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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Posten des Landes. Alle Beteiligten haben den kleinen Prozess in Kulmbach vergessen, über die Sache ist Gras gewachsen. Da kommt ein Referendar, ein dünner Kerl in Jeans, noch nicht ganz desillusioniert und vollgepumpt mit neuen Ideen aus der Uni. Er kann Kaminsky ganz eindeutig gefährlich werden. Es gibt zwar keine Pressefreiheit in Deutschland«, Ljubov drückte ihre Zigarette aus, »aber dennoch sind die Medien eine hervorragende Plattform für Manipulationen der Öffentlichkeit. Und um Leute kaputtzumachen.« Sie lachte trocken. »Es müssen doch nur ein paar Zeitungen über Kaminskys Prozess berichten, das Mädchen von damals aufstöbern und so weiter. Schon saust Kaminsky durch die Bodenklappe und ward nicht mehr gesehen.«
    Katinka musste über Ljubovs Ausdrucksweise lächeln. Sie fand es erstaunlich, dass jemand die Feinsinnigkeiten in einer Fremdsprache so gut beherrschte.
    »Wollte Falk an die Presse?«, fragte sie und dachte an Valentes Bericht über seinen Freund Hannes, der auf einem Schulfest irgendetwas Triumphales entdeckt hatte.
    »Er sparte sich das auf.«
    »Für seine Schüler«, sagte Katinka nach einer Minute des Nachdenkens. Unerwartet kroch Angst in die Detektei, schob sich unter der Tür durch, wehte durch das geöffnete Fenster vom Hinterhof her. » Das war der Plan. Er verschlüsselte die Infos über Kaminsky und wollte in seiner AG die Sache platzen lassen.« Katinka schauderte. Um sich abzulenken, zeichnete sie Männchen auf ihr Papier. Es gab diese Krimigeschichte mit Sherlock Holmes, in der der berühmteste Detektiv aller Zeiten einen Strichmännchen-Geheimcode knackte. Jedes tanzende Männchen stand für einen Buchstaben. Holmes kam dahinter, weil manche Männchen häufiger auftauchten als andere. Häufigkeit, dachte Katinka, scheint ein wesentliches Merkmal in der Kryptoanalyse zu sein. Womöglich auch bei anderen Dingen. Falk hatte seine Schüler als Katalysatoren benutzen wollen. Katinka fand dieses Verhalten brutal und egoistisch. Als habe Falk sich davor gefürchtet, einer Zeitung den Tipp zu geben.
    »Es wäre seine Rache gewesen«, unterbrach Ljubov Katinkas Gedanken. »Wegen all der Gemeinheiten, des Einbruchs, der Anschuldigungen, er habe vertrauliche Dokumente aus den Schülerakten entfernt …«
    »Halt!«, sagte Katinka. Sie legte die Hände nebeneinander auf den Schreibtisch und sagte bedächtig: »Was war zuerst? Nehmen wir an, Kaminsky und Kazulé wären Falks Gegner in diesem … diesem Krieg. Alles begann damit, dass Falk Kaminskys Schandtaten in dessen Akte fand. Was geschah nun? Prahlte er damit herum? Bekamen die beiden Ks Wind davon und sorgten dafür, dass Falk vor der Schulöffentlichkeit blamiert wurde? Indem sie ihm Klassenarbeiten klauten und geplünderte Akten in die Schuhe schoben? Und warum taten sie das? Es hat ihn nicht zum Schweigen gebracht, sie machten sich nur einen Feind.« Katinka sah Ljubov an. Ihr dick aufgetragener Kajal erzeugte den Eindruck, in zwei schwarze Trichter zu blicken. »Oder klaute ihm jemand die Klassenarbeiten, entwendete jemand Unterlagen aus den Akten, die Falk zuvor zur Bearbeitung ausgeliehen hatte, und als Rache beschloss Falk, sein Wissen an die Öffentlichkeit zu bringen?«, vollendete Katinka ihren Gedankengang.
    »Ne snaju«, sagte Ljubov.
    »Was?«
    »Ich weiß nicht.«
    Katinka fuhr sich energisch durchs Haar.
    »Kann doch auch so gelaufen sein: Falk spuckt vor seinen Schülern große Töne, sie werden was Authentisches, richtig Geheimes entschlüsseln. Dann merkt er allmählich, wie sauer sein Leben werden kann, wenn er alles in die Tat umsetzt. Er behauptet, dass ihm Klassenarbeiten gestohlen werden, er nimmt Dokumente aus Akten … um nachher das Opfer einer Intrige zu spielen.« Katinka schlug auf den Schreibtisch. »Nun sag schon! Was ist dein Eindruck? Hat Falk sonst noch etwas zum Besten gegeben?«
    Ljubov schüttelte den Kopf.
    »Hat er nicht.«
    »Ich gebe dir dein Geld zurück«, sagte Katinka entschlossen. Sie sah auf ihr Handy und wünschte sehnsüchtig, es möge klingeln. »Ich kann den Mörder nicht finden. Es ist ein Fall für die Polizei.«
    »Du hast den falschen Beruf, wenn du so denkst.« Die Anwältin lächelte zuckersüß. »Schon recht, wenn du Uttenreuther die Stange hältst. Schließlich ist es für dich nicht lustig, wenn er dir im Bett Vorhaltungen macht. Aber …«
    »Vergiss es«, sagte Katinka. Die Wut in ihrem Hals machte ihre Stimme heiser. »Es geht nicht um mich und Uttenreuther. Dein

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