Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
geworden, und inzwischen brummte der Saal förmlich vor Leuten und Gesprächen. Es kostete mich einen Moment, doch dann entdeckte ich Finn an der Bar. Allerdings hatte er eine andere Gesellschafterin an seiner Seite. Statt einer alten Zwergin lächelte ihn eine junge attraktive Asiatin an, während sie sich von ihm auf einen Drink einladen ließ. Ich zeigte mit dem Kinn auf Finn. Caine nickte, und zusammen gingen wir in diese Richtung.
»Siehst du die Schwestern irgendwo?«, murmelte Caine.
Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu. Sein Gesicht zeigte eine undurchsichtige Maske, hinter der die Schuldgefühle nicht länger zu erkennen waren. Der Detective hatte seine zwiespältigen Gefühle verdrängt, um den Job zu erledigen. Wie professionell.
Ich wollte gerade Nein sagen, als mir ein goldenes Blitzen ins Auge fiel. Haley James. Die Augen der kleinen Frau waren auf den Ausgang des Ballsaals gerichtet. Ihre Kinnlade hing nach unten, als ränge sie um Atem, während sie Hals über Kopf in diese Richtung eilte. Sie bewegte sich so schnell, dass ich kaum glauben konnte, dass sie ihre schicken Sandalen dabei nicht verlor. Ihr Verhalten ließ vermuten, dass jemand sie verfolgte. Im einen Moment war sie da, im nächsten verschwunden. Ich scannte die Menge auf der Suche nach Alexis.
Da war das Miststück, ungefähr dreißig Meter hinter ihrer Schwester. Sie holte schnell auf. Verkniffener Mund. Die Augen zu Schlitzen verengt. Ihr Gesicht war nicht mehr als eine versteinerte Miene. Alexis stürmte hinter ihrer Schwester her. Und ich wollte nicht Haley sein, wenn sie sie einholte.
Captain Wayne Stephenson folgte Alexis auf dem Fuß. Genau wie die zwei Schläger. Die kleine Gruppe näherte sich dem Ausgang …
»Finn! Finnegan Lane!«, rief da eine verführerische Stimme.
Was zur Hölle …?
Ich war ein paar Meter von der Bar entfernt, und trotzdem hörte ich, wie eine Stimme, die mir mehr als bekannt war, seinen Namen rief.
Genau wie Alexis James. Die Luftmagierin erstarrte mitten im Schritt, als wäre sie von einem Blitz getroffen worden. Stephenson musste sich anstrengen, um nicht gegen sie zu knallen. Die Schläger hingegen prallten gegen seinen breiten Rücken und wurden wie Tischtennisbälle zurückgeworfen. Aber sie schafften es, auf den Beinen zu bleiben.
Roslyn Philipps lächelte, murmelte eine Entschuldigung und machte einen kleinen Bogen um Alexis. Die Augen der Vampirin waren auf Finn gerichtet, allem Anschein nach war sie sich des plötzlichen Interesses der Luftmagierin an ihrer Person überhaupt nicht bewusst.
Alexis folgte Roslyns Blick. Als sie Finn entdeckte, der die Hand halb gehoben hatte, um Roslyn zu begrüßen, verzog sich ihr Mund zu einem hässlichen Lächeln. Alexis packte Roslyns Arm, riss sie zurück und bellte Stephenson einen Befehl zu. Er griff Roslyn um die Hüfte und machte sich daran, sie aus dem Ballsaal zu tragen. Die zwei Schlägertypen gaben ihm Deckung. Ein paar Leute bedachten die Gruppe mit neugierigen Blicken, aber niemand machte Anstalten, sich einzumischen. Die Leute in Northtown mochten ja reicher sein als der Rest von Ashland, aber sie mischten sich genauso ungern in die Angelegenheiten anderer ein wie die Bewohner der ärmlicheren Gegenden.
Roslyn hatte keine Ahnung, was gerade vor sich ging, aber sie fing an sich zu wehren. Es verhieß nie etwas Gutes, wenn man von einem Riesen irgendwohin geschleppt wurde. Die Vampirin vergrub ihre Fangzähne in Stephensons Unterarm, noch bevor er den Raum verlassen konnte. Und Finn sprang hinter ihnen her.
O Scheiße.
Ich hatte mich in Bewegung gesetzt, als ich gehört hatte, wie Roslyn Finns Namen rief. Genau wie Caine. Wir hasteten auf dem Weg zum Ausgang über den Teppich. Aber es standen zu viele Leute im Weg, um eine gerade Linie zu laufen. Zickzack, zickzack, zickzack. Mehr war nicht möglich.
Ich hatte gerade eine Lücke in der Menge entdeckt und wollte zu einem kurzen Sprung ansetzen, als jemand vor mich trat und mir den Weg versperrte. Ich sah nach oben. Es war der Riese, den Mab auf mich angesetzt hatte.
»Da bist du ja«, brummte er. »Miss Monroe möchte sich kurz mit dir unterhalten.«
Mir blieb keine Zeit für ein unauffälliges Vorgehen. Ich rammte ihm mein Knie in den Unterleib. Er japste und klappte zusammen. Dann donnerte ich ihm den Knauf des Messers, das ich bereits in der Hand hielt, auf die Luftröhre. Würgend stolperte er nach hinten. Die Beine des Riesen knallten gegen einen Tisch und warfen ihn um.
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