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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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an.
    »Ja, ja, immer das Gleiche mit euch Touristen. Erst pressiert’s, und dann hört ihr den Preis, haut ab und kommt nie wieder.«
    »Ich lasse von mir hören«, sagte Katinka nur, reichte ihm die Hand und ging in den Flur. Als sie die Wohnungstür öffnete, schoss eine Katze aus der Dunkelheit und strich um ihre Beine.

     
    Sie riss die Autotür auf. Hardo fuhr hoch. Er war tatsächlich eingeschlafen.
    »Ich weiß, wo sie wohnen. In einer Hütte im Wald. Vom Tierfreigelände den Wanderweg entlang.«
    Hardo fuhr sich über den Schädel.
    »Sieh an«, er sah auf die Uhr. »Nicht einmal 30 Minuten. Das nenne ich effektiv. Und wo ist das verdammte Tierfreigelände?«
    »Den Berg hoch, oben rechts. Den Wegweisern nach Neuschönau folgen.« Sie lächelte, als er sie fragend ansah. Mit diesen Gletscheraugen. »Das ist keine Kunst. Jedes Kaff besitzt heutzutage eine Informationstafel.«
    Sie beobachtete, wie Hardo bei jeder Abzweigung, die sie nahmen, in den Rückspiegel sah.
    »Folgt uns jemand?«
    »Nein. Ich vergewissere mich bloß, dass wir niemanden übersehen.«
    »Wir sollten nicht mit dem Auto bei unseren beiden Vermissten vorfahren.«
    »Auf keinen Fall! Wir gehen zu Fuß, stellen das Auto aber so nah wie möglich ab. Du zeigst dich, ich bleibe im Hintergrund, falls einer von beiden abhauen will oder sonst etwas passiert.«
    »Wie ist unsere Strategie?«
    »Herausfinden, wovor sie davonlaufen und was Hannes entdeckt hat.«
    »Sollten wir sie überreden, mit uns zurückzufahren?«, fragte Katinka.
    »Darüber habe ich auf der ganzen Fahrt nachgedacht.« Hardo hielt am Straßenrand und ließ einen dunklen Ford vorbeifahren. Sie warteten eine Weile, aber kein anderes Auto tauchte auf. »Für die Ermittlungen brauche ich etwas Handfestes. Etwas, das unsere Vermutungen stärkt, womit ich den Oberboss und die Staatsanwaltschaft überzeugen kann, dass die Kaminsky-Geschichte von damals der Dreh- und Angelpunkt des Falles ist.«
    Er fuhr an. Kurz darauf erreichten sie das Tierfreigelände. Hardo stellte den Golf auf dem Parkplatz ab.
    »Wir müssen aufpassen, dass wir niemanden zu den beiden führen«, sagte Katinka. Ihr Hals war trocken. Vor Müdigkeit. Und Nervosität.
    »Das sollten wir auf keinen Fall tun«, sagte Hardo ernst. Er langte auf den Rücksitz und zog seine Lederjacke über das Hemd. »Es braucht nicht gleich jeder zu sehen, dass wir bewaffnet sind.«
    Katinka lachte auf.
    »In dieser Kluft siehst du unverkennbar wie ein Bulle aus, Hardo!«
    Wie zwei frühe Ausflügler schlenderten sie über den Parkplatz zum Eingang. Katinka entschuldigte sich für einen Moment und verschwand auf der Toilette. Sie trank mindestens einen halben Liter Wasser direkt vom Hahn und kühlte ihr erhitztes Gesicht. Danach fühlte sie sich besser. Sie fand Hardo in eine Beschreibung der Wanderwege vertieft.
    »Hier gibt es eine Menge Wege«, murmelte er. »Aber nach Sankt Oswald führt nur einer.«
    »Des Wandern ist des Müllers Lust«, sagte Katinka.
    Sie überquerten die Straße, die sie gekommen waren, und tauchten gegenüber in den Wald. Die Luft erwärmte sich. Ein schwerer, süßer Duft schwebte über allem. Katinka atmete tief durch. Diese Gegend war ein Traum. Wir könnten die Ferienwohnung nehmen, die Gustav Wagner vorgeschlagen hat, dachte sie. Urlaub machen. Uns ausklinken. Uns um die wichtigen Dinge kümmern. Sie schüttelte den Kopf. Hannes und Anja waren wichtig. Die Ermittlungen waren wichtig. Sie musste daran denken, wie sie gestern beinahe durchgedreht war vor Schuldbewusstsein. Nun ertappte sie sich schon wieder bei dem Gedanken, alles so schnell wie möglich abhaken zu wollen.
    »Ist was?«, fragte Hardo.
    »Nein. Ich bin nur aufgeregt.«
    Er erwiderte nichts.
    »Ich glaube, wir sind zu weit gegangen«, sagte Katinka nach wenigen Minuten. Sie war sicher, eine Art Zufahrtsweg gesehen zu haben. Eine Abzweigung, die mitten ins Gestrüpp führte und die sie daher nicht beachtet hatten. Sie kehrten um.
    »Hier.« Sie wies auf ein paar gerupfte Brombeersträucher.
    »O.   k. Geh vor. Ich bleibe hinter dir. Handys auf taktilen Alarm schalten.«
    Sie sah, wie er an seinem Holster rückte. Es geht gut, machte sie sich Mut, während sie sich durch die Dornen quetschte und im Unterholz weiterstapfte. Es wird nichts passieren. Später sollte sie viele Male an dieses Mantra denken, mit dem sie sich aus der Affäre hatte ziehen wollen. Mit dem sie aus diesem Fall einen wie jeden anderen hatte machen wollen. Einen

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