Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
und Schreien einfach untertauchen. Sollte Alexis der Mord an ihrer Schwester doch so quälen wie mich Fletchers Tod, wenn dieses Miststück überhaupt etwas anderes empfinden konnte als sadistische Freude an Folterungen.
Aber ich hatte Caine versprochen, dass ich der anderen Frau die Chance geben würde, ihre Unschuld zu beweisen. Und ich brach niemals mein Wort. Egal wie sehr ich es mir in diesem Moment auch wünschte.
Also legte ich mein Handy auf den Tisch und lächelte mein Gegenüber an. »Hallo, Haley.«
Sie runzelte die Stirn.
»Kenne ich Sie?«
Ich lächelte noch strahlender. »Nun, Süße, wir sind uns nie offiziell vorgestellt worden, aber in gewisser Weise arbeite ich für Sie. Ihre Schwester, Alexis, hat mich angeheuert, um Gordon Giles zu töten.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie meine Worte wirklich verarbeitet hatte. Haley runzelte wieder die Stirn und wiederholte meine Worte anscheinend im Kopf noch einmal. Ein Unschuldiger, jemand, der von nichts eine Ahnung hatte, hätte diese Anschuldigung sofort vehement zurückgewiesen. Hätte auf den Vorwurf schockiert und wütend reagiert. Hätte lauthals gekreischt, weil er neben einer selbst erklärten Auftragsmörderin saß. Doch stattdessen wurde Haleys Miene vollkommen ausdruckslos, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
O ja, sie steckte in der Sache mit drin – bis zum Hals.
»Was tun Sie hier, verdammt noch mal?«, fragte sie. »Und was wollen Sie? Geld?«
Ich lachte. Das harte spöttische Geräusch sorgte dafür, dass sich mehrere Leute umdrehten und mich anstarrten.
»Geld«, höhnte ich. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten mich so einfach kaufen? Nach dem, was Ihre Schwester getan hat? Ich denke nicht.«
Haley zog eine penibel gezupfte Augenbraue nach oben. »Sie waren doch auch dazu bereit, Geld anzunehmen, um Gordon Giles zu töten.«
Ich lehnte mich vor. »Das war, bevor Ihre Schwester versucht hat, mich aufs Kreuz zu legen! Das war, bevor Alexis den alten Mann im Barbecue-Restaurant gefoltert hat. Und bevor sie meinen Freund von ihren Schlägern fast hat totprügeln lassen. Bevor sie beschlossen hat, den Detective zu töten, um hinter sich aufzuräumen.«
Nachdem ihr erstes Angebot im Nichts verklungen war, entschied sich Haley für eine andere Taktik. Sie riss ihre Augen ein wenig weiter auf, als würde sie langsam der Mut verlassen. Eines musste ich ihr lassen: Sie wechselte recht geschickt die Taktik.
»Das war nicht meine Idee, das müssen Sie mir glauben! Alexis steckt hinter allem. Sie hat mich gezwungen, mitzumachen. Bei allem mitzumachen!«
»Netter Versuch. Und recht praktisch, Ihrer Schwester die Schuld an allem in die Schuhe zu schieben. Aber nur für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben, mein Mitleid ist mir schon vor langer Zeit abhandengekommen. Schuld durch Mittäterschaft reicht mir vollkommen für eine Verurteilung.«
Haley ließ ihre Unterlippe zittern. »Das ist kein Versuch, wie Sie es nennen! Alexis hat mich erpresst. Hat mir angedroht, mich zu verletzen, mich umzubringen, falls ich nicht genau tue, was sie will!«
»Wirklich?«, fragte ich. »Sind es deswegen auch Ihre Log-in-Daten und Passwörter, die sich in den Dateien über die Veruntreuung finden? Weil Alexis Sie gezwungen hat, all dieses Geld von Ihrer eigenen Firma zu stehlen?«
Sie nickte und wischte sich den Augenwinkel, als wollte sie eine Träne wegtupfen. Die Frauen aus den Südstaaten mochten ja einiges über Melodramen wissen, aber Haley trug schon ziemlich dick auf.
Ich schnaubte. »Süße, Sie sind eine schreckliche Lügnerin. Ich habe schon Vampirnutten in Southtown besser schauspielern sehen.«
Haley musterte mich einen Augenblick. Sobald sie erkannte, dass ich ihr ihre Nummer wirklich nicht abnahm, wurde ihre Miene wieder entschlossen. Jetzt spielte sie wieder das harte Mädchen. Zu dumm nur, dass ich wirklich eines war.
»Ich verstehe, warum Sie Gordon Giles tot sehen wollten«, fuhr ich fort. »Er wollte wegen der Veruntreuung zur Polizei gehen, und das konnten Sie einfach nicht zulassen. Aber es gibt eine Sache, die mich neugierig macht. Was sollte das Ganze? Sie beide glauben doch nicht wirklich, dass Sie Mab Monroe stürzen können, indem Sie einfach ein paar Millionen klauen, oder?«
Haley zuckte mit den Achseln. »Das ist Alexis’ Traum, nicht meiner. Sie ist diejenige, die mit ihrer Luftmagie gerne die Mafiakönigin spielt. Alexis denkt, ihre Kraft macht sie stärker, als sie wirklich ist.«
»Also,
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