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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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werden ganz Ohr sein. Außerdem verraten wir
ihnen, wo der geklaute Mercedes steht. Wahrscheinlich sind Fingerabdrücke am
Lenkrad.“
    Bert schüttelte den Kopf. „Das habe ich
abgewischt. Wegen meiner Abdrücke.“
    „Blöd!“
    „Wieso? Hätte ich vielleicht meine
abwischen und seine dranlassen sollen? Mach das mal vor, du Knalltüte.“
    Andy grinste und wischte sich
vertropftes Bier vom T-Shirt. Sie hatten kein Telefon in ihrer Bude, mußten
also zur nächsten Telefonzelle stiefeln.
    Aber sie wollten schlau sein.
Vielleicht konnten die Bullen mit ihrem technischen Gewußt-wie feststellen,
woher der Anruf kam.
    Das hätte Rückschlüsse zugelassen auf
ihre Adresse.
    Also stiefelten sie vier Straßen weit
bis zum Postamt 24 in der Leberecht-Straße und quetschten sich dort in eine
gelblackierte Fernsprechkabine.
    Die Telefonvermittlung des
Polizei-Präsidiums meldete sich, nachdem Andy gewählt hatte.
    „Ich möchte den Bul... den... äh...
Beamten sprechen, der den gestrigen Raubüberfall auf die Ringblech-Bank
aufklären soll.“
    Er wurde verbunden.
    „Glockner“, meldete sich eine
sympathische Männerstimme.
     
    *
     
    Elf Typen hatte Pleff, genannt ,die
Schraube’, seit gestern gelöchert.
    Neunmal erntete er Achselzucken. Zwei
versuchten, ihn anzulügen — wegen der in Aussicht gestellten 50-Mark-Belohnung.
Aber er merkte, daß sie weder den Rothaarigen Andy noch den Bert mit den dicken
Kinnbacken kannten, und fiel nicht darauf rein.
    Soeben verhandelte er mit dem Zwölften,
einem Eckensteher beim Hauptbahnhof, genannt ,das Ohr 1 , weil er
alles hörte, alles wußte, jeden kannte.
    „Für ‘ne Handvoll Knete“, grinste er,
„fällt mir ein, wer die beiden sind, Schraube. Weshalb suchst du sie denn?“
    „Wegen ‘ner Erbschaft.“ Pleff hob einen
Mundwinkel. „Ihr reicher Onkel in Amerika, ein Öl-Millionär, hat mich beauftragt,
sie aufzuspüren. Er will ihnen einen Wolkenkratzer schenken.“
    „Du willst mich wohl verarschen“,
meinte das Ohr.
    „Um ehrlich zu sein: Es ist kein
Öl-Millionär. Er hat seinen Reichtum mit Hundefutter erworben. Fabrikant für
Hundefutter, du verstehst? Und er will ihnen auch keinen Wolkenkratzer
schenken, sondern die entsprechende Summe in bar. Also, raus mit den Namen!“
    „Erst die Knete!“
    Pleff gab ihm zwei Zehner.
    Doch das sei, meinte Ohr, nicht genug —
im Verhältnis zur Erbschaft. Denn so ein Wolkenkratzer in der Neuen Welt (Amerika) koste ja ein bißchen mehr als eine Sozialwohnung bei der Neuen Heimat oder eine
Nissenhütte für Asylanten (Obdachlose, Verfolgte aus dem Ausland ).
    Pleff legte einen Zwanziger drauf.
    „Das sind also Bert und Andy“, sagte
das Ohr. „Die Zunamen weiß ich nicht. Lungern rum und klauen Autos. Zur Zeit
hausen sie, wenn ich mich nicht irre, in der Ratzebor-Straße.“

    „Ich hoffe nicht, daß du dich irrst“,
sagte Pleff. „Sonst komme ich zurück und breche dir die Daumen ab.“
    Er stieg in seinen weißen Audi und fuhr
los.
    An der nächsten Ecke überlegte er. Wo
war die Ratzebor-Straße? Sicherlich nicht im Villen-Viertel. Und auch nicht
beim Justizpalast.
    Da er erst seit März seinen ständigen
Wohnsitz hierselbst hatte, fehlte ihm die Orts- und Straßenkenntnis, wie sie
zum Beispiel für einen Taxifahrer selbstverständlich ist — es sei denn, der
fährt nur aushilfsweise und würde lieber in seinem erlernten Beruf als
Gymnasiallehrer jobben.
    In der Bleibetreu-Straße schlurfte eine
Politesse die Parknischen ab und schrieb Strafzettel aus.
    Pleff fragte sie nach der
Ratzebor-Straße.
    Die Politesse hatte keine Ahnung, besaß
aber einen Stadtplan. Auf dem fanden sie die Straße.

16. Zweierlei Chips
     
    Neugier macht unruhig.
    Tim trainierte am Samstagvormittag zwei
Stunden in der Turnhalle. Judo und Geräteturnen stand auf seinem Programm. Aber
er hatte Mühe, sich zu konzentrieren.
    Andere Gedanken beschäftigten ihn. Was
war mit dem Schläger Krawutschke? Hatte er gestanden? Weshalb suchte er sich
die Dröselhoff-Adresse aus — für seinen Einbruch?
    Ist doch seltsam, dachte Tim, daß der
Typ in so kurzer Zeit zweimal mit uns aneckt.
    Tim turnte an den Ringen: Kreuzhang,
Sturzhang, Sturzhang gestreckt, dann Überschlag rückwärts. Am Reck übte er
mehrmals die Riesenfelge. Zum Schluß ging er ans Pferd. Er turnte Schere und
Kreisflanke, bis ihm die Arme zitterten. Dann war es genug für heute.
    Als er geduscht hatte und ins ADLERNEST
kam, saß Klößchen am Tisch und kritzelte in einem

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