Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
aufgeblüht. Aber darüber wollte ich im Moment nicht allzu genau nachdenken.
Mit einem hatte ich allerdings vollkommen recht gehabt. Donovan Caine war ein herausragender Liebhaber. Ich fühlte mich befriedigter als jemals zuvor in meinem Leben. Ältere, erfahrene Männer hatten im Gegensatz zu den College-Jungs, mit denen ich gewöhnlich schlief, durchaus ihre Vorteile. Die Jungen waren normalerweise so dankbar, dass jemand mit ihnen ins Bett ging – sie wollten nicht riskieren, etwas zu tun, was mich verschrecken konnte. Mich beispielsweise hart und schnell nehmen, wie Donovan es getan hatte. Oder zuzulassen, dass ich dasselbe mit ihnen tat.
Der Detective fing an zu lachen. Verschämte Gluckser drangen zuerst über seine Lippen, die sich steigerten, bis er schließlich so heftig lachte, dass er sich vorbeugen musste und seine Brust fast seine Knie berührte.
»Was ist so witzig?«, fragte ich.
»Das. Hier. Wir. Du. Ich. Zusammen.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ich fand es eigentlich eher befriedigend. Oder denkst du anders?«
Caine wischte sich die Tränen hysterischer Belustigung aus dem geröteten Gesicht. »O nein. Es war absolut befriedigend. Aber du bist eine Auftragsmörderin, du bringst Leute um, du hast meinen Partner getötet! Ich bin ein Detective, ein Polizist, angeblich einer der Guten, und ich habe gerade mit dir geschlafen. Zwei Mal.«
»Und wo liegt das Problem?«
Donovan Caine beäugte mich. »Du bist wirklich eiskalt, oder? In deinen Adern fließt Eis, und dein Herz ist ein Stein.«
Was für ein Klischee. Ein Profikiller ohne Gefühle … Aber die abgedroschenen Worte des Detectives beschrieben mich recht gut – besser, als ihm vermutlich klar war.
»Verstehst du nicht, was ich getan habe?«, fragte Caine leise. »Ich habe alles verraten, woran ich glaube. Und wofür? Für dich.«
Er zog sich von mir zurück. Ich hatte gewusst, dass es kommen würde, trotzdem verspürte ich einen scharfen Stich. Ich zwang die Wärme in meiner Brust zurück, und mein Gesicht verwandelte sich wieder in die kalte Maske.
»Du glaubst also nicht daran, Frauen zu ficken?« Ich hielt meinen Tonfall locker, in dem Versuch, die Situation noch zu retten. Wenigstens ein wenig von dem Glück zu bewahren, an das ich mich später erinnern konnte.
Er fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen schwarzen Haare und verwuschelte sie damit nur noch mehr. »Darum geht es nicht. Ich sollte dich verhaften, dich für deine Verbrechen ins Gefängnis bringen, statt mich zu fragen, ob ich noch genug Kraft für eine dritte Runde habe.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Wir beide hatten Spaß. Warum bringst du Moral mit ins Spiel? An der Art, wie du noch vor fünf Minuten meinen Namen gestöhnt hast, war nichts besonders Aufrechtes oder Heiliges.«
Caine versteifte sich, aber er konnte die Wahrheit in meinen Worten kaum leugnen. Trotzdem verklang das schmerzende Verlangen langsam in mir, das heiße Vergnügen, die süße Erleichterung, und in seinen Augen schimmerten Zweifel, zusammen mit dem einen Gefühl, das er offenbar einfach nicht abschütteln konnte – Schuld, weil er mit der Mörderin seines Partners geschlafen hatte. Der Detective würde nicht darüber hinwegkommen. Nicht heute und vielleicht niemals.
Wahrscheinlich hätte ich ihm ein paar Takte über Cliff Ingles erzählen sollen, darüber, wie korrupt der andere Polizist gewesen war. Aber ich war mir nicht sicher, ob das etwas zwischen uns ändern würde. Caines Partner wäre immer noch tot, und ich wäre immer noch diejenige, die ihn umgebracht hatte.
Und das bedeutete, dass die Flitterwochen schon wieder vorbei waren. Eigentlich eine Schande.
Ich zog mein Bein von seinem und stand auf.
»Was tust du?«, fragte Donovan, den Blick auf meine nackten Beine gerichtet.
»Ich ziehe mich an«, sagte ich kalt. »Bald müssen die Schwestern anrufen. Ich würde vorschlagen, du tust dasselbe.«
Ich schob meine zerrissene Unterhose in meine Handtasche und zog das Kleid zurück an die richtige Stelle. Neben mir schloss Caine seinen Reißverschluss. Keiner sagte ein Wort. Ich nahm mein Handy vom Regal und schob es wieder in die Tasche. Dann öffnete ich vorsichtig die Tür des Vorratsraums. Niemand war zu sehen. Mab musste ihren Riesen zurück an ihre Seite geholt haben. Gut.
Wir verließen den engen Flur, wanderten um den Balkon im ersten Stock und stiegen über eine andere Treppe in den Ballsaal hinunter. Die Menge war während der letzten Stunde noch größer
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