Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Caine zu den Männern, die nie wegsahen, egal wer wie viel Druck auf ihn ausübte. Nahm keine Bestechungsgelder an. Dealte nicht mit Drogen. Himmel, laut Fletcher rauchte er nicht einmal!
Der Detective war damit beauftragt worden, in einigen meiner früheren Aufträge in Ashland zu ermitteln, allerdings hatte er dabei wenig Erfolg gehabt. Anders als einige meiner mörderischen Kollegen war ich nicht dämlich genug, um meine Arbeit zu signieren. Einige Auftragsmörder, besonders die Magiewirkenden, nahmen sich tatsächlich die Zeit, ihre persönliche Rune in die Haut ihrer Opfer zu ritzen oder sie auf den Boden oder eine Wand zu malen. Ich hatte sogar Gerüchte von einem bestimmten Vampir gehört, der die Rune gerne mit dem Blut seines Opfers zeichnete – nachdem er es mit seinem eigenen vermischt hatte. Idioten. Eine Rune zu zeichnen war genauso schlimm, wie einen Fingerabdruck am Tatort zu hinterlassen. Jegliche Angeberei führte auf direktem Weg auf den elektrischen Stuhl. Die Menschen im Süden hatten keine großen Hemmungen, Gefangene hinrichten zu lassen, besonders wenn solche Aktionen auch noch vom Staat genehmigt wurden.
Aber Caine wusste, dass ich existierte, hauptsächlich wegen meines letzten Auftrages in der Stadt vor ein paar Monaten – als ich seinen Partner getötet hatte.
Cliff Ingles war kein schlechter Mensch gewesen – bis auf seine fragwürdige Neigung, außerhalb der Dienstzeiten Prostituierte zusammenzuschlagen und zu vergewaltigen. In Ashland reichte das nicht aus, um ihn aus dem Polizeidienst zu suspendieren und noch weniger, um meine spezielle Form der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das war allerdings nur bis zu dem Moment so gewesen, bis Ingles seine gewalttätige Art auch an der dreizehnjährigen Tochter einer der Nutten ausgelebt hatte. Die Vampirin wusste genug, um eine Botschaft mit der Bitte um meine Hilfe in Fletchers Richtung zu schicken. Der alte Mann mochte keine Vergewaltiger, und ganz besonders nicht diejenigen, die sich an Kindern vergingen. Ich hatte auch keinen Gefallen an ihnen, also erledigte ich den Job pro bono. Ein Dienst an der Öffentlichkeit. Der Bürgermeister hätte mir eigentlich eine Medaille verleihen sollen …
Caine hatte gewusst, dass sein Partner nicht gerade blitzsauber war, aber anscheinend hatte er das Ausmaß von Ingles’ Verderbtheit nie ganz begriffen. Denn nachdem ich dem alten Sack ein Messer in den fetten Wanst gerammt und ihm die Eier abgeschnitten hatte, schwor Donovan Caine öffentlich, den Mörder seines Partners seiner gerechten Strafe zuzuführen. Er versprach hoch und heilig, dass er den Mann finden würde, der für den schmerzhaften, verfrühten Tod seines Partners verantwortlich war und ihn auf jede Weise dafür zahlen lassen wollte, die ihm zur Verfügung stand. Die Untersuchung war mittlerweile zum Stillstand gekommen, aber Caine hatte nicht aufgegeben. Ungefähr einmal die Woche schickte er eine öffentliche Nachricht an die örtliche Presse und bettelte die Leserschaft um Informationen über den Ingles-Mord an.
Oh, Caine wusste nicht, dass es speziell ich, Gin Blanco, die Spinne, gewesen war, die seinen Partner getötet hatte. Der Detective wusste nur, dass ein Auftragsmörder Cliff Ingles erledigt hatte. Wäre ein Gangmitglied oder eine andere zwielichtige Gestalt Ingles’ Schicksal gewesen, wäre derjenige vermutlich dämlich genug gewesen, damit anzugeben. Irgendjemand hätte das garantiert mitbekommen, und Caine hätte ihn in der Zwischenzeit wahrscheinlich längst aufgespürt und erledigt. Aber weil ich keiner dieser Angeber war, konnte der Detective nur weiter darauf hoffen, irgendwann einmal denjenigen zu erwischen, der Ingles ermordet hatte, und so Rache für seinen toten Partner zu üben.
Seit dem Mord an Ingles hatte ich ein persönliches Interesse an dem Detective entwickelt. Seine verbissene Entschlossenheit amüsierte mich, so wenig Erfolg versprechend und fehlgeleitet sie auch war. Ich hatte Fletcher dazu gebracht, eine Akte über ihn anzulegen.
Ich verfolgte Caine durch das Zielfernrohr, als er sich Giles näherte. Zweiunddreißig Jahre alt. Eins fünfundachtzig. Kurz geschnittenes schwarzes Haar. Braune Augen. Starkes eckiges Kinn. Etwas schiefe Nase. Schlanker Körper. Bronzefarbene Haut, die seine spanische Herkunft verriet. Er war gut aussehend, wenn auch nicht so hübsch wie einige der Männer, die ich im Empfangssaal gesehen hatte. Aber Caine bewegte sich mit dem locker-lässigen Selbstbewusstsein
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