Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
den anderen, unsicher, ob er eingreifen sollte. Er drückte sich die Pistole eng an die Brust, direkt über seinem Herzen.
Das half ihm leider kein bisschen.
Mein Messer glitt lautlos in seinen Rücken, durch seine Rippen hindurch, direkt in sein Herz. Das Blut spritzte über meine Hände. Heiß. Nass. Klebrig. Das Gefühl war jedes Mal gleich und doch immer anders.
Er zuckte zusammen, und ich presste ihm die Hand auf den Mund, um jeden Laut im Keim zu ersticken. Ich hätte mir die Mühe sparen können.
Tiefer im Haus ging etwas zu Bruch. Lautes, unflätiges Fluchen schwebte durch die Nacht und übertönte jedes Geräusch, das der Sterbende von sich gab.
Ich zog das Messer zurück, ließ den toten Wachmann auf die Veranda sinken, trat über ihn hinweg und glitt ins Haus. Ein paar schwache Lampen gaben dämmriges Licht. Der kleine Flur im Eingangsbereich öffnete sich in drei Richtungen – oben, rechts und links. Links lag das Wohnzimmer mit einem großen Fernseher, einer braunen Ledercouch und ein paar Sesseln. Zur Rechten lag ein kleines Speisezimmer. Auf dem viereckigen Tisch standen ein dreckiger Teller und ein Glas, zusammen mit einer alten Zeitung. Gemütlich.
Die Treppe lag direkt vor mir, und ich stieg hinauf. Wieder schob ich mich an der Wand entlang und verzog bei jedem Knarren, das mein Gewicht auf dem Holz erzeugte, das Gesicht. Ich spähte vorsichtig über den Treppenabsatz. Ein weiterer Flur, von dem verschiedene Räume abgingen. Rechts lag etwas, was aussah wie ein wenig benutztes Gäste- oder Arbeitszimmer, in dem der Laptop halb unter alten Sportmagazinen vergraben lag. Vor mir eröffnete sich ein Bad mit einem Haufen von Handtüchern auf dem gefliesten Boden. Daneben lag noch ein Zimmer, wahrscheinlich das Schlafzimmer.
In diesem letzten Raum, in dem ich Caine hatte auf und ab tigern sehen, brannten alle Lichter. Ich hörte Schläge, gefolgt von einem langen tiefen Stöhnen. Der Detective wurde gerade nach allen Regeln der Kunst vermöbelt.
Vorsichtig schob ich mich auf die Flurdielen des ersten Stocks und zog eine Grimasse, als die Treppe ein letztes unerwünschtes Knirschen von sich gab. Aber die Männer im Schlafzimmer waren zu sehr damit beschäftigt, Caine zusammenzuschlagen, um sich Sorgen um ungewollte Eindringlinge zu machen. Außerdem hatten sie ja zwei Wachen unten postiert, eine vorne und eine hinten. Es konnte doch gar nichts schiefgehen, wenn man als Rückendeckung zwei Kerle allein im Dunkeln stehen ließ.
Ein Messer in jeder Hand schlich ich auf Zehenspitzen auf das Schlafzimmer zu. Die undeutlichen Stimmen wurden nach und nach verständlich.
»Sag uns, wo es ist!«, keuchte ein Mann. »Du kannst doch sicher erkennen, wie sinnlos das ist. Es wird niemand kommen, um dich zu retten, Detective.«
Ich musste ein Déjà-vu haben – hatte nicht erst vor Kurzem ein anderer Schläger etwas ganz Ähnliches zu Finn gesagt? Na ja …
»Ich will nur die Festplatte und die Informationen, die Gordon Giles dir in der Oper gegeben hat. Das ist alles.«
»Genau«, schaltete sich eine andere männliche Stimme ein. »Gib sie uns schnell genug, und wir lassen dich vielleicht sogar am Leben.«
Ich verdrehte die Augen. Genau. Donovan Caine würde dieses Haus ohne mich nur noch in einem schwarzen Leichensack verlassen.
Als Nächstes hörte ich ein tiefes Husten, gefolgt von einem nassen Geräusch. Caine, der sein eigenes Blut ausspuckte.
»Ich habe euch schon gesagt, dass Giles mir nichts gegeben hat. Keine Festplatte, keine Akten, gar nichts«, erklärte er mit rauer Stimme. »Ihm blieb keine Zeit dafür, bevor euer Attentäter in die Loge kam.«
»Aber du warst da, um es zu holen, um ihn davon zu überzeugen, die Informationen an dich weiterzugeben«, erklang eine dritte Männerstimme. »Er muss dir irgendetwas gesagt oder gegeben haben.«
Ich hörte erneut klatschende Geräusche, gefolgt von dem altbekannten Geräusch einer Faust, die auf Muskeln traf. Caine stöhnte wieder.
»Wo ist die Chefin?«, fragte Stimme Nummer eins. »Sie wird ihn zum Reden bringen. Und zwar schnell.«
»Wirklich? So wie sie den alten Mann im Restaurant zum Reden gebracht hat?«, meinte die zweite Stimme. »Das war das Unheimlichste, was ich je gesehen habe. Wie sie ihm die Haut vom Körper gerissen hat und er sie trotzdem weiter ausgelacht hat. Das hat sogar Carlyle verrückt gemacht, und du weißt, was für ein kalter Mistkerl er ist.«
Fletcher. Dieser Kerl war in der Nacht im Pork Pit gewesen. Er und
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