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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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in Gefahr wissen. Deshalb fahre ich Sie jetzt zurück. Sie werden selbst entscheiden, ob Sie Ihrem Vater von unserem Treffen berichten oder nicht.«
    Valente schüttelte den Kopf.
    »Das werde ich nicht. Sie können sich drauf verlassen.«
    »Die Postkarten«, sagte Hardo, »sind wichtige Beweismittel. Ich benachrichtige einen Kollegen. Bitte bringen Sie die Sachen zu ihm in die Polizeidirektion.«
    »Aber sie gehören Hannes’ Vater«, wandte Valente ein.
    »Ich rede mit Charly Niedorf«, versprach Katinka. »Er kriegt alles zurück.«
    Hardo ließ den Motor an und fuhr zurück nach Stegaurach. An der Tankstelle hielt er.
    »Tschüss«, sagte Valente und tauchte in die Dunkelheit.

     

19. Im Wald
    »Es ist ein Puzzle mit zu vielen Teilen«, sagte Katinka. »Wenn die Geschichte so geradlinig gestrickt ist – was tut Ljubov darin, der Boxklub, Sergej Alexandrow, die drei Schweinebacken, warum sind Drogen in Falks Wohnung …« Sie brach ab.
    »Schlaf ein wenig«, sagte Hardo. »Du brauchst deine Kräfte, sobald wir in Sankt Oswald sind.«
    Sie hörte halbherzig zu, wie er telefonierte und mit einem Kollegen die neuesten Entwicklungen besprach. Der Gedanke, dass Hardo die Ermittlungen außer mit ihr auch noch mit jemand anderem teilte, gefiel ihr nicht sonderlich. Aber diese Einstellung war albern, so viel war klar. Schließlich musste Hardo sich absichern. Zum ersten Mal seit Langem bedauerte sie es, nicht für die Polizei zu arbeiten.
    Sie fuhren über die Autobahn in den erwachenden Morgen hinein. Schon ein Monat nach Sonnenwende, dachte Katinka träge, während sie sich Hardos Pulli auszog und als Kopfkissen in ihren Nacken stopfte. Wer sind wir geworden? Was ist das mit uns? Sind wir ein Paar? Haben wir Zukunft? Was sieht Hardo in mir? Sie konnte keine dieser Fragen beantworten. Nicht einmal Vermutungen hatte sie. Herzenssachen waren so viel komplizierter als Kriminalfälle. Sie wusste nur eines mit Sicherheit: dass sie sich in jeder Sekunde ihres Daseins nach Hardo sehnte, sogar wenn sie neben ihm saß, so wie jetzt. Das konnte nur eines bedeuten. Sie seufzte leise und bemerkte für Sekunden seinen investigativen Blick auf sich gerichtet. Dann nickte sie ein.

     
    Strahlend ergoss sich die Sonne über rauchblaue Berge im Hintergrund.
    »Wo sind wir?«, murmelte Katinka und richtete sich auf.
    »Kurz hinter Deggendorf. Wir fahren gleich von der Autobahn runter. Dann trinken wir einen schnellen Kaffee zum Wachwerden.«
    Sie fuhren durch ein paar verschlafene Orte, bis sie eine Bäckerei entdeckten, die um sieben ihre Türen öffnen würde.
    »Warten wir die zehn Minuten ab«, sagte Hardo. Er stieg aus und streckte sich.
    »Soll ich fahren?«, fragte Katinka und sah zweifelnd in sein graues Gesicht.
    »Geht schon. Ich habe einige Stunden geschlafen heute Nacht.«
    »Wenn wir mit unserem Bamberger Kennzeichen in Sankt Oswald eintrudeln, meinst du nicht, das warnt Hannes und Anja?«
    »Wir brauchen nicht mehr lange, bis wir dort sind. Und welcher Schüler, selbst wenn er auf der Flucht ist, steht am Sonntag vor acht Uhr auf.«
    »Aber wie finden wir die beiden?«
    Hardo grinste und legte Katinka die Hände auf die Schultern.
    »Wozu, glaubst du, habe ich eine Privatdetektivin dabei? Bist du nicht Spezialistin im Auffinden von Verlorenen?« Er küsste sie. Ziemlich lange. Bis eine quietschende Tür sie beide aus dem schönen Traum riss.
    »Grüß Gott«, sagte die Frau, die das Schild mit der Aufschrift ›Geschlossen‹ energisch umdrehte.

     
    Sie bestellten sich Kaffee. Hungrig biss Katinka in einen Amerikaner. Wenn ihre Gehirnzellen genügend Zucker bekamen, lieferten sie ihr vielleicht eine Idee, wie sie Anja und Hannes auftreiben sollte. Es gab Situationen, in denen man nicht planen konnte. Sich auf die Gegebenheiten einlassen, spontan entscheiden musste. Verstohlen beobachtete sie Hardo, der sein Croissant in den dampfenden Kaffee tunkte. Vielleicht muss man das in anderen Angelegenheiten auch, grübelte Katinka. Wer kann mir das sagen?

     
    Die Fahrt führte sie immer steilere Hänge hinauf. Der Wald glühte förmlich in der Sonne. Auf jeder Anhöhe taten sich neue Einblicke auf, immer weiter glitt der Blick nach Osten, es öffnete sich Bergkette um Bergkette.
    »Da hinten sieht man den Rachel«, sagte Hardo. »Einer der höchsten Berge in der Gegend. Soweit ich weiß, liegt er im Nationalpark. Wenn man Zeit hätte, könnte man hier einiges unternehmen.«
    Katinkas Augen brannten vom Schlafmangel. Sie

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