Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Auftragsmörder, die nicht gerne warteten, taten dumme Sachen – und dann starben sie.
»Lang genug, bis er glaubt, dass wir heute Abend nicht mehr kommen, und sich entspannt«, sagte ich. »Und jetzt hör auf zu meckern. Du quengelst schlimmer als ein Kleinkind.«
Ich spähte durch mein Nachtsichtgerät. Donovan Caine lebte in einem bescheidenen Haus in Towering Pines, einem von Ashlands ländlicheren Vororten. Das zweistöckige Holzhaus lag am Ende einer Sackgasse auf einem kleinen Hügel. Krüppelkiefern säumten die gewundene, vielleicht sechzig Meter lange Auffahrt, die zum Haus führte. Die Bäume wurden dem großspurigen Namen des Viertels nicht gerecht.
Finn und ich hatten uns ein neues Auto besorgt und waren kurz vor sechs Uhr in den Vorort eingedrungen. Zu unserem großen Glück schmiss heute einer von Caines Nachbarssöhnen im Collegealter eine laute Party. Zwei Dutzend Autos standen aufgereiht an der Straße, manchmal sogar drei nebeneinander, während sich mindestens hundert Leute, alle Anfang zwanzig, in und um das ranchähnliche Haus tummelten, das der Bleibe des Detectives am nächsten stand. Ein volltrunkener Student war bereits vorbeigestolpert, hatte sich plötzlich umgedreht und auf der Motorhaube unseres gestohlenen Jeeps erbrochen. Ich hatte Finn davon abhalten müssen auszusteigen und die Nase des Jungen in seine eigene Kotze zu drücken.
»Es ist nicht mal dein Auto«, mahnte ich. »Du hast es vom Parkplatz eines Einkaufszentrums mitgehen lassen.«
»Hier geht es ums Prinzip.« Finn rümpfte die Nase. »Es ist ein Mercedes. Man kotzt nicht auf einen Mercedes.«
Wir saßen ungefähr fünfzig Meter von Caines kleinem Häuschen entfernt, außer Reichweite jeglicher Videokameras oder anderer Überwachungsgeräte, die vielleicht auf dem Grundstück installiert waren. Bis auf die Party war auf der Straße nicht viel los. Ein paar Leute kamen von der Arbeit, gingen in ihre Häuser und zogen kurz darauf wieder los, um sich etwas zu essen zu besorgen. Ein paar Kinder in Football-Trikots wurden aus einem Kleinbus gespuckt. Einige der Bewohner trugen ihre Einkäufe nach Hause. Die üblichen Vorgänge in einem stinknormalen amerikanischen Vorort.
Genau um sechs Uhr wurde das Licht auf Caines Veranda eingeschaltet. Der Detective schien meine Bedingungen akzeptiert zu haben. Zumindest wollte er mich das glauben lassen. Ich hatte keine auffälligen Bewegungen in der Nähe des Hauses bemerkt. Keine in Büschen versteckten Cops, keine Detectives in Zivil, die sich als entnervte Vorstädter ausgaben, kein Sondereinsatzkommando in einem unauffälligen Lieferwagen. Aber das bedeutete nicht, dass Caine nicht mit einem Dutzend von Ashlands korruptesten Bullen in seinem Haus auf mich wartete.
Kaum war das Licht angeschaltet worden, hatten Finn und ich das Viertel verlassen. Wir hatten die Zeit totgeschlagen, indem wir bei Pepe’s, einem mexikanischen Restaurant in der Nähe, würzige Fajitas, salzige Nachos und leckere Soßen gegessen hatten. Kurz nach acht waren wir zurückgekehrt und hatten die nächsten drei Stunden damit verbracht, Caines Haus zu beobachten.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass er diese Lampe wirklich eingeschaltet hat«, meinte Finn, während er aufgeregt auf dem Fahrersitz hin und her rutschte. »Er muss genauso verrückt und verzweifelt sein wie wir.«
»Oder er weiß, dass da mehr dahintersteckt, als man auf Anhieb erkennen kann, und will der Sache auf den Grund gehen«, antwortete ich.
»Du weißt, dass es genauso gut eine Falle sein kann. Caine könnte da drin mit einer Schrotflinte warten, bereit, dich in die Hölle zu befördern.«
»Das könnte er, aber ich glaube nicht, dass er es tun wird«, gab ich zurück. »Indem er diese Lampe angemacht hat, hat er mir sein Wort gegeben. Einem Mann wie Donovan Caine bedeutet das noch etwas.«
Finn schnaubte. »Genau. Es bedeutet, dass dir erst auffallen wird, was für ein phantastischer Lügner er ist, wenn du deine Eingeweide in der Hand hältst und in deinem eigenen Blut auf seinem Wohnzimmerteppich liegst.«
Ich lehnte mich vor und starrte durch das Nachtsichtgerät aufs Haus. Es war nach elf, und der Tag war schon lange der Nacht gewichen. Eigentlich hätte die Straße in Dunkelheit und Stille gehüllt sein müssen, doch in der Partybude brannte jedes einzelne Licht, und die beeindruckende Soundanlage beschallte alles im direkten Umkreis. Irgendwer dort hatte eine Vorliebe für Lynyrd Skynyrd. Sie hatten inzwischen so oft
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