Spion auf der Flucht
amerikanischen
Freunden, wie der Bundeskanzler zu sagen pflegt?“ fragte Tim. „Oder von WBCB?“
„Von X-U-1 %-Gamma-Chips.“
„Wenn’s Kartoffelchips wären“, meinte
Klößchen, „könnte man sie essen. Aber du meinst bestimmt diese anderen, die...
äh... ich glaube, da habe ich gefehlt in Physik.“
„In der Mikroelektronik“, erklärte
Karl, „sind Chips sehr kleine, meist aus Silicium bestehende Plättchen, die
einen Schaltkreis tragen, also Informationen speichern. Ist wahnsinnig spannend
sowas — für ein naturwissenschaftliches Gehirn. Deshalb möchte ich mich mit dem
Dröselhoff darüber unterhalten. Über diese sensationelle Neuerung. Aber mein
Vater meint, das sei so geheim, daß mir Dröselhoff kein Wort sagt. Schade,
was?“
„Also, mich interessiert’s nicht“,
sagte Gaby.
Karl sah sie fassungslos an.
„Über Kartoffelchips ließe sich reden“,
wiederholte Klößchen sich. „Aber deine Speicherplättchen...“
Tim lachte. „Du stehst nicht ganz
allein da mit deinem technischen Interesse, Karl. Ich hätte gern ein paar Infos
über den Info-Träger, den neuen. Heh!“ Er schnippte mit den Fingern. „Da blitzt
ja eine Idee in mir auf. Vielleicht ist Dröselhoff Geheimnisträger, und
Krawutschkes geplanter Einbruch hängt damit zusammen.“
Karl schüttelte den Kopf. „So wichtige
Unterlagen ließe der nicht zu Hause rumliegen.“
„Hast recht.“
„Ich nehme an“, sagte Karl, „es handelt
sich um Chips von Staubkorngröße. Und auf denen kann man das gesamte Wissen der
Welt speichern.“
„Unmöglich!“ rief Klößchen. „Daß man
mein Wissen darauf speichert — das glaube ich. Aber das der Welt — nee!“
„Wenn’s um dein Wissen geht“, meinte
Gaby, „würde der Computer einen Lachanfall kriegen.“
„Oder Ladehemmung“, feixte Karl. „Keine
Maschine verträgt soviel Schokolade.“
Klößchen machte ,ph’ und griff nach der
großen Tafel in seiner Gesäßtasche.
„Statt hier rumzublödeln“, sagte Tim,
„würde ich gern deinen Vater besuchen, Gaby, und mal hören, wie Krawutschke zu seinen
Schandtaten steht. Dabei können wir deinen Vater auf diesen neuen Blickwinkel
hinweisen.“
Keiner hatte einen besseren Vorschlag.
Also fuhren sie los.
17. Klein-Edmunds schlimmer Streich
Kommissar Glockner war in seinem Büro und
benutzte eine ruhige Stunde, um Akten aufzuarbeiten.
„Ach, ihr seid’s“, seufzte er, als die
TKKG-Bande in voller Zahl hereinmarschierte.
„Wir stören nicht lange“, sagte Gaby.
„Wir wollen nur wegen Krawutschke
fragen“, erklärte Tim. Glockner lehnte sich in seinem Schreibtischsessel
zurück. „Der ist durchtrieben. Er gesteht nur, was wir ihm nachweisen können.
Im Fall Blassmüller ist alles klar. Auch hinsichtlich der Körperverletzung, die
Krawutschke diesem Norbert Vierhals zugefügt hat.“
„Ist das die Prügelei, bei der
Blassmüller Zeuge war?“ fragte Tim. Glockner nickte. „Und damit haben wir genug
in der Hand, um Krawutschke hinter Gitter zu schicken.“
„Aber den Einbruch bei Dröselhoff“,
erinnerte Tim.
„Das war kein Einbruch. Wir vermuten
doch nur, das Krawutschke das vorhatte. Obwohl ich mir nicht sicher bin.“
„Nein?“ staunte Tim. „Sondern? Man
preßt sich nicht hinter der Hausecke verstohlen an die Mauer, wenn man eine
Adresse sucht — wie er behauptet. Auch zum Ostereiersuchen wäre er ziemlich
spät dran — jetzt im Spätsommer.“
„Krawutschke macht sicherlich auch
Einbrüche und stiehlt, was er kriegen kann“, sagte Glockner. „Aber in erster
Linie scheint er ein Schläger zu sein. Es gibt genügend Leute, die andere
verbleuen möchten, aber selbst nicht den Mut dazu haben. Uns liegen etliche
ungeklärte Fälle von schwerer Körperverletzung vor. Gehäuft ereignen sie sich
seit etwa zwei Jahren. Wir greifen jetzt die Fälle raus, bei denen nur ein
Schläger auftrat. Sofern dessen Personenbeschreibung auf Krawutschke zutreffen
könnte, stellen wir ihn den Opfern gegenüber. Ich glaube, damit werden wir ihn
noch der einen oder anderen Gewalttat überführen.“
„Dann wäre der für die nächsten Jahre
versorgt“, sagte Karl.
„Aber Sie wollen doch darauf hinaus,
Herr Glockner“, sagte Tim, „daß unsere Sache ähnlich liegt. Daß Krawutschke
keinen Einbruch plante, sondern Dröselhoff verkloppen wollte.“ Der Kommissar
lächelte. Dann hob er vielsagend die Achseln.
„Warum eigentlich nicht?“ Gaby zog
ihren Pferdeschwanz über die linke Schulter nach
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