fragte er, ohne zu lächeln.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Katinka. »Meinst du, sie hat die Killer bestellt?«
    »Berichte, was du von ihr gesehen und gehört hast. Nur Fakten, kein wahrscheinlich , kein vielleicht .«
    In einem weniger desolaten Zustand hätte

Weitere Kostenlose Bücher