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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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ihre Tasche.
    »Ich werde sehr vorsichtig sein in den nächsten Wochen.«
    »Du meinst, weil sie denken könnten, dass Falk dir zu viel gesagt hat?«
    »Deswegen.«
    Katinka fror plötzlich. Zum Teufel, sie durfte sich nicht so einwickeln lassen. Der russische Akzent machte sie ganz schwach. Ljubov hatte es geschafft, sie mit ihrer Märchenstunde zu fesseln.
    »Wer sind die Killer von gestern?«, fragte Katinka.
    »Ich habe keinen Schimmer.«
    »Haben Kazulé und Kaminsky die beiden bestellt?«
    »Mag sein.«
    »Was hast du gemacht, nachdem du Falk bei der Polizei abgeholt hast? Das war«, Katinka blätterte in ihren Notizen, »um 16.15 Uhr.«
    »Ich habe Falk nach Hause gefahren. Er wollte sich frischmachen und ein wenig zu Atem kommen. Ich fuhr in meine Wohnung, machte mir was zu essen.«
    »Du hast mich recht spät angerufen. Um halb zehn. Und Falk hat sich nicht frischgemacht. Er trug immer noch sein schmuddeliges ›Roxy-Music‹-Shirt und roch ungeduscht.«
    Ljubov machte eine hilflose Armbewegung.
    »Vielleicht trank er drei Whiskey und legte sich aufs Ohr, anstatt zu duschen.«
    »Möglich«, sagte Katinka und sah durch Ljubov hindurch. »Du hast mit einem Angriff gerechnet?«
    »Natürlich nicht in der Art! Aber ich musste annehmen, dass die Leute, die Falks Exfreundin umgebracht haben, auch vor ihm nicht haltmachen würden.«
    »Warum hast du nicht dafür gesorgt, dass er bei der Polizei blieb? Dort wäre er sicher gewesen.«
    Ljubov zog irritiert die Augenbrauen hoch und lächelte Katinka an, als könne sie es nicht fassen, eine so dumme Frage ausgerechnet von ihr gestellt zu bekommen.
    »Hör auf zu träumen, Katjuscha.«
    Katinka räusperte sich. Womöglich knallte Ljubov durch oder litt an irgendeiner Manie. Es gab alle Arten von Neurosen.
    »Woher hast du den Zettel mit der Chiffre?«
    »Aus seiner linken Jeanstasche.«
    Katinka rief sich Falks Körper auf dem Drehstuhl in Erinnerung. Er war nach rechts gekippt. Gut möglich, dass Ljubov ihm leicht in die Tasche hatte fassen können. Dass ein Zipfel des Papiers zu sehen gewesen war. Es gehörte Kaltblütigkeit dazu, einem Toten die Taschen zu durchsuchen. Selbst ein kurzer Griff nach einem Stück Papier kostete Überwindung.
    »Bis gestern Abend«, sagte Ljubov, »hätte ich nicht an so viel Brutalität geglaubt. Inzwischen haben wir gesehen, wozu Falks Gegner fähig sind. Falk ist tot. Aber die Kerle wissen, dass ich etwas weiß. Und dir könnte ein wenig Behutsamkeit auch nicht schaden.« Ljubov wandte sich der Tür zu. »Schließlich hat man uns zusammen gesehen. Einen schönen Abend.«
    »Wie bist du aus der Sowjetunion rausgekommen?«, fragte Katinka.
    »Ich bin ausgereist, als die Fahne auf dem Kreml eingeholt wurde. Und habe Herrn Müller geheiratet.« Sie lachte rau. »Jura studiert. Wollte etwas für die Gerechtigkeit tun. Tja, das hat nicht so richtig geklappt.«
    »Und wo ist Herr Müller jetzt?«
    »Ehemann einer jungen Schönheit von 22 Jahren. Gute Nacht.«

9. Verlorene Schüler
    Wassertropfen liefen über das Glas. Katinka trank ein paar Schlucke von ihrer Weinschorle. Checkte zum hundertsten Mal das Handy. Ohne Umschweife könnte sie Hardo simsen, aber sie wollte ihre Absichten nicht zu deutlich signalisieren. Das war zwar dämlich, doch so konnte sie sich wenigstens einbilden, die Kontrolle über ihre Gefühle noch nicht völlig verloren zu haben.
    Sie saß in der ›Fischerei‹ und wusste nicht, wohin mit sich. Ljubovs Gruselgeschichte von den Rittern steckte ihr noch in den Knochen. Sie ertappte sich dabei, wie sie die anderen Gäste in dem schmucken Innenhof musterte und sich fragte, ob Leute wie Kazulé Spione ausschickten, um die Lebensgewohnheiten von Privatdetektivinnen auszuforschen. Verstohlen schob sie sich einen gelben Saurier in den Mund. An ihren Tisch hatten sich zwei Pärchen gesetzt. Es gab nicht viele Plätze im Hof und es gehörte zur Philosophie der Kneipe, zusammenzurücken und ins Gespräch zu kommen. Um sich abzulenken, probierte Katinka mit der Chiffre herum, die Ljubov bei Falk gefunden hatte. Aber sie kam ohne Schlüsselwort nicht weiter.
    Ihr Handy klingelte. Sie griff so schnell danach, dass ihr Kuli auf den Boden fiel und einer der Männer an ihrem Tisch sich bückte, um ihn aufzuheben.
    »Hallo?«, rief sie aufgeregt.
    »Charly Niedorf hier. Guten Abend, Frau Palfy.«
    »Guten Abend.« Sie war enttäuscht und zu überrumpelt, um es zu vertuschen.
    »Haben Sie einen Moment Zeit? Ich muss Sie

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