Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
Vom Netzwerk:
war es nicht gewöhnt, die Kontaktlinsen so früh am Morgen zu tragen. Dennoch war sie wie benommen von der Weite und Schönheit der Landschaft um sie her.
    Wenn die Information, die Valente ihnen gegeben hatte, nun nicht stimmte? Wenn er selbst das Wort ›Oswald‹ in das Foto eingefügt hatte? Verdammt, warum hatte sie ihn nicht in die Mangel genommen? Auch Hardo war nicht auf die Idee gekommen. Sie hatten Valente vertraut, und ob ihre Gutgläubigkeit ein Fehler war oder nicht, würden sie bald feststellen.
    Sie kamen immer höher, bis sie endlich das Ortsschild passierten. Es war kühl, 16 Grad zeigte das Thermometer an. Doch das würde sich ändern, der Tag begann vielversprechend. Hardo hielt an der Straße.
    »Ich warte. Du suchst Anja und Hannes. Ich brauche eine Mütze Schlaf.« Er lachte auf, als er ihre empörte Miene sah. »Es ist kein Witz«, sagte er. »Besser, wir verbrauchen nicht gleich unsere beiden Gesichter im Kontakt mit den Leuten hier. Natürlich bin ich jederzeit für dich da. Melde dich spätestens in einer Stunde, ja?«
    Katinka war nicht ganz überzeugt, dass Hardo wirklich schlafen wollte, obwohl ihm ein Nickerchen guttäte. Wollte er sie auf die Probe stellen? Herausfinden, was sie wirklich zu leisten imstande war? Katinka konnte das kaum glauben. Ihre kriminalistischen Fähigkeiten hatte sie oft unter Beweis gestellt, und sie wusste, dass Hardo sie anerkannte. Sie stieg aus und pumpte die Morgenluft in ihre Lungen, als sie flott den Berg hinaufschritt, mitten hinein in den Ort. Leute mit Gesangbüchern unter dem Arm kreuzten ihren Weg.
    »Grüß Gott«, sagte Katinka zu einem Mann im Trachtenjanker. »Helfen Sie mir kurz?«
    Er lachte und zeigte einen Goldzahn.
    »Klar. Worum geht’s?«
    »Ich suche eine Ferienwohnung. Wird das schwierig werden, jetzt zur Hochsaison?«
    »Ach, da fragen Sie mal den Wagner Gustav. Soll es ab heute sein?«
    Katinka nickte.
    »Ziemlich kurzfristig, aber wenn einer Rat weiß, dann der Gustav. Er wohnt neben der Metzgerei. Kennt alle Mietverhältnisse in der Gegend, besser als das Fremdenverkehrsamt.« Der Mann legte die Hand an den Hut und nahm seinen Weg zur Kirche wieder auf.
    Zwei Minuten später drückte Katinka auf eine Klingel mit einem verblichenen Namensschild.
    »Wer da?«, schepperte es aus der Gegensprechanlage.
    »Grüß Gott. Ich heiße Katinka Palfy und suche eine Ferienwohnung. Es hieß, Sie wüssten …«
    »Ach, jetzt, so früh? Ihr Touristen werdet auch immer sonderbarer.«
    Der Summer ertönte, und Katinka kletterte eine steile Treppe in den ersten Stock. Das Treppenhaus roch nach Bier, Zigarette und Katze. An der Wohnungstür lehnte ein Schrank von einem Mann, mindestens zwei Meter groß. Er musste den Kopf einziehen, als er vor Katinka herging. Den Türrahmen füllte er vollkommen aus. Er führte Katinka in eine blitzsaubere Küche und stellte das Radio an.
    »Jetzt, am Sonntagmorgen«, grollte Gustav Wagner. »Setzen Sie sich.«
    »Zwei Freunde von mir«, beeilte sich Katinka, »haben vor Kurzem auch noch ganz kurzfristig ein Ferienhaus gemietet. Ich dachte, vielleicht habe ich Glück.«
    »Sind Sie allein?«
    »Zu zweit.« Der Amerikaner in ihrem Magen revoltierte.
    »Na, schauen wir mal.« Er riss einen überquellenden Aktenordner aus dem Küchenschrank und blätterte darin, während er vor sich hinmurmelte und einige Blätter an den Ecken einknickte.
    »Da war ein junger Kerl«, sagte er. »Alfred Wiesmüller, so hat er sich vorgestellt. Ist das Ihr Freund? Komisch, junge Männer heißen heute doch nicht mehr Alfred. Verrückte grüne Augen hat der. Er wollte etwas außerhalb haben, weit ab vom Schuss. Wollte mit seinem Mädchen ungestört sein, das kann jeder verstehen. Er hat Schwein gehabt. Der alte Luzi hat eine Hütte. Im Wald, keinerlei Luxus, aber fließend Wasser gibt es und Strom natürlich auch. Der Luzi nimmt gern mal neben der Steuer ein bisschen was ein, kann man verstehen.« Er sah auf und blickte Katinka scharf an.
    »Klar. Liegt das Haus wirklich mitten im Wald?«
    »Beim Tierfreigelände, zwischen Alt- und Neuschönau, fast direkt am Wanderweg Richtung Sankt Oswald. Aber die Hütte ist ja nun schon vermietet. Wollen Sie im Ort wohnen? Ganz unten am Ortseingang, bei den Meyers? Zwei Zimmer, Küchenzeile, Bad, Balkon.«
    »Kostenpunkt?«
    »40 Euro am Tag. Zu zweit. Mit Frühstück. Gutes Angebot.«
    »Ich werde meinen … Mann fragen. Und dann sage ich Ihnen Bescheid.«
    Gustav Wagner blickte Katinka finster

Weitere Kostenlose Bücher