Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
trug ein kurzes goldenes Cocktailkleid, das ihre helle Haut und ihre blau-grünen Augen betonte. Das Kleid war ein wenig gewagt für den späten Nachmittag. Das Dekolleté reichte fast bis zu ihrem Bauchnabel, und die Rundung ihrer Brüste war im tiefen Ausschnitt mehr als deutlich zu erkennen. Ihre rotblonden Haare trug sie zu einem Knoten im Nacken gebunden, und in ihren Ohrläppchen glitzerten Diamantstecker.
Finn hatte Haley ebenfalls entdeckt. Er wandte sich der Zwergin, mit der er sich unterhielt, noch mehr zu und präsentierte damit dem Rest des Raumes seinen Rücken. Trotzdem hielt er den Kopf so, dass er Haley weiterhin sehen konnte. Finns Job war es, an der Bar zu sitzen und ein Auge auf die Schwestern zu haben, es sei denn, die Dinge liefen aus dem Ruder. Ich wollte wissen, wie Haley und Alexis reagierten, nachdem ich die Festplatten-Bombe auf sie abgeworfen hatte.
»Ich habe Haley gefunden«, erklärte ich Caine. »Wo ist Alexis?«
»Direkt hinter ihr.«
Ich sah an Haley vorbei und entdeckte Alexis James, als sie den Ballsaal betrat. Wie ich trug Alexis ein schwarzes Kleid mit dazu passenden Pumps. Um ihren Hals und ihr Handgelenk zogen sich die üblichen Perlen, obwohl sie heute noch ein paar mehr Reihen um ihren Hals gelegt hatte. Meine freie Hand ballte sich zur Faust. Ich hätte sie gerne mit ihren eigenen Perlen erwürgt, aber dieser Tod wäre zu gut für sie gewesen. Zu einfach. Ich mochte bei Aufträgen meine Opfer ja schnell töten, aber das hier hatte nichts mehr mit Arbeit zu tun – diese Sache war persönlich. Alexis James sollte mindestens so sehr leiden wie Fletcher.
Und noch ein bisschen mehr.
Aber die James-Schwestern waren nicht allein. Hinter ihnen schlurfte Captain Wayne Stephenson durch die Tür. Der dickliche Hüne trug einen weißen Anzug, der ihn noch breiter aussehen ließ. Obwohl der Raum klimatisiert war, wischte sich Stephenson mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Allein sich in Alexis’ Nähe aufzuhalten, machte ihn wahrscheinlich schon nervös. Hinter dem Riesen betraten zwei weitere Männer in schwarzen Anzügen den Ballsaal. Einer von ihnen war Charles Carlyles zeitungslesender Freund vom Cake Walk. Der andere hatte Alexis an dem Abend in Donovan Caines Haus begleitet. Sie blieben eng hinter Stephenson wie Entenküken hinter ihrer Mutter. Weitere von Alexis’ Lakaien. Also nahm sie ihr Gefolge jetzt schon mit in die Öffentlichkeit. Interessant.
Stephenson und die zwei Schläger waren im Moment nebensächlich, also hielt ich die Telefonverbindung zu Caine, während ich die Frauen beobachtete und auf meine Chance wartete, Haley allein zu erwischen. Es kostete die Schwestern gute fünf Minuten, sich durch den Stau zu drängen, der vor dem Eingang entstanden war. Aber sobald sie es geschafft hatten, trennten sie sich. Alexis winkte jemandem und wandte sich ab, um ihren Bekannten zu begrüßen. Stephenson und die zwei anderen Männer folgten ihr. Haley schnappte sich einen Minz-Julep von dem Tablett eines Kellners und setzte sich an einen leeren Tisch fast in der Mitte des Raums. Perfekt.
»Los geht’s«, sagte ich und sah zu Caine hoch.
Er nickte. »Viel Glück.«
Ich lächelte. »Ich brauche kein Glück, Detective. Ich habe etwas Besseres – ein Druckmittel.«
Mit dem Handy in der Hand hielt ich auf Haley James zu. Es kostete mich fast zwei Minuten, mir meinen Weg über den Teppich zu bahnen, der den ganzen Fußboden des Ballsaals bedeckte. Meine Stilettos bohrten Löcher in den üppigen Stoff, als erdolchten sie ihn mit jedem Schritt. Genau wie ich es schon bald mit Alexis James machen würde.
Ich erreichte Haley problemlos und ließ mich neben ihr auf einen Stuhl fallen. Das Handy legte ich auf den Tisch – Caine war noch dran, und damit konnte er jedes Wort mithören. Alexis, Haleys Schwester, stand ein paar Meter entfernt, mitten in einer Gruppe. Sie bemerkte nicht, dass ich mich ihrer Schwester näherte, und genauso wenig bemerkten es Stephenson oder die zwei anderen Männer hinter Alexis. Gut.
Mein plötzliches Erscheinen überraschte Haley. Sie zuckte auf ihrem Stuhl zusammen und hätte fast ihren Minz-Julep umgeworfen. Ihre weit aufgerissenen blaugrünen Augen suchten die meinen. Der kalte Knoten der Wut in meiner Brust pulsierte einmal, und ich kämpfte mit den Gefühlen, die mich zu überwältigen drohten. Wut, Zorn, Abscheu. Ein Teil von mir wollte eines meiner Messer schnappen, Haley erstechen und in dem folgenden Aufruhr aus Blut
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