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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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diese Gesellschaft zerfällt und die Jugend … Tja, wenn von der Jugend die Rede ist, findet der Dicke keine Worte. Der Sohn des Dicken ist in den Augen seines Vaters verloren. Treibt umher, ohne klare Leitlinie, ohne zu wissen, was richtig und falsch ist. Scheint einfach vom Baum der Gesellschaft geplumpst.
    Der Mann drückt die Zigarette aus und geht ins Bad. Er wäscht sich die Hände. Trocknet sie ab.
    Seine Finger ziehen wie ferngesteuert die Kreditkarte aus der Brieftasche. Er hat ein extra Konto eingerichtet, nur für seine Leidenschaft. Er kanalisiert die Sucht. Er könnte auch trinken. Wenn er Alkoholiker wäre, würde er sich vornehmen, nur abends zu trinken. Man kann sich im Griff haben, das weiß er, aber es fällt ihm schwer, sich zurückzuhalten. Er denkt darüber nach, das Internet bei sich zu Hause zu deinstallieren. Im Büro ruft er die passenden Seiten gar nicht erst auf.

     

8. Die Cavalieri
    »Wie war dein Tag?«
    Der Frage folgte eine Hustenattacke. Katinka hielt das Handy ein Stück von ihrem Ohr weg. Ljubov hatte die Initiative ergriffen und angerufen, was Katinka nicht gut gefiel. Sie wäre lieber von sich aus auf Ljubov zugegangen, sobald sie sich einen Reim auf die Rolle der Anwältin gemacht hätte. So musste sie direkt reagieren und ging zum Angriff über.
    »Wir müssen reden, Ljubov«, sagte sie.
    »Ja. Komm zu mir in die Kanzlei.«
    »Nein, danke, da ist es mir zu ungemütlich. Bei mir im Büro. In einer halben Stunde.« Sie machte es jetzt wie Hardo. Setzte Termine und nahm wie selbstverständlich an, dass alle Beteiligten sich danach richteten.
    »Na gut«, kam es gnädig. »Bis nachher.«
    Katinka radelte in die Hasengasse. Es war ein schwüler Sommerabend, Wolken wölbten sich über die Domtürme, als sie die Lange Straße in Richtung Fluss hinunterfuhr, aber seit Tagen hatte es nicht geregnet. In ihrer Detektei prallte sie auf stickige, heiße Luft. Sie riss Fenster und Tür auf und musste feststellen, dass kein Wind die Gardinen bewegte.
    Ljubov ließ auf sich warten. Es war schon nach sieben, aber Hardo hätte ohnehin erst spät Zeit. Die ersten 48 Stunden nach einem Mord waren die arbeitsintensivsten, aber keineswegs die schlimmsten. Die härtesten Tage kamen, wenn wochenlang nichts voranging und die Versuchung, die Akten zu schließen, immer drängender wurde.
    Ljubov hatte sie für das Sammeln von Hinweisen bezahlt, die Falk entlasten würden. Nun wäre zu klären, ob sie ihre geschäftliche Verbindung mit der Anwältin lösen sollte. Wenigstens in diesem Fall schien Katinka eine saubere Trennung angebracht, obwohl ihr gleichzeitig klar war, wie wichtig der Kontakt zu Ljubov für sie in Zukunft sein konnte. Neue Aufträge, dachte sie, Palfy als Matula und Ljubov als die schicke Anwältin mit Doktortitel.
    »Guten Abend, Kátinka.«
    Katinka sah auf. Dieser weiche russische Akzent machte etwas mit ihr. Sie wollte es nicht, aber unvermittelt lief Gänsehaut über ihre Arme.
    »Hallo«, sagte sie fest und hielt Ljubov die Hand hin. »Setz dich doch.«
    Ljubov trippelte zum Besuchersessel und sah sich um. Unter ihrem Arm prangte eine unförmige Handtasche aus hinreißend weichem Leder.
    »Hübsch hast du es hier.«
    »Danke. Was zu trinken? Es ist nur noch Mineralwasser da.«
    »Warum nicht.«
    Ljubov sah Katinka neugierig nach, wie sie in den Nebenraum ging und eine große Plastikflasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm.
    »Bitte.« Sie goss Ljubovs Glas voll. »Wir sollten uns unbedingt unterhalten über unsere weitere geschäftliche Beziehung. Du hast mich bezahlt, damit ich Beweise für Falks Unschuld sammle. Angesichts der Tatsache, dass er ermordet wurde, ist das nun hinfällig.«
    Ljubov nahm ihr Glas und schwenkte es sacht hin und her wie einen Cognac.
    »Ihr Deutschen seid effektiv. Ihr kommt schon vor dem Aperitif zum Geschäftlichen.«
    Katinka schnaubte.
    »Ich wollte keine interkulturelle Debatte anregen. Was war das gestern für eine Geschichte? Du warst doch nicht ganz so überrascht von dem Überfall wie ich, oder?«
    Ljubov seufzte.
    »Schenken wir reines Wasser ein. Oder reinen Wein. So sagt ihr das doch.« Sie stellte ihr Glas weg und setzte ihre Handtasche mit einem satten BOFF auf den Boden. »Ich habe etwas geahnt. Falk hat ein paar Andeutungen gemacht, ja.«
    Katinka schloss für einen Moment die Augen. Vielleicht öffnete sich hier ein Türchen. Jemand kam durch die Hasengasse und glotzte unverblümt zu ihnen ins Büro. Katinka stand auf, schloss die

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