Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
habe.«
Schweigen. Alexis kalkulierte das Risiko. Sie mochte ja keine Angst vor Mab Monroes Magie haben, aber trotzdem musste ihr klar sein, dass eine Einmischung des anderen mächtigen Elementars alles nur schlimmer machen würde. Deswegen hatte Alexis mich ja in erster Linie angeheuert – um sich den Weg zum eigenen Ruhm zu ebnen. Alexis brauchte die Festplatte, und ich hoffte, dass sie die Dateien mehr wollte als Finn und Roslyn wehtun oder meinen kleinen Bluff auffliegen lassen. Aber ich bluffte nicht. Ich würde genau das tun, was ich gerade versprochen hatte – nur dass ich einen Weg finden würde, Alexis James lange vor Mab Monroe zu erwischen.
»In Ordnung.« Es war ein zögerliches Versprechen voller Zweifel.
»Wo wollen Sie den Austausch stattfinden lassen?«, fragte ich.
»Der alte Steinbruch am Rand der Stadt. Kennen Sie ihn?«
Ich schloss die Augen. Erinnerungen und Bilder stiegen in mir auf. Wie ich mit Bria als Kind dort gespielt hatte. Wie ich unter einem Steinvorsprung gekauert hatte, nachdem der Feuerelementar meine Familie ermordet hatte. Jo-Jo, die mit mir zwischen den Steinen saß und mir beibrachte, wie ich meine Elementarmagie beherrschte. Fletcher, der auf einem Felsen saß und las, während ich eine Runde nach der anderen um den Steinbruch lief, ab und zu keuchend vor meinem Mentor zum Stehen kam, seinen müden Blick auffing und zu einer weiteren Runde ansetzte … so lange, bis er zufrieden war.
»Ich kenne ihn.«
»Zwei Stunden. Bringen Sie die Festplatte mit, oder Ihre Freunde sterben. Und zwar langsam.«
Alexis legte auf. Ich sah zu Caine. Der Detective starrte mich an wie so oft, wenn er wütend auf mich war.
Ich seufzte. »Los, spuck’s aus.«
»Das ist deine Schuld. Alexis James hat deinetwegen Geiseln!« Seine Augen verengten sich. »Weil du zu sehr damit beschäftigt warst, mich zu ficken, anstatt sie zu beobachten.«
»Ich konnte nicht wissen, dass Roslyn Finns Namen rufen würde oder dass Alexis sie sich beide schnappt«, sagte ich. »Ich gebe allerdings zu, dass es eine Fehleinschätzung meinerseits war, Finn an der Bar zurückzulassen.«
Donovans bernsteinfarbene Augen waren voller Abscheu. »Eine Fehleinschätzung?«
Seine Feindseligkeit, seine Wut trafen mich wie ein Messer ins Herz. Aber ich verdrängte den Schmerz. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühle. Jetzt war es an der Zeit, so kalt und hart zu sein wie die Eis- und Steinmagie, die durch meine Adern floss.
»Du bist nicht wütend wegen Finn und Roslyn. Du weißt, dass das einfach Pech war. Ein unglaublicher Zufall, mit dem keiner rechnen konnte«, blaffte ich Caine an. »Nein, du bist wütend, weil du mich in dieser Abstellkammer nicht weggestoßen hast. Gib es zu! Du hast nur zu bereitwillig mitgemacht, Detective, und du hast es genossen. Also schieb mir nicht die gesamte Schuld für dieses Missgeschick zu.«
Caines Hände ballten sich zu Fäusten. Er sah aus, als wollte er jemanden damit schlagen – mich.
»Du kannst mich hassen und mir Vorwürfe machen und mich beschimpfen, so viel du willst – aber erst später«, sagte ich trocken. »Finn und Roslyn sind in Gefahr. Du hast das Bild von meinem Mittelsmann gesehen, du weißt, was Alexis James ihm angetan hat. Sie wird die beiden auf genau dieselbe Weise foltern. Du kannst mir dabei helfen, sie zu retten, oder du kannst mir aus den Füßen gehen. Entscheide dich, Detective!«
Donovan Caine starrte mich an. Hass und Abscheu brannten wie goldenes Feuer in seinen Augen. »Ich werde dir helfen – Roslyn zuliebe. Weil sie eine Nichte hat, die sie liebt. Weil sie die Art von Person ist, die zu schützen ich geschworen habe. Aber ich tue es nicht für Finn und todsicher nicht für dich. Du könntest mir nicht gleichgültiger sein. Kapiert?«
Seine Worte trafen mich hart, aber ich starrte ihn nur ausdruckslos an. Unbeweglich. Hart. Kalt.
»Absolut«, antwortete ich. »Und jetzt los.«
Ich fuhr den Wagen zurück zu meiner Wohnung. Immer wieder sah ich in den Rückspiegel, aber scheinbar folgte uns niemand. Eine Sache weniger, um die ich mir Sorgen machen musste. Allerdings hatte Alexis James auch keinen Grund mehr, mich zu verfolgen. Sie hatte ihr Druckmittel bereits in der Hand.
Donovan Caine starrte immer geradeaus, die Augen hart, der Körper angespannt. Er sagte auf der ganzen Fahrt kein Wort, aber ich konnte den Hass auf sich selbst und die Wut, die von ihm ausgingen, förmlich greifen. Wenn er sich noch mehr in diesen Zorn
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