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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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steckt.
    Der Dirigent räusperte sich und schlug ein paar Mal mit seinem Taktstock auf den Notenständer. Augenblicklich verstummte die plappernde Menge im Saal. Der Metallstock senkte sich wieder, und das Orchester fing an zu spielen. Energie. Gefühle. Freude. Ich schloss meine Augen und lauschte der Musik, der perfekten Harmonie der Instrumente, die komplexe Muster aus Noten und Akkorden gebaren und bis zu mir auf die Galerie strömen ließen. Die Klänge verbanden sich in meinem Ohr zu einer Melodie wunderbarer Schönheit.
    Ich lauschte noch ein paar Sekunden und genoss die Harmonien. Dann blendete ich die Musik aus und machte mich an die Arbeit. Laut dem Zeitplan in Fletchers Unterlagen musste der Job vor der Pause erledigt sein. Der Klient wollte Gordon Giles’ vorzeitiges Abtreten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen, indem er die Leiche zu diesem Zeitpunkt entdeckte.
    Ich öffnete den Instrumentenkoffer und nahm ein weiteres Mal die Innenform heraus. In dem geheimen Fach darunter lag das Mordinstrument meiner Wahl für den heutigen Abend – eine Armbrust.
    Die Waffe sah aus wie jede durchschnittliche Armbrust, bis auf das mächtige Zielfernrohr über dem Abzug und den mit Widerhaken versehenen Metallbolzen, der bereits vor der Sehne lag. Sie war das perfekte Instrument für Anschläge aus mittlerer Entfernung. Da ich nicht riskieren wollte, dass Gordon Giles seine Luftmagie gegen mich einsetzte, hatte ich mich entschieden, diesen Job aus sicherer Entfernung zu erledigen. Einfach abdrücken und klammheimlich verschwinden. Kein Durcheinander, keine Aufregung und zur Abwechslung auch kein Blut auf meinen Klamotten. Der einzige echte Nachteil an meinem Job.
    Ich hätte natürlich auch ein Gewehr verwenden können. Einfacher zu bekommen, billiger zu kaufen, am Ende dasselbe Ergebnis. Aber Gewehre hatten zu oft Ladehemmung – gemessen an der Häufigkeit des Einsatzes in meinem Job. Bei einer Armbrust bestand dieses Risiko nicht. Aus demselben Grund benutzte ich für die meisten meiner Aufträge Steinsilber-Messer, wie ich sie auch heute Abend am Körper verborgen trug. Zwei hatte ich unter meinen langen Ärmeln versteckt. Eines um meine Taille geschnallt. Zwei weitere steckten in meinem Stiefel. Das übliche Fünferarsenal. Nur für den Fall, dass die Sache nicht genauso lief, wie ich sie geplant hatte, und ich mich meinem Opfer nähern musste.
    Das Tolle an Steinsilber-Messern war das beinahe unzerbrechliche magische Metall. Außerdem verkantete sich die Klinge eigentlich nur dann, wenn ich sie jemandem zu tief in die Brust gerammt und Schwierigkeiten hatte, sie wieder herauszuziehen. Aber da spielte es, nun ja, eigentlich keine große Rolle mehr.
    Ich griff nach der Armbrust und legte sie auf die Brüstung der schmalen Galerie. Es war düster hier oben, und niemand schaute in meine Richtung, aber trotzdem hatte ich mich entschlossen, den Angriff aus dem dunkelsten Schatten heraus zu starten. Ich wollte nicht, dass irgendein gelangweiltes Kind nach oben starrte und dann seine Mami fragte, was die schwarze Figur mit der beängstigenden Waffe dort weit, weit oben unter den Dachsparren wollte. Ich mochte ja hier sein, um jemanden umzubringen, aber es gab keinerlei Grund, die anderen Anwesenden zu verängstigen oder ihnen ihren Abend zu versauen. Nur ein einziger Schrei, und meine Chance war vertan. Wenn man Gordon Giles’ Nervosität mit einbezog, würde ich es nach einem Fehlversuch wahrscheinlich nicht allzu schnell noch einmal probieren können. Ich war überrascht, dass er überhaupt bei einer öffentlichen Veranstaltung aufgetaucht war. Wäre ich der Buchhalter, der Mab Monroe bestahl, wäre ich vermutlich gerade damit beschäftigt, mir auf einer einsamen Insel das Gesicht liften zu lassen. Auf keinen Fall würde ich eine Vorstellung in der örtlichen Oper besuchen.
    Die Vergrößerung des Zielfernrohrs verschaffte mir einen perfekten Einblick in seine Loge. Daher konnte ich auch den kurzen Lichtstrahl erkennen, als die im Hintergrund liegende Tür sich öffnete. Ich schnappte irritiert nach Luft und versuchte, die Identität des Neuankömmlings zu bestimmen – und abzuschätzen, ob er meine Pläne durcheinanderbringen würde.
    Donovan Caine war in die Loge getreten.
    Ich kannte Caine vom Sehen – und seinen Ruf. Donovan Caine war einer der wenigen ehrlichen Polizisten in der Stadt, aufgezogen von seinem geliebten, aber leider vorzeitig verstorbenen Detective-Daddy. Laut Fletcher gehörte

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